Hilferuf der Landwirte
Wegen Engerling-Plage fehlt es an Futter

Von links: Stefan Schrempp, Bernhard Repple, Maria Schwarz, mehr Fotos gibt es auf stadtanzeiger-ortenau.de. | Foto: Glaser
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Mittlerer Schwarzwald (ag). Als ob die geringen Niederschläge in diesem und dem vergangenen Sommer der Landwirtschaft in der Region nicht schon genug Sorgen bereiten. Zusätzlich hat sich die Zahl der Engerlinge im Boden explosionsartig vermehrt.

Larven der Junikäfer

Es geht um die Larven der Junikäfer. Diese schlüpfen aus den Eiern, die die Weibchen in der Erde ablegen. Dort bleiben die Engerlinge zwei bis drei Jahre. "Die Zweijährigen bereiten im Grünland keine Probleme mehr", erklärt Bernhard Repple. Es sind die einjährigen Engerlinge, die laut dem Haupter-werbs-Biolandwirt im Kinzigtal und den Nebentälern für eine Katastrophe sorgen. Denn sie ernähren sich von den zarten Gras- und Krautwurzeln wie Löwenzahn. Nur Klee mögen sie offenbar nicht. Entsprechend ist das Bild, das die Landschaft vielerorts bietet. Während der Klee satt auf solchen Wiesen steht, ist der Rest braun und verdörrt.

50 Prozent Verlust

Beim Vor-Ort-Termin bei Nebenerwerbslandwirtin Maria Schwarz in Nordrach auf dem Riehlehof nimmt Bernhard Repple den Spaten in die Hand, um zu zeigen, wie viele Engerlinge sich im dunklen Erdreich verbergen. Sind es mehr als 30 pro Quadratmeter wird es laut Repple problematisch. Derzeit werden stellenweise 130 bis 300 Engerlinge pro Quadratmeter gefunden. Da bleibt auf den Wiesen außer Klee nicht mehr viel stehen.

BLHV-Abfrage 

Zusammen mit der Trockenheit hat das dazu geführt, dass Landwirten das Futter für ihre Kühe fehlt. Bernhard Repple selbst hat 50 Prozent Verlust. Und er ist keineswegs der einzige, wie Stefan Schrempp, Leiter der Bezirksgeschäftsstelle Achern des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands e. V. (BLHV), bestätigt. Inzwischen hat der BLHV eine Abfrage unter den über 400 Landwirten im Zuständigkeitsbereich der Bezirksgeschäftsstelle Achern gestartet. "Alleine am ersten Tag kamen schon rund 30 Meldebögen zurück", so Schrempp. Und das dürfte erst die Spitze vom Eisberg sein, denn viele haben den Engerling-Befall gar nicht auf dem Schirm. Lauert dieser doch in der dunklen Erde.

Möglichkeiten der Bekämpfung

Der Grund für die extreme Vermehrung waren wohl günstige klimatische Bedingungen und ein gutes Futterangebot. Wirklich etwas gegen die Engerlinge unternehmen dürfen die Landwirte jedoch nicht. Wie die Nebenerwerbslandwirtin Maria Schwarz erläutert, gibt es theoretisch drei Möglichkeiten: biologisch durch Nematoden, das sind Fadenwürmer, und einen in Deutschland nicht zugelassenen Pilz sowie die mechanische Bekämpfung durch Fräsen. Letzteres scheint laut Repple nach seinen bisherigen Erkenntnissen die sinnvollste Methode zu sein, zumal dabei nicht alle Engerlinge getötet werden. Schließlich geht es nur darum, den Bestand zu reduzieren. Getestet wurde dies mit einer Ausnahmegenehmigung auf Versuchsfeldern. Das Fräsen ist wegen des Bestandsschutzes von Grünland aber verboten.

Tiere werden geschlachtet

"Wir wollen uns hier nicht als Experten aufspielen", betont Repple. "Aber es besteht dringender Handlungsbedarf." Weil ihnen Futter für ihre Kühe fehlt und der Zukauf zu teuer ist, geben viele Landwirte laut Repple jetzt ihre Tiere zum Schlachten. Es ist ein Hilferuf an die Politik, die Landwirte hierbei nicht im Stich zu lassen.

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