Kampf gegen Tapinoma magnum
30 betroffene Kommunen tagen in Kehl

- Vertreter aus über 30 betroffenen Kommunen waren vor Ort in Kehl, um sich über die invasive Ameisenart Tapinoma magnum auszutauschen.
- Foto: Annette Lipowsky/Stadt Kehl
- hochgeladen von Matthias Kerber
Kehl (st) Vertreter aus 30 betroffenen Kommunen haben sich am vergangenen Montag, 18. August, im Kehler Kulturhaus gemeinsam mit Experten mit Tapinoma magnum beschäftigt und ihre Erfahrungen im Kampf gegen die invasiven und zerstörerischen schwarzen Krabbler ausgetauscht. Dabei ging es sowohl um die in Kehl praktizierte Bekämpfung mit heißem Wasser als auch um den Einsatz von Bioziden. Unter den Referenten war auch der Tapinoma-magnum-Spezialist Manfred Verhaagh. Am Ende des Vormittags wünschten sich wohl die meisten deutschen Teilnehmer Schweizer Verhältnisse; am Nachmittag schauten sich die Fachleute aus dem Kanton Zürich, aus Baden-Württemberg und aus Straßburg in Neumühl drei Heißwassergeräte im praktischen Einsatz an.
55 Anmeldungen
Ursprünglich sollte es nur ein Treffen zwischen betroffenen Kommunen aus dem Kanton Zürich und der Stadt Kehl werden. Die Schweizer wollten sich anschauen, wie Tapinoma magnum in der Rheinstadt mit heißem Wasser bekämpft wird. Doch dann überzeugte Dr. Daniel Fischer vom Cercle exotique den Kehler Umweltbeauftragten Gregor Koschate von der Idee, ein Seminar zu veranstalten und dieses für andere von der invasiven Ameise heimgesuchte Kommunen zu öffnen. Und traf damit ganz offensichtlich einen Bedarf: Bei 55 Anmeldungen musste die im Bürgersaal des Rathauses geplante Konferenz ins Kulturhaus verlegt werden.
Daniel Fischer stellte zu Beginn des Seminars dar, dass es in der Schweiz bereits gibt, worauf die betroffenen Städte und Gemeinden hierzulande noch hoffen: Die Einstufung von Tapinoma magnum als gebietsfremde Art, für deren Bekämpfung es einer nationalen Strategie bedarf. Wie diese umgesetzt wird, erläuterte er, sei Sache der Kantone. Diese erarbeiten in ihren Neobiota-Fachstellen Handlungsempfehlungen für die betroffenen Kommunen – allein im Kanton Zürich sind es zehn. Die Umweltbeauftragten der Fachstellen legen Befallszonen fest und geben Empfehlungen zur Bekämpfung auf den entsprechenden Flächen. Ob sie dann befolgt werden, ist Sache der Kommunen und der Grundstückseigentümer. Darüber hinaus macht der Kanton Gartencentern Auflagen und kontrolliert diese. Das bedeutet, dass im Falle von Tapinoma-magnum-Funden in Pflanzballen Verkaufsverbote erlassen werden, die so lange gelten, bis die jeweiligen Betriebe wieder ameisenfrei sind.
Im Anschluss erläuterte Dr. Sämi Schär, Ameisenforscher und Vizepräsident der entomologischen Gesellschaft Zürich, auf welche Weise das Monitoring auf Verdachtsflächen im Kanton Zürich erfolgt. Ebenfalls aus der Schweiz angereist waren der Präsident und die Chefbiologin des Verbands Schweizer Schädlingsbekämpfer. Sie beschrieben, wie betroffenen Flächen mit Bioziden behandelt werden können. Anschließend gab der renommierte Tapinoma-magnum-Experte Dr. Manfred Verhaagh einen Überblick über die Situation in den betroffenen Gemeinden in Baden-Württemberg. Während Gregor Koschate die Kehler Vorgehensweise gegen Tapinoma magnum mit einem mindestens wöchentlichen Einsatz des stadteigenen Heißwassergeräts in Kehl erläuterte, stellte Patrick Gerlach, Geschäftsführer der in Neustadt Weinstraße ansässigen Firma Defensia, einen Überblick über alternative Bekämpfungsmethoden mit Kieselgur, Nematoden und Bioziden.
Den Nachmittag verbrachten die Seminarteilnehmenden in Neumühl und schauten sich vor Ort zwei Heißwassergeräte einer österreichischen Firma an, die mit noch höheren Temperaturen arbeiten als das in Kehl eingesetzte Modell: Das Wasser-Dampf-Gemisch in den ebenfalls transportablen Geräten wird auf 120 Grad erhitzt und mit hohem Druck in den Boden gespritzt. Die Einstichstelle wird dabei mit einem isolierenden Gummilappen abgedeckt. Entlang einer Abgrenzung aus Betonsteinen wurden zunächst mit einer Bohrmaschine zwei Löcher in den harten Boden gebohrt. Kurz nachdem das heiße Wasser mit einem Druck von bis zu sechs bar in das eine Loch gepresst worden war, sprudelten aus dem anderen Ameiseneier an die Oberfläche.
Klaus Leibiger vom städtischen Betriebshof demonstrierte die Funktionsweise des in Kehl eingesetzten Geräts und berichtete den Teilnehmern von seiner einjährigen Erfahrung: Wenn er die Lanze in den Boden drückt, spürt er inzwischen genau, wenn er ein großes Nest gefunden hat. „Wenn es ganz weich wird“, flutet er die Höhle mit 93 Grad heißem Wasser und wartet dann etwa zehn Minuten bis er den Vorgang wiederholt, um möglichst auch die Ameisen zu erwischen, die hektisch versuchen, ihre Eier in Sicherheit zu bringen. Der Erfolg der Bekämpfung, machte Gregor Koschate seinen Kollegen deutlich, hänge entscheidend von der Regelmäßigkeit der Bekämpfung ab. „Es ist ganz wichtig, dass man jede Woche vorbeikommt – von Februar bis November.“




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