Giuseppe Russo oder La Russo
Auftritt im Frack oder Kleid

Giuseppe ist ein Vollblutschauspieler – nur wenige Requisiten reichen ihm für den Flirt mit der Kamera. | Foto: Michael Bode
  • Giuseppe ist ein Vollblutschauspieler – nur wenige Requisiten reichen ihm für den Flirt mit der Kamera.
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Offenburg. Der Mann hat Ausstrahlung und Präsenz: Wenn Giuseppe Russo spricht, wird schnell klar, das kommt nicht von ungefähr – er hat eine professionelle Ausbildung. "Ich wurde als Kind italienischer Einwanderer in der Schweiz geboren", erzählt der 51-Jährige, der heute in Straßburg lebt und beim "Theater der 2 Ufer" in Kehl auf der Bühne steht. Da war es keine Selbstverständlichkeit, dass er eine Ausbildung zum Musicaldarsteller absolvieren konnte.

"Alles hat mit einer Aufführung im Schülertheater angefangen", erzählt Russo. Ein Lehrer erkannte das Talent zum Singen und riet zu Unterricht. "Ich hatte unglaubliches Glück, dass meine Gesangslehrerin meine Stimme nicht verhunzte", schwärmt Russo noch heute. Als Bassbariton hat er begonnen, heute ist er ein Bass. Mit 14 Jahren den Zugang zur klassischen Musik zu finden, fiel ihm nicht leicht: "Ich stand mehr auf Mainstream."

Erster Auftritt mit 16 Jahren

Schon mit 16 Jahren trat er öffentlich auf. "Ich hatte einen guten Pianisten gefunden und sang in einer Hotelbar", erinnert sich der 51-Jährige. In dieser Zeit beschäftigte er sich mit Jazzsongs der 1940er- und 1950er-Jahre . "Wir hatten viele Standards von Mahalia Jackson oder Cole Porter im Repertoire." Damit war der erste Kontakt zu seinem späteren Metier geknüpft, denn aus Porters Feder stammen berühmte Musicals.

Zeitgleich entdeckte er den Tanz für sich. "Ich war als Jugendlicher sehr wohlgenährt", verrät er lachend. Um abzunehmen, begann er mit Aerobic, wechselte aber schnell zu Modern Dance und landete schließlich in der Dance Factory Zürich. "Irgendwann stand ich überall vor dem Punkt, an dem ich mich entscheiden musste, ob ich es zu meinem Beruf machen möchte oder nicht." Auf Drängen seiner Eltern erlernte er aber erst den viel zitierten "anständigen" Beruf und wurde Bürokaufmann.

Weg zu den Brettern, die die Welt bedeuten

Außerdem bewarb er sich kurzerhand für den Begabtentest an der renommierten Schauspielschule in Zürich. "Da bin ich mit 20 Jahren hingegangen, das war eine richtige Institution." An sein Vorsprechen erinnert er sich noch genau: "Ich musste einen Käfer, einen Apfel und sogar einen Stuhl spielen. Beim Stuhl dachte ich, Giuseppe, ich glaube, das ist nicht das, was Du möchtest." Natürlich wurde er für die eigentliche Aufnahmeprüfung zugelassen.

Musicals sind seine Welt

Das war nicht die einzige Schule, für die er sich interessierte. "In Hamburg wurden die ersten Musicals gespielt. Da kam für mich alles zusammen: Gesang, Schauspiel und Tanz", so Russo. In Wien wurde er fündig, als er das Tanz- und Gesangstudio von Peter Weck, der neu gegründeten Schmiede für Musicaldarsteller, entdeckte. Nur knapp verpasste er die Aufnahmeprüfung, bekam aber im darauffolgenden Semester einen Platz. "Diese drei Jahre waren die schönste Zeit meines Lebens", sagt Giuseppe Russo. "Es war ein Selbsterfahrungstrip, denn man entdeckte seinen Körper und seine Möglichkeiten."

Schon während der Ausbildung durften die Schüler Bühnenerfahrung sammeln. Russo trat in Schwäbisch-Hall in "Evita" und in Klagenfurt in "Jesus Christ Superstar" auf. "Natürlich nur im Ensemble", wiegelt er ab. Nach der Ausbildung arbeitete er zehn Jahre als Musicaldarsteller. "Ich habe alles gemacht: Stadttheater, private Produktionen, schließlich landete ich bei Stella-Musicals." Rückblickend stellt er fest: "Das war Fließbandarbeit, ich hatte fast den Spaß daran verloren." Nach der Pleite des Unternehmens zog er sich von der Bühne zurück. "Musical kann man nicht machen bis man 50 ist", erklärt er. "Es ist sehr anstrengend."

Ohne Schauspiel geht es nicht

Er kehrte in seinen bürgerlichen Beruf zurück. Doch ganz ohne Bühne ging es nicht. "Ein Freund hatte mich aus Spaß zu einem Travestiewettbeweb angemeldet. So kam ich zu 'LaLaDom'", so Russo. Drei Jahre trat das Trio gemeinsam mit Erfolg auf. Nach der Trennung beschloss Russo, seine Kunstfigur "La Russo" als Solist weiter zu entwickeln. "Sie ist heute eine ältere Dame mit Bühnenerfahrung", sagt er. Nach vielen Einzelauftritten entstand der Kontakt mit dem "Theater der 2 Ufer" in Kehl. "Ich trat bei 'Bibel in Concert' in der Nepomukkirche in Kehl auf und lernte Ruth und Andreas Dilles kennen", so Russo. "Ich hatte Lust, wieder in einem Theaterensemble zu arbeiten und nicht alles allein zu machen." Christina Großheim

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