Herbert Agradetti im Porträt
"Auszeichnung ist Doping für die Arbeit"

Seit 40 Jahren ist Herbert Agradetti beim Ortenauer Weinkeller tätig, seit 2002 als verantwortlicher Kellermeister. | Foto: Michael Bode
  • Seit 40 Jahren ist Herbert Agradetti beim Ortenauer Weinkeller tätig, seit 2002 als verantwortlicher Kellermeister.
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Offenburg. "Eine Auszeichnung tut jedem gut", sagt Herbert Agradetti, Kellermeister des Ortenauer Weinkellers. Geehrt wurde er für seine mittlerweile 40-jährige Betriebszugehörigkeit. Dass er solange einem Betrieb die Treue gehalten hat, liegt für den sympathischen Gengenbacher vor allem am Verhältnis der Mitarbeiter untereinander und zur Geschäftsführung. "Wir finden immer ein offenes Ohr. Das macht das Arbeiten sehr angenehm und unkompliziert", so Agradetti. Und das ist für ihn der Schlüssel zum Erfolg und ist ihm in seiner täglichen Arbeit besonders wichtig. "Denn schließlich profitieren beide Seiten von einem vertrauensvollen und offenen Verhältnis", ist sich Kellermeister Agradetti sicher.
Sein Interesse für den Beruf entstand bei ihm schon in der Schule. Familiär vorgeprägt war er nicht. "Wir hatten zuhause keine Reben. Aber im Unterricht hat mich alles interessiert, was mit Biologie und Labor zu tun hatte. Das habe ich einfach gerne gemacht", erzählt er lachend. Und weiter: "Ich habe mich immer weiter informiert und bin dann in den Beruf so reingerutscht."
Und dass die Berufswahl vor allem eine gute Entscheidung war, zeigte sich recht schnell. Denn nach seiner Winzerlehre auf dem Weingut Schloss Ortenberg fiel er mit seiner Arbeit dem damaligen Kellermeister des Ortenauer Weinkellers auf. "Der hat mich dann sehr schnell positiv verhaftet", erzählt Agradetti schmunzelnd. Seit 1980 wirkt er nun im 1953 gegründeten Ortenauer Weinkeller. Eine Entscheidung, die er nie bereut hat. "Ich stehe voll hinter dem Unternehmen und würde diesen Schritt in jedem Fall wieder genau so machen" betont er.
Das Besondere an seinem Beruf ist für ihn die Vielseitigkeit und Abwechslung. Das Winzerhandwerk sei einfach wahnsinnig interessant. Wenn Agradetti über seinen Job spricht, merkt man schnell, dass er voll in seinem Element ist.

Jeder Tag ist eine Herausforderung

"Jeder Jahrgang ist anders. Das ist immer wieder eine große Herausforderung." Mittlerweile bekämen die Themen Klimawandel und Umweltveränderungen eine immer größere Relevanz. "Unsere Arbeit wird sich ändern", beschreibt Agradetti die Herausforderungen der kommenden Jahre. Es würden in Zukunft andere Sorten angebaut, die die Wärme besser vertrügen. "Wir sind in unserem Betrieb an diesen Themen bereits dran und probieren bereits heute viele Sachen aus", erzählt er, "das wird eine schwierige Aufgabe. Aber wir müssen mit der Zeit gehen." Wie gut Agradetti und sein Team die Herausforderungen meistern, zeigen die vielen Auszeichnungen der Weine, die unter seiner Ägide produziert werden. "Die Prämierungen sind echtes Doping für die eigene Arbeit", sagt er stolz. Neben den Ehrungen war für den Kellermeister vor allem die Inbetriebnahme der neuen Produktionsstätte im Jahr 2018 ein echter Höhepunkt seiner Karriere. "Wir durften uns bei der Planung und der Auswahl der Technik voll einbringen. Das unglaublich viel Spaß gemacht und darauf sind wir auch sehr stolz."
An seinem Team schätzt er vor allem die Professionalität. Jeder wisse, was er zu tun habe und alle zögen an einem Strang. Sein Büro befindet sich direkt neben der Abfüllanlage. "Meine Türe ist immer auf und wenn ich das Klirren der Flaschen höre, ist das Musik in meinen Ohren und dann weiß ich, dass alles läuft", sagt er lachend.
So vielseitig wie sein Beruf ist, ist auch der persönliche Weingeschmack des 59-jährigen Kellermeisters: von einem im Barrique-Fass ausgebauten kräftigen Rotwein im Winter über fruchtige Weiß- und Roséweine in der wärmeren Jahreszeit. "Vor allem die Nachfrage nach Weißwein und Rosé hat kräftig zugelegt", weiß er zu berichten.
Wenn er doch einmal von seinem Beruf abschaltet, dann steht das Familienleben an erster Stelle. "Meine Familie steht voll hinter mir, dafür bin ich sehr dankbar", so der zweifache Vater. Und eine ganz besonders große Leidenschaft abseits des Weinbaus ist der SC Freiburg. "Ich habe seit 15 Jahren eine Dauerkarte und bin bei fast jedem Heimspiel."
Ans Aufhören denkt er noch lange nicht. "Ich hoffe, dass ich noch 20 Jahre in dem Neubau arbeiten kann. Denn für mich ist mein Beruf vielmehr eine Berufung." Matthias Kerber

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