20 Jahre mit Bürste und Gummistiefeln
Senioren pflegen das Wasserband

- Anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens besuchte das Wasserband-Team nach einem gemeinsamen Frühstück das Europäische Parlament in Straßburg – mit Jessica Armbruster und Jannate Hammerstein, Leiterin Sozialwesen (erste und zweite von links).
- Foto: Stadt Kehl/Gabriele Dasch
- hochgeladen von Christina Großheim
Kehl (st) Mit einem gemeinsamen Frühstück im Café "Dreher" haben die Wasserband--Senioren am Dienstag, 23. September, nicht nur ihre diesjährige Putzsaison beendet, sondern auch ein besonderes Jubiläum gefeiert: Seit nunmehr 20 Jahren sorgt die ehrenamtliche Gruppe dafür, dass der Wasserspielplatz am Kehler Altrhein in Schuss bleibt – und überhaupt weiter existiert. Denn die Anlage, die 2004 zur Landesgartenschau eröffnet wurde, war ursprünglich gar nicht für die Dauer angelegt, so die Stadt Kehl in einer Pressemitteilung. Ohne das Engagement der Ehrenamtlichen gäbe es den beliebten Spielplatz längst nicht mehr.
Rund 20 Frauen und Männer sitzen an diesem Morgen im Nebenraum des Café Dreher. Bei Kaffee, Orangensaft und Brötchen wird erzählt, gelacht und zurückgeblickt. Was wie ein fröhliches Klassentreffen wirkt, ist in Wahrheit der Saisonabschluss einer Truppe mit großem Wert für die Stadt Kehl. Das zeigen auch die Gäste: OB Wolfram Britz, Erster Beigeordneter Thomas Wuttke und Dr. Susanne Fach, Leiterin des Bereichs Tiefbau, Grünflächenmanagement und Betriebshof, waren gekommen, um den Wasserbändlern persönlich Danke zu sagen. „Die Wasserbandgruppe ist ein herausragendes Beispiel für eine sehr direkte Art der Bürgerbeteiligung und ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Mir ist kein anderer Fall bekannt, in dem eine Gruppe Freiwilliger über zwei Jahrzehnte hinweg den Fortbestand eines Spielplatzes sichert,“ betont OB Wolfram Britz.
Zwei Einsätze in der Woche
Seit Anfang Mai waren die Ehrenamtlichen zweimal pro Woche im Einsatz, in Gummistiefeln, mit Schrubbern und Drahtbürsten. Allein in diesem Jahr kamen dabei 38 Arbeitstage und 890 Arbeitsstunden zusammen. „Neben ein paar Schläuchen sind auch wieder etliche Besen verbraucht worden“, fasst Karl O. Roth, seit 2013 im Team, die Saison zusammen. Würde man ihre Leistung mit dem Mindestlohn von 15 Euro berechnen, entspräche das einer Summe von 13.350 Euro. Über zwei Jahrzehnte gerechnet, sind es unzählige Tonnen Sand, Wasser und Algen, die die Freiwilligen bewegt haben. „Am Anfang gab es nicht einmal einen Wasseranschluss. Wir mussten das Wasser in Eimern zu den Becken tragen“, erinnert sich Rolf Grass, dienstältestes Mitglied der Gruppe und seit 2012 dabei. Heute erleichtert ein Hydrant die Arbeit: Frischwasser spült die Becken, bevor mit Spezialbesen Schmutz und Algen entfernt werden. Denn die würden sich sonst schnell zu einem gefährlich rutschigen Belag entwickeln.
Dienstags reinigen die Wasserbändler die rheinseitige Anlage, freitags ist die größere, stadtseitige Fläche an der Reihe. „Mit den Jahren hat sich der Untergrund dort gesetzt. Die Arbeit ist dadurch langwieriger und beschwerlicher“, berichtet Karl O. Roth. Damit soll bald Schluss sein: Über die Wintermonate wird die Stadt das Becken sanieren. „Wir warten noch auf die wasserrechtliche Genehmigung, sind aber zuversichtlich, dass die Arbeiten rechtzeitig zum Saisonstart abgeschlossen sein werden“, informiert Bereichsleiterin Dr. Susanne Fach.
Neue Mitglieder
Auch innerhalb der Gruppe tut sich einiges: Drei neue Ehrenamtliche sind in diesem Jahr dazugekommen, während eine langjährige Mitstreiterin aus gesundheitlichen Gründen endgültig den Wasserband-Ruhestand antritt. „Am Anfang waren wir nur sechs oder sieben Männer“, erzählen Rolf Grass und Karl O. Roth. „Dann kamen über Freunde und Bekannte weitere Helfer hinzu, dann auch Frauen und schließlich auch Französinnen und Franzosen.“ Auch für Familien aus Straßburg ist der Wasserspielplatz ein beliebtes Ausflugsziel.
Dass es bei der Wasserbandgruppe nicht nur ums Schrubben geht, zeigt die ausgelassene Stimmung beim Frühstück. „Wir sind sowas wie ein kleiner Umschlagplatz für lokale Nachrichten“, sagt Karl O. Roth lachend. Freundschaften seien entstanden, und langweilig sei es ohnehin nie. Neben den wöchentlichen Arbeitseinsätzen treffen sich die Ehrenamtlichen im Herbst auch mit ihren Partnerinnen und Partnern. Zum Dank für ihren Einsatz wurden die Wasserbändler nach dem Frühstück zu einem Ausflug nach Straßburg eingeladen: Eine Führung durch das Europäische Parlament und ein gemeinsames Flammkuchenessen rundeten die kleine Jubiläumsfeier ab. Ein schöner Saisonabschluss für ein Team, das seit 20 Jahren zeigt, was Ehrenamt bewirken kann.
Wie kann man mitmachen?
Geputzt wird in der Regel von Mai bis Mitte September, immer dienstags von 7 bis 8.30 Uhr und freitags von 7 bis 9.30 Uhr. Wer mitmachen möchte, kann sich auch außerhalb der Saison bei Jessica Armbruster melden (E-Mail: j.armbruster@stadt-kehl.de, Telefon 07851/882410). Sie ist tätig im Bereich Sozialwesen und betreut die Wasserbandgruppe zusammen mit Frank Wagner vom städtischen Betriebshof, der sie mit allen notwendigen Gerätschaften versorgt. Nur Gummistiefel sollten selbst mitgebracht werden. Da das Wasserband sehr gerne auch von französischen Familien besucht wird, sind explizit Freiwillige von der anderen Rheinseite willkommen.


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