Lese ist bald abgeschlossen
Die Winzer sind durchaus zufrieden

Die meisten Weintrauben sind gelesen. Für Winzer ist es insgesamt ein gutes Jahr. | Foto: gro
  • Die meisten Weintrauben sind gelesen. Für Winzer ist es insgesamt ein gutes Jahr.
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Ortenau (rek). Die Traubenlese wird in den kommenden Tagen abgeschlossen werden. Es war wieder aufgrund der Wetterverhältnisse ein spannendes Jahr für die Winzer. „Nach dem herausfordernden vorherigen Jahrgang ist das Weinjahr 2022 für die Winzer deutlich angenehmer verlaufen, lediglich die lange Trockenperiode im Sommer hat die Winzer etwas in Atem gehalten", zieht Holger Klein, Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbandes, ein erstes Fazit.

Früher Start

"Für uns war die vergangene und wird die kommende Woche die Hauptlesezeit sein", berichtet Sebastian Hill, geschäftsführender Vorstand der Genossenschaft Oberkircher Winzer auf Anfrage. Der warme Sommer habe dafür gesorgt, dass die Lese wieder deutlich früher begonnen wurde. Das bestätigt der Weinbauverband: Bei der Weinlese läge man mit dem Beginn der Hauptlese rund ein bis zwei Wochen vor dem langjährigen Schnitt.

Viele Lehren gelten nicht mehr

Angesichts der klimatischen Verhältnisse prophezeit Matthias Wolf, Geschäftsführer des Weinguts Schloss Ortenberg, dass viele Lehren des Weinbaus für diese Region bald nicht mehr gelten. "Wir müssen mittelfristig die Erkenntnisse Südeuropas auf unsere Verhältnisse am Oberrhein übertragen", plädiert er für eine Neuausrichtung. Auch beim Weingut Schloss Ortenberg ist die diesjährige Lese bereits angesichts des Beginns in der vierten Augustwoche sehr weit fortgeschritten. "Seit dem 5. September haben wir durchgehend – bis auf einen Sonntag – Trauben geerntet", so Wolf.

Positiv überrascht

"Wir sind positiv überrascht, welche Qualitäten wir derzeit in den Weinkeller bekommen", ist der Oberkircher Sebastian Hill erfreut. Auch wenn die Oechslezahl bei vielen Sorten unter der Trockenheit gelitten habe und auch nicht mehr aufzuholen sei, erwartet er für den Jahrgang 2022 sehr gute Weine – über alle Rebsorten. Der angekündigte Regen könne die Lese vielleicht noch ein bisschen hinauszögern, betont Hill. Zudem bestehe die Fäulnis-Gefahr nicht mehr und habe auch in den meisten Lagen während der Niederschläge verhindert werden können. In den Lagen um Ortenberg und Zunsweier hätten die Trauben das Wasser der vergangenen Niederschläge direkt eingelagert, berichtet Wolf fürs Weingut. Die Mostgewichte seien innerhalb einer Woche teilweise zweistellig gestiegen, gibt Klein Erfahrungen der badischen Winzer wieder. Sebastian Hill geht ebenfalls bei den zu erwartenden Mengen von einem guten Jahrgang aus.

Schlanke Weine

Dadurch, dass die Niederschläge von einem Ort zum anderen, manchmal sogar von einer Lage zur anderen, unterschiedlich ausgefallen seien, hätten manche Winzer, die von mehr Trockenheit betroffen waren, neidisch auf Kollegen geschaut. Lange Hitze und Trockenheit und dann plötzliche Niederschläge mit rund 30 Litern Wasser an einem Tag seien die herausfordernden Aufgaben der diesjährigen Lese gewesen, berichtet Hill für die Oberkircher Winzer.
"Wir kämpfen aber nicht um das letzte Grad Oechsle", erklärt Wolf. Vielmehr setze das Weingut auf schlankere Weine ohne viel Alkohol, aber einen höheren Anteil an Säure.
Dass für die Sorte Cabernet Sauvignon schon im September die Lese beendet sei, nennt Wolf "Wahnsinn". Die späten Lesen wie 2021 seien inzwischen die absolute Ausnahme. Er erinnert daran, dass im April die Winzer "haarscharf an Frostschäden vorbeigeschrammt" seien.

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