Hausärzte: Rückgang und Mangel sind absehbar

Ärztliche Beratung: Es wird schwieriger, bei Praxis-Schließungen Nachfolger zu finden. | Foto: Foto: AOK
  • Ärztliche Beratung: Es wird schwieriger, bei Praxis-Schließungen Nachfolger zu finden.
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Ortenau. Neuordnung des ärztlichen Notfalldienstes ab dem 1. Juli in der Ortenau. Neben den
bisherigen Notfallpraxen an den Kliniken in Achern und Offenburg werden
auch an den Kliniken in Lahr und Wolfach zwei weitere Notfallpraxen
eröffnet. Folge: Die bisherige medizinische Versorgung im ärztlichen
Bereitschaftsdienst findet für die Patienten in der Ortenau an den
Wochenenden und Feiertagen künftig in diesen zentralen Anlaufstellen
statt. An den Werktagen wird, wie im kinderärztlichen Notdienst, auch in
Offenburg die Notfallpraxis geöffnet haben.

Mit dem neuen Modell, das am kommenden Freitag bei einer Pressekonferenz am Ortenau
Klinikum in Offenburg vorgestellt werden soll, verfolgt beispielsweise
die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) auch ein Ziel,
das angesichts sich anbahnender Engpässe dringlich erscheint: Die
Niederlassung als Hausarzt soll attraktiver werden. Für diese sei, so
KVBW-Pressesprecher Kai Sonntag, die bisherige Regelung eine
„zusätzliche Belastung“ gewesen.

Exakt 278,5 Hausärzte gibt es nach den Unterlagen der KVBW in der Ortenau. Hinzu kommen 16
Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, 41 Frauenärzte, 21 Augenärzte,  35 fachärztliche
Internisten und 24 Kinderärzte. Während an anderen Orten in Deutschland
beispielsweise Kinderärzte dringend gesucht werden, ist der Bedarf in
der Ortenau laut Sonntag in diesem wie auch in anderen Bereichen
gedeckt. Laut Bedarfsplanung darf hier auf 20399 Einwohner ein
Kinderarzt kommen. Fazit: Im Kreis darf sich kein Kinderarzt mehr
niederlassen. Es sei denn, ein Kollege gibt seine Praxis auf. Wobei bei
dieser Planung keine Rolle spielt, wo in der Ortenau ein Arzt tätig ist.

Künftig wird es das Problem, dass sich ein Arzt wegen Deckung des Bedarfs nicht niederlassen darf, wohl nicht mehr geben. Im
Gegenteil: Es zeichnet sich ab, dass Ärzte, die beispielsweise
altershalber aufhören, Schwierigkeiten haben werden, einen Nachfolger zu
finden. Nach der „Momentaufnahme“ könne man noch von einer guten
Versorgung sprechen. Indes, so der Pressesprecher: „Es werden mehr Ärzte
ihre Praxis schließen als neue Ärzte nachkommen. Diese Entwicklung wird
es insbesondere bei den Hausärzten, mit Verzögerung  aber auch bei den
Fachärzten geben.“ Dies, so Sonntag, sei „eine Situation, die uns große
Sorgen bereitet“. Zwecks Gegensteuerung versuche man, die für eine
Niederlassung bedeutsamen Parameter zu verbessern. Dazu zählen
Veränderungen beim Notfalldienst.

Bisher nicht ändern konnte die Kassenärztliche Vereinigung einen Umstand, gegen den sie schon länger ergebnislos kämpft: Das Auswahlkriterium Numerus Clausus für die
Zulassung zum Medizinstudium. Zwar gibt es laut Sonntag fünf Mal soviel
Bewerber wie Studienplätze. Die Studenten wollten aber lieber in die
Forschung oder als angestellter Arzt tätig sein.  Mit Blick auf einen
Studienplatz nicht zählt, was nach Ansicht der KVBW ebenfalls
berücksichtigt werden sollte: Zum Beispiel vorheriges medizinisches
Engagement als Rettungssanitäter.

Autor: Norbert Rößler

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