OB Steffens informiert sich über Arbeit von Aufschrei
Ein Verein mit einer Schlüsselfunktion

Oberbürgermeister Marco Steffens (rechts) informierte sich vor Ort über die Arbeit des Vereins Aufschrei in Offenburg. Das Foto zeigt Praktikantin Alisa Pautsch (v. l.), Sekretärin Brigitte Ehret, Beraterin Dagmar Stumpe-Blasel, zweite Vorsitzende Barbara Remy-Kanar und die erste Vorsitzende Carola Geppert-Tesch. | Foto: Siefke/Stadt Offenburg
  • Oberbürgermeister Marco Steffens (rechts) informierte sich vor Ort über die Arbeit des Vereins Aufschrei in Offenburg. Das Foto zeigt Praktikantin Alisa Pautsch (v. l.), Sekretärin Brigitte Ehret, Beraterin Dagmar Stumpe-Blasel, zweite Vorsitzende Barbara Remy-Kanar und die erste Vorsitzende Carola Geppert-Tesch.
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Offenburg (st). Über die Aufgaben und Themen von Aufschrei, Ortenauer Verein gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Erwachsenen, hat sich jüngst OB Marco Steffens vor Ort in der Hindenburgstraße 28 informiert. Für den Rathauschef steht fest: „Sie haben eine ganz wichtige Schlüsselfunktion.“

Mit einem wöchentlichen Notruftelefon fing es 1990 an. Inzwischen sind bei „Aufschrei“ drei sozialpädagogische Kräfte und eine Sekretärin hauptamtlich beschäftigt. 2018 gab es 222 Fälle, davon 174 weibliche und 48 männliche. Beraten werden Mädchen und Jungen ab zwölf Jahren, Jugendliche, Frauen und Männer, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind. Sie sollen ermutigt werden, nach dieser einschlägigen Erfahrung nicht alleine zu bleiben. Aufschrei kümmert sich auch um die Angehörigen und berät Fachkräfte in Schulen, Betreuungs- und Jugendeinrichtungen.

Jeder Mensch verarbeite sexuelle Gewalt unterschiedlich, weiß Dagmar Stumpe-Blasel aus vielen Gesprächen. Bei Kindern seien die Heilungschance am größten, wenn dem jungen Menschen geglaubt werde. Manch ein Mädchen oder auch Junge schleppe die Erinnerung bis weit ins Erwachsenenalter mit sich herum. Kürzlich habe sich eine 76-jährige Frau gemeldet und ihren Missbrauch als Kind erstmals artikuliert.

Aufschrei ist die einzige Beratungsstelle in der Ortenau. An Besonderheiten zählt die Vorsitzende Carola Geppert-Tesch auf: Für die Betroffenen wird Partei ergriffen; die Beratung findet anonym statt. Es gibt keine Diagnostik und keine Täterarbeit. Maximal finden 15 Termine statt, so Stumpe-Blasel, wobei bereits nach fünf Terminen Bilanz gezogen wird. Da Therapieplätze allerdings Mangelware seien, werde geschaut, das Gesprächsangebot möglichst lange aufrecht zu erhalten. Um Therapieplätze müssen sich die Betroffenen selbst kümmern. „Wir unterstützen und begleiten, wollen aber auch nicht zuviel übernehmen, um die Klienten nicht in der Opferhaltung zu belassen.“

Einen großen Part in der Arbeit des Vereins nehme auch die Prävention ein, die an Kindergärten und an Schulen stattfindet. Die angebotenen Konzepte seien individuell. „Prävention muss die Kinder stark machen und ihnen nicht Angst machen.“ Unterm Strich sind die Expertinnen überzeugt: Sexueller Missbrauch wird durch Prävention nicht weniger. Aber die Kinder und Jugendlichen trauen sich früher und öfter aus der Defensive.

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