Besuch im Karl-Vollmer-Haus in Offenburg
Bunte Glasfenster und eingestaubte Utensilien

Alles scheint noch für ein neues Meisterwerk auf den Tischen bereit zu liegen. | Foto: Foto: Thekla Fey
  • Alles scheint noch für ein neues Meisterwerk auf den Tischen bereit zu liegen.
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Offenburg (tf). Ein weniger bekanntes Kleinod in Offenburg ist das Atelierhaus des Glaskünstlers Karl Vollmer. Das nur mit einer Führung zu besichtigende Haus in der Zähringer Straße 15 ist seit dem plötzlichen Tod des Künstlers im November 1975 fast unverändert. Vollmers Witwe Pauline brachte es nicht über sich, das Atelier zu räumen und so stehen noch heute die Hausschuhe unter dem Tisch, als würde der Künstler jeden Moment hereinkommen.

Karl Vollmer wurde 1903 in Offenburg geboren und absolvierte später eine Lehre bei dem ebenfalls bekannten Glasmaler Eugen Böhmer. Nach einem Studium an der Karlsruher Kunstakademie arbeitete er als Glasmaler in der Mosaikwerkstätte seines Vaters Ludwig, welche er 1934 nach dessen Tod übernahm und bis zu ihrer Auflösung 1969 führte. Im Jahr 1967 bezog Vollmer das Haus in der Zähringer Straße und richtete sich im dortigen Nebengebäude das Atelier ein. Nach dem Verkauf des Hauses bot der neue Eigentümer dem Offenburger Museum einen Nutzungsvertrag an und so wurde das Atelier dokumentiert und gesichert. 2006 wurde das Atelier für die Öffentlichkeit im Rahmen von Führungen geöffnet.

Wer das Gebäude betritt, erwartet den Künstler bei der Arbeit anzutreffen. Es liegen gezeichnete Entwürfe und bereits begonnene Arbeiten auf den ein wenig eingestaubten Arbeitstischen. Das vorbereitete, in allen Farben leuchtende Bruchglas wartet nur auf eine kunstfertige Hand, um ein weiteres Meisterwerk zu werden. Gerade die überall verteilten bunten Gläser tauchen die Räume in immer neue Farbnuancen und verleihen ihnen so einen mystischen Charakter. Im Atelier ist auch die Bandbreite Vollmers Schaffens erkennbar: von Werken altdeutscher Meister, über Wappen bis hin zu modernen Mosaiken. Neben Entwürfen von Mariendarstellungen und Mosaikverglasungen für Kirchen liegen Skizzen für profane Rathausfenster und halbfertige moderne Kunstwerke. Auch als Schöpfer der Hexenmaske ist Karl Vollmer, der die Offenburger Hexenzunft 1933 mit seiner damaligen Verlobten gründete, bekannt. Ein Bleistiftentwurf findet sich heute noch im Atelier. Karl Vollmer war der letzte selbstständige Glasmaler in der Offenburger Tradition. Weitere Informationen über das Atelier und zu Führungen gibt das Museum im Ritterhaus unter www.museum-offenburg.de.

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