Schüler erinnern an den Holocaust
Stolpersteine werden auf Hochglanz gebracht

Sie organisieren für die neunten Klassen ihrer Schulen zusammen mit Jenny Haas (Zweite von rechts) das Putzen der Gedenksteine (von links): Max Eberle, David Augustin, Anna Vitiello, Noel Treffinger, Jana Schwab und Hannah Asprion. | Foto: AgR Offenburg
  • Sie organisieren für die neunten Klassen ihrer Schulen zusammen mit Jenny Haas (Zweite von rechts) das Putzen der Gedenksteine (von links): Max Eberle, David Augustin, Anna Vitiello, Noel Treffinger, Jana Schwab und Hannah Asprion.
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Offenburg/Kehl (st). Im Rahmen des von der Stadt Offenburg organisierten Gedenktags werden am 9. November mehr als 500 Neuntklässler die 120 Stolpersteine im Ort auf Hochglanz polieren. An der vom Bündnis Aufstehen gegen Rassismus mit der Schülerselbstverwaltung ins Leben gerufenen Aktion beteiligen sich das Grimmelshausen-Gymnasium, das Kloster Unserer Lieben Frau, das Oken-Gymnasium, das Schiller-Gymnasium, die Erich-Kästner-Realschule und die Freie Waldorfschule Offenburg. Ausgestattet mit Putz-Kits, die Offenburger Geschäftsleute und die Amadeu-Antonio-Stiftung zur Verfügung gestellt haben, suchen die Schüler in 50 Gruppen die Gedenkstätten auf. „Wir erinnern mit dieser symbolischen Aktion an die Verfolgten der Naziherrschaft in Offenburg. Keiner ist vergessen“, sagt Jenny Haas, die Sprecherin des Bündnisses.

Die Aktion beginnt für die Schüler um 10.30 Uhr mit einer Ansprache von Oberbürgermeisterin Edith Schreiner vor dem Rathaus. Nach der Putzaktion treffen sich die Teilnehmer am Salmen und begeben sich dann entweder auf den Rundgang des „Arbeitskreises 9. November“ zum Thema „Spurensuche“ oder besuchen die Sonderausstellung zur Reichspogromnacht im Salmen. Gegen 13 Uhr soll die Aktion, für deren Dauer die Schüler vom Unterricht freigestellt sind, beendet sein. „Wir haben keine Schuld an dem, was 1938 passiert ist, aber wir tragen Verantwortung dafür, dass sich so etwas nicht wiederholt. Deshalb ist es wichtig, sich an die Opfer der Nazi-Herrschaft zu erinnern und ein Zeichen gegen Ausgrenzung und für eine offene, soziale und solidarische Gesellschaft zu setzen“, begründet Jana Schwab als Schülersprecherin des Kloster-Gymnasiums ihre Teilnahme.

Bereits für den 8. November sind die Bürger von Kehl und Straßburg eingeladen, gemeinsam die Stolpersteine der Grenzstadt zu putzen. In Begleitung der Historiker Friedrich Peter und Ute Scherb sollen unterwegs die Schicksale der Menschen, deren Namen in die Steine eingraviert sind, erläutert werden. Die Veranstaltung ist zweisprachig deutsch-französisch. Sie beginnt um 16.30 Uhr mit einem Grußwort des Kehler Oberbürgermeisters Toni Vetrano und endet in Straßburg mit einer Gedenkveranstaltung des Consistoire israéliste du Bas-Rhin auf dem Platz der Alten Synagoge. An jedem Gedenkstein soll eine Kerze entzündet werden. Ähnliche Aktionen sind in Haslach und Lahr geplant.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten in Deutschland die Synagogen. Allein in Offenburg verhafteten SA und SS 70 jüdische Männer. Verfolgt von 1000 Schaulustigen wurden sie in einem entwürdigenden Marsch durch die Hauptstraße zum Bahnhof getrieben. Von dort brachte man sie in das KZ Dachau. Am gleichen Tag zerstörten Offenburger den Salmen und das Café Weil. Die Reichspogromnacht bildete vor 80 Jahren den Auftakt zu systematischer Verfolgung, Vertreibung und Ermordung der Juden auch in der Ortenau. Im Oktober 1940 besiegelte die Deportation nach Gurs das Ende der jüdischen Gemeinde Offenburg. Rund 100 weitere Menschen wurden in der Turnhalle des heutigen Schiller-Gymnasiums zusammengetrieben. Sie mussten von dort aus den Weg zum Bahnhof für die Fahrt nach Südfrankreich antreten. Das Bündnis Aufstehen gegen Rassismus hat die in Offenburg verlegten Gedenksteine in eine App eingepflegt, die man sich auf der Internetseite www.stolpersteine-guide.de kostenlos auf das Smartphone herunterladen kann.

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