Der Förderkreis Historischer Waldbachfriedhof setzt sich für ein Kulturdenkmal ein
Sensible Weiterentwicklung und Bewahrung zugleich

Ein Blick auf die Kapelle des Waldbachfriedhofs in Offenburg | Foto: Dagmar Jäger
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  • Ein Blick auf die Kapelle des Waldbachfriedhofs in Offenburg
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Offenburg (djä). In der Ortenau gibt es zahlreiche kunst- und kulturhistorische Stätten. Wer sorgt für die Erhaltung und dafür, dass Besucher diese Schätze besichtigen können? Wir stellen in unserer Serie historische Orte in der Ortenau vor, die es ohne das ehrenamtliche Engagement von Bürgern heute so nicht gäbe.

Wer unter den mächtigen Bäumen des Waldbachfriedhofs geht, könnte sich in ein Arboretum versetzt fühlen, einen Garten, in dem Baumarten gesammelt werden. Das rund 4,3 Hektar umfassende Friedhofsgelände hat einen parkähnlichen Charakter mit verwunschenen Ecken und überraschenden Aus- und Einblicken. Eichhörnchen springen über die Äste. Alte Grabmale und aus Stein gehauene Figuren erzählen Geschichte und Geschichten. Manch ein Name auf den Steinen ist in Offenburg sehr bekannt.

Der Waldbachfriedhof wurde 1871 eröffnet. Vier Jahre später konnte dank einer Spende eine Friedhofskapelle gebaut werden. Bis zu 1.500 Gräber zählte man einst. Ende der 1990er-Jahre entstanden Pläne, diesen "alten" Friedhof stillzulegen und ab dem Jahr 2000 als Park zu nutzen. Das Vorhaben stieß jedoch auf Vorbehalte. Der Friedhof wurde von vielen Bürgern als ein heimatliches Kulturgut empfunden. Eine Bestandsaufnahme ergab allein rund 90 erhaltenswerte Grabdenkmäler. Das Landesdenkmalamt stellte den Waldbachfriedhof schließlich 2003 aufgrund seiner besonderen stadt- und kunsthistorischen Bedeutung in seiner Gesamtheit unter Denkmalschutz.

Um die Friedhofsverwaltung bei ihren Aufgaben zu unterstützen, schlossen sich Offenburger Bürger 2009 zusammen und gründeten den gemeinnützigen Förderkreis Historischer Waldbachfriedhof. "Das Amt kam zu mir", erinnert sich die Vorsitzende Cornelia Kalt-Jopen, die mit einer Kollegin seit vielen Jahren Stadt- und Friedhofsführungen durchführt. Die Gründung war bei den legendären "Brandeck-Treffen" vorbereitet worden, bei denen sich die beiden Friedhofsführerinnen, Gärtner, Gemeinderatsmitglieder und andere engagierte Bürger zusammengefunden hatten. Der Förderkreis fühlt sich der Erhaltung des Kulturschatzes verpflichtet. Heute unterstützen 196 Mitglieder die Ziele des Vereins. Die ehrenamtlichen Organisatoren, fünf im Vorstand und sechs im Beirat, sind seither regelmäßig im Einsatz, um den Fortbestand dieses denkmalgeschützten Friedhofs in seinen typischen Strukturen sicherzustellen. Seit der Gründung des Förderkreises wurde viel bewegt. Jedes Jahr konnte der Förderkreis einige Grabmale restaurieren lassen. Die alten Brunnenanlagen wurden wieder hergerichtet. Zwei neue kamen dazu, die Heinrich Meyer, der stellvertretende Vorsitzende, für den Friedhof entworfen hat. Die Friedhofseingänge mit ihren Bögen, die den alteingessenen Offenburgern so vertraut sind, wurden restauriert oder durch Repliken ersetzt. Das Projekt war eines der größeren und kostete über 20.000 Euro. In Kooperation mit dem Christlichen Jugenddorf Offenburg wurden die Grabfeldschilder nach alten Vorbildern erneuert. Für die Kapelle konnten ein Leuchter und Einrichtungen angeschafft werden. Ein wichtiges Ziel ist die Förderung von Grab-Patenschaften für die Erhaltung und Pflege historischer Grabstätten, an denen kein Nutzungsrecht mehr besteht und bei denen keine Nachkommen vorhanden sind. Darüberhinaus setzt sich der Verein für den Ausbau des Arboretums ein. Jedes Jahr werden neue Bäume gepflanzt. 113 Arten wachsen mittlerweile auf dem Gelände. Die Friedhofsverwaltung und der Förderkreis bestimmen einvernehmlich die Baumarten und die Standorte. "Wie sich die Bäume entwickeln, wird sich erst nach uns zeigen", sagt Heinrich Meyer. Die Bäume sind, wie viele andere Aktivitäten des Förderkreises, auf die Zukunft ausgerichtet. "Wir bewahren das ja für die Generationen, die nach uns kommen", stellt Kalt-Jopen fest. Das größte Anliegen des Förderkreises ist es, jüngere Mitbürger für das Projekt zu gewinnen.

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