Kein automatischer Lockdown
"Aktuelle Lockerungen sind vertretbar"

Foto: ag

Ortenau (mak). "Die aktuellen Lockerungen sind vertretbar", sagte Landrat Frank Scherer in einer Videokonferenz zur aktuellen Coronalage im Ortenaukreis. Andere Rechtsgüter müssten nun in den Vordergrund treten, argumentierte der Landrat und verwies vor allem auf die Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, die jetzt geöffnet werden sollen, denn es träten zunehmend psychosoziale Schäden bei Kindern und Jugendlichen auf. 

Bei der Bewertung der aktuellen Corona-Lage nimmt man im Landratsamt immer die Gesamtsituation in den Blick und will sich nicht alleine auf den Sieben-Tage-Inzidenzwert versteifen. "Der Inzidenzwert kann nicht der alleinige Wert bei der Einschätzung der Pandemie sein", so Scherer. Er plädiere vielmehr für eine Positivquote, die Auskunft darüber geben soll, wie hoch der Anteil positiver Befunde an der Gesamtzahl der Tests ist. Das sieht auch Dr. Evelyn Bressau, Leiterin des Gesundheitsamtes, so: "Der Inzidenzwert sollte nicht überbewertet werden. Das Pandemie-Geschehen bildet sich nicht in dieser einen Zahl ab." Vielmehr müsse die Gesamtsituation in den Blick genommen werden, beispielsweise auch wie die Krankenhäuser ausgelastet sind und wie das Gesundheitssystem vor Ort aufgestellt sei.

Keine automatische Verschärfung des Lockdowns

Und hierbei hatte Landrat Scherer erfreuliches zu berichten. Das Ortenau-Klinikum behandle 19 Patienten mit Covid-19, nur einer musste invasiv beatmet werden (Stand Dienstagvormittag, 9. März). Von einer Überlastung der Krankenhäuser sei man weit entfernt. Innerhalb von zwei könnten zudem bis zu 60 weitere Intensiv- und Beatmungsplätze eingerichtet werden.

Deshalb gebe es, so Scherer und Bressau unisono, auch keine automatischen Verschärfungen des Lockdowns, wenn der Inzidenzwert über den vom Land vorgegebenen Wert von 50 steige. Scherer bezieht sich hierbei auch auf Paragraph 20, Absatz 7 der aktuellen Corona-Verordnung. Dort heißt es, dass bei der "Bewertung der Inzidenzwerte das Gesundheitsamt die Diffusität des Infektionsgeschehens angemessen berücksichtigen kann". Selbst beim Auftreten von Hotspots beispielsweise in Schulen oder Kindertagesstätten, sei es ausreichend diese in den Griff zu bekommen und zu isolieren, so Bressau. „Erst wenn das Infektionsgeschehen diffus wird, müssen wir die Lockerungen zurücknehmen“, so die Leiterin des Gesundheitsamts weiter.

Pflegeheime nahezu durchgeimpft

Auch beim Schutz der vulnerablen Gruppen, also etwa den Menschen über 80 Jahren, sei man auf auf einem sehr guten Weg. Bis auf ein Pflegeheim in Wolfach, in dem es kürzlich einen Corona-Ausbruch gab, seien alle Pflegeeinrichtungen im Ortenaukreis von den mobilen Impfteams versorgt worden.  „93 Prozent der Impflingen aus der Priorisierungsgruppe eins haben ihre erste Impfung erhalten“, so Scherer. Bis zum 29. März sollen sie auch ihre Zweitimpfung erhalten. 

Bei der Gruppe der über 80-Jährigen, die nicht in Pflegeheimen lebt, möglichst schnell eine Impfung durchführen zu können, will das Landratsamt vom Land die Warteliste anfordern, auf der aktuell etwa 700 Senioren stünden. Das Landratsamt will nun selbst die Impfwilligen kontaktieren und ihnen ein Impfangebot machen, sagte Dr. Diana Kohlmann, Leiterin der Kreisimpfzentren.

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