Öffentlich gewordene Verhandlungen
Klinik-Standort Lahr wieder in Diskussion

Aus- und Umbau am bisherigen Standort oder doch ein Neubau in Autobahnnähe? Die Diskussionen um das Ortenau Klinikum Lahr gewinnen aktuell wieder an Fahrt. | Foto: Ortenau Klinikum
  • Aus- und Umbau am bisherigen Standort oder doch ein Neubau in Autobahnnähe? Die Diskussionen um das Ortenau Klinikum Lahr gewinnen aktuell wieder an Fahrt.
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Ortenau (rek) Die Agenda 2030 zur Reform am Ortenau Klinikum scheint sich in Teilen inzwischen als Makulatur zu erweisen – viereinhalb Jahre nach dem Beschluss des Kreistags. Und: Noch sind es acht Jahre, bis sie greifen soll. Aktuell sind weitgehende Verhandlungen von Landratsamt und Klinikum mit dem Klinikbetreiber Mediclin über einen Verkauf des Herzzentrums öffentlich geworden.


Wie lautet die Beschlusslage des Kreistags?

Die Standorte Gengenbach, Oberkirch und Ettenheim sind bereits oder werden aktuell in Zentren für Gesundheit umgewandelt. Für Kehl werden ähnliche Ziele entwickelt. Als Klinikstandorte sollen Offenburg, Lahr, Achern und Wolfach erhalten bleiben – mit Offenburg und Lahr als Maximalversorger.


Wie haben sich die Bedingungen verändert?

Die politischen Rahmenbedingungen und die finanziellen Engpässe sorgen für Veränderungen. Gespräche mit Mediclin über eine Kooperation bei Kardiologie und Herzchirurgie gibt es bereits seit längerem. Neu seit dieser Woche ist, dass sich die Verhandlungen inzwischen um einen Kauf des Lahrer Herzzentrums sowie der psychosomatischen Klinik an der Lindenhöhe in Offenburg drehen sollen. Bisher war der Aus- und Umbau des Lahrer Klinikums gesetzt. Nun soll es Gedankenspiele um einen Neubau in Autobahnnähe geben.


Was sind die Ängste und Probleme?

Nach den nicht bestätigten Informationen soll es Gedankenspiele geben, in Lahr keine Kardiologie und Herzchirurgie mehr zu führen, sondern diese in Offenburg zu zentralisieren. Für Lahrer Kreis- und Stadtpolitiker wäre damit der Status eines Maximalklinikums nicht mehr gesichert.


Was sagen Landrat und Kreisräte?

"Das öffentliche Gerede ist nicht hilfreich und schadet eher", kritisiert Landrat Frank Scherer, dass die Gespräche öffentlich geworden sind und damit die Verschwiegenheitspflicht verletzt worden sei.

Thorsten Erny, Vorsitzende der CDU-Fraktion, erklärt auf Anfrage, sich aktuell an die Verschwiegenheitspflicht zu halten.

Von den Freien Wählern um deren Vorsitzenden Christian Huber gibt es vor der nächsten Fraktionssitzung keine Stellungnahme.

"Man kann die Ängste in Lahr verstehen, muss aber auch die Realität sehen", erklärt Alfred Baum, Fraktionschef der Grünen. Grundsätzlich solle nichts in Frage gestellt werden: "Wichtig ist, dass mit dem Standort Offenburg ein Maximalversorger zwischen Karlsruhe und Freiburg gewährleistet ist." Welche Abteilungen am Ende konkret in Lahr angesiedelt sein würden, werde sich daher erst zeigen.

"Die SPD-Fraktion wartet die Ergebnisse der laufenden Gespräche ab", so deren Vorsitzender Kai-Achim Klare. "Wir müssen aber Anfang 2023 in die Diskussion gehen, welche Optionen Sinn machen." Für die SPD sei es verfrüht, jetzt darüber zu reden, ob Abteilungen von links nach rechts geschoben würden. "Der Agenda-Beschluss gilt erst einmal", betont er.

"Ein Verbleib der herzchirurgischen und kardiologischen Kompetenz in Lahr sollte nicht von vornherein ausgeschlossen werden. Wie alle geplanten Standorte medizinisch aufgestellt sein werden, wird Gegenstand ausführlicher Diskussionen sein", so Eberhard von Hodenberg für die FDP-Fraktion.

"Wir können uns nicht daran erinnern, dass die Kreisverwaltung einen Auftrag erhalten hat, Verhandlungen mit Mediclin aufzunehmen", kritisiert Jana Schwab, Linke Liste Ortenau. "Unsere Forderung gilt: Die Agenda 2030 ist einzustampfen."

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