Hidden Champions im Gespräch
Schnitzer sorgt für Bio-Glutenfreiheit
- Matthias Niemann, Geschäftsführer
- Foto: Schnitzer GmbH & Co. KG
- hochgeladen von Christina Großheim
Offenburg (rig) Es riecht nach frischem Brot, aber in den Hallen von Schnitzer steckt mehr als Handwerk. Dort trifft Bio auf Ingenieurskunst. Gegründet 1968 vom Zahnarzt Dr. Schnitzer begann alles mit der Idee, Menschen für vollwertige Ernährung zu begeistern – etwa mit einer der legendären Haushaltsgetreidemühlen. Heute steht das Unternehmen für glutenfreie Bio-Premium-Backwaren.
Reines Bio-Unternehmen
„Wir sind ein reines Bio-Unternehmen. Das ist unser Markenkern – und daran rütteln wir nicht. Auch und vor allem nicht in der glutenfrei-Herstellung“, sagt Geschäftsführer Matthias Niemann. Gluten, das Klebereiweiß des Getreides, sorgt normalerweise für Elastizität und Struktur. In der glutenfrei-Produktion muss es ersetzt werden – ganz natürlich. Dank über 20 Jahren Expertise gelingt das auch ohne Chemie. Reis und Mais sind Hauptrohstoffe, eisenreiche Hirse, folsäurehaltige Saaten und andere wertvolle Zutaten sorgen für Nährstoffe. Davon profitieren Menschen mit Zöliakie, Weizenallergie oder auch mit Reizdarm.
Das zweite Standbein ist Technologie. Weil glutenfreie Brote ohne Konservierungsstoffe schnell verderben, investierte Schnitzer früh in Verpackungstechnologie. Nach dem Backen werden die Brote unter CO2-Atmosphäre versiegelt, Sauerstoff wird entzogen. Das Ergebnis: sechs Monate Haltbarkeit – ganz ohne Zusatzstoffe. „Dafür haben wir Luftführung, Mitarbeiterschulung und Prozesskette komplett neu gedacht“, erzählt Niemann.
Der Schritt von St. Georgen nach Offenburg war ein Erfolgsfaktor. Die Lage an der Autobahn, die Nähe zu Logistik und Kunden: ideal für ein Unternehmen, das täglich Ware europaweit versendet. Dennoch sieht Niemann Handlungsbedarf: „Schöne Landschaft allein reicht nicht. Wir brauchen Wohnungen, Infrastruktur, Sicherheit – sonst wird die Region Fachkräfte verlieren.“
Der Fachkräftemangel beschäftigt Schnitzer. „Wenn zwölf Schäferhunde und ein Dackel um die Wurst kämpfen, gewinnt selten der Dackel“, sagt Niemann schmunzelnd. Die metallverarbeitende Industrie habe lange das Personal abgeworben. Schnitzer reagierte mit Automatisierung: Die Auftragsabwicklung läuft heute digital über EDI-Schnittstellen, der nächste Schritt ist die smarte Produktionsplanung. Das Unternehmen ist ZNU-zertifiziert, reduziert Energieverbrauch, verbessert Prozesse und fördert Mitarbeitende durch Gesundheitsbudgets, ergonomische Arbeitsplätze, kontinuierliche Verbesserungen.
Eigene Sauerteige
Trotz aller Technik bleibt das Herz des Unternehmens handwerklich. 80 Prozent der Produkte entstehen mit eigen gezogenen Sauerteigen. Backen bedeutet hierbei Geduld, Erfahrung und Gefühl. „Das ist kein Kunststoffmischen“, sagt Niemann. „Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Jahreszeit – alles spielt eine Rolle.“
Die Zukunft hat Schnitzer fest im Blick: Bis 2030 will das Unternehmen 30 Millionen Euro Umsatz übertreffen und denkt über einen zweiten Standort nach. Auch neue Produkte sollen das Sortiment erweitern. Niemann fasst es augenzwinkernd zusammen: „Wir möchten, dass unsere Kunden morgens mit einem Schnitzer-Produkt frühstücken – und abends mit einem einschlafen.“
3 Fragen
Wo verbringen Sie in der Ortenau am liebsten Zeit mit Ihrer Familie?
Am liebsten bei mir zu Hause mit Ausblick auf das Kinzigtal. Und ehrlich gesagt freue ich mich, am Wochenende zu Hause zu sein. Ich bin viel unterwegs, da wird Ruhe zum Luxus.
Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gerne einmal sprechen – und worüber?
Mit Steve Jobs oder Elon Musk. Mich faszinieren Menschen, die mit einer Idee ganze Branchen auf den Kopf stellen. Ich hätte Jobs gern gefragt, ob er beim iPhone schon ahnte, wie sehr das unseren Alltag verändern würde.
Wie finden Sie Ausgleich zur Arbeit?
Ich fahre zweimal pro Woche mit dem Fahrrad zur Arbeit – rund 20 Kilometer. Diese Strecke ist mein Kopf-Frei-Programm. Danach ist der Tag sortiert.
Zahlen und Fakten
Firma: Schnitzer GmbH Co. KG
Leitung: Matthias Niemann (Geschäftsführer)
Mitarbeitende: ca. 150
Ausbildung: Fachkraft für Lebensmitteltechnik und Lagerwirtschaft, Bürokaufmann, IT-Fachinformatiker, IT-Systemintegration Gesuchte Berufe: Maschinenführer, Lebensmitteltechniker, Mitarbeitende in Verpackung und Qualitätssicherung
Kontakt:Marlener Straße 977656 Offenburg
www.schnitzer.eu
E-Mail: info@schnitzer.eu









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