Diega Vargas Diaz arbeitet in der Kita
Erziehung nicht nur Frauensache

Diego Vargas Diaz gehört als angehender Erzieher zum Kita-Team in Rammersweier. | Foto: Tebbel
  • Diego Vargas Diaz gehört als angehender Erzieher zum Kita-Team in Rammersweier.
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Offenburg (st). Die Stadt Offenburg wird im Rahmen des Ausbaus der Kita-Angebote in den kommenden Jahren noch mehr Erzieherkräfte einstellen müssen. Doch ausreichend Personal zu finden, ist gar nicht so leicht. Wir stellen einen erfolgreiche Berufsquereinstieg von Diego Vargas Diaz (34) aus Mexiko vor.

Kindererziehung ist auch Männersache, davon ist der 34-Jährige überzeugt. Der gelernte Koch hat sich daher entschieden, die Erziehung von Kindern zu seinem Beruf zu machen. Seit einem Jahr gehört Vargas Diaz in der Kindertagesstätte Rammersweier zum Team der Einrichtung mit insgesamt 127 Kindern und 24 pädagogischen Fachkräften.

Erziehung ist kein typischer Frauenberuf

„Erziehung ist kein typischer Frauenberuf“, meint auch Kita-Leiterin Silvia Seckinger. Es sei ein Gewinn, dass in Rammersweier mit seinen drei Krippengruppen und vier Gruppen für Kinder über drei Jahren insgesamt drei Erzieher tätig sind. „Neben Diego Vargas Diaz haben wir einen Erzieher im zweiten Jahr und einen Erzieher im Anerkennungsjahr“, berichtet die Leiterin. „Wir sind sehr dankbar“, fügt Seckinger hinzu, und auch die Reaktion der Eltern sei sehr positv.

Diego Vargas Diaz freut sich besonders über die unkomplizierte Akzeptanz der Kinder: „Sie denken nicht, oh, das ist ein Mann und ein Ausländer.“ Sie hören den Akzent und fragen nach, aber es sei so gar kein Problem. „Sie sagen nur, du redest anders“, fügt Vargas Diaz mit einem Lächeln hinzu. Die Kinder würden es toll finden, dass ein Mann sich um sie kümmert, und ihm mache die Arbeit sehr viel Spaß: „Es gefällt mir, dass ich was einbringen kann“, erklärt der Erzieher, der sich im ersten Jahr seiner Ausbildung im sogenannten PIA-Programm befindet. PIA bedeutet „praxisintegrierte Ausbildung“, das sind drei Tage Schule und zwei Tage Praxis. Der Wechsel funktioniere gut, sagt Silvia Seckinger.

Vom Koch zum Erzieher

Aber wie ist der gelernte Koch aus Mexiko auf die Idee gekommen, in Deutschland als Erzieher zu arbeiten? Das sei eine längere Geschichte, meint Vargas Diaz und berichtet, wie er vor vielen Jahren, 2007, seine Frau in einem Konferenzzentrum in der Schweiz kennenlernte. Beide machten ein Praktikum im Rahmen der weltweiten „Initiative of change international “, also den weltweit aktiven Initiativen der Veränderung. Diese Gruppierung besteht seit dem Jahre 2002 und ist mittlerweile in 60 Ländern tätig. Die Nichtregierungsorganisation hat Teilnehmer-Status im Europarat und widmet sich gesellschaftlichen und moralischen Veränderungen als Gegengewicht und Regulativ zu Regierungsprogrammen.

„Also meine Frau war in der Rezeption, und ich war in der Küche“, berichtet der gelernte Koch. Im gleichen Jahr 2007 kam Vargas Diaz zum ersten Mal nach Deutschland. Die Deutschen seien im Vergleich zum lateinamerikanischem Temperament ein wenig kühler, doch auch sehr aufgeschlossen und herzlich. „Ich war positiv überrascht“, erzählt Vargas Diaz. Einige Jahre später siedelte er nach Deutschland über und lernte Deutsch an der Abend Akademie in Mannheim, 2014 folgte ein Integrationskurs. Dann kam die Frage, wie es beruflich weiter gehen sollte. Als Koch wären unregelmäßige Arbeitszeiten an der Tagesordnung gewesen, sagt Vargas Diaz, und da seine Frau als Ärztin auch Schichtdienst absolviere, wäre die Familiengründung sehr schwierig geworden.

Bundesfreiwilligenjahr als Einstieg

Es waren aber nicht allein praktische Überlegungen, die ihn zu seinem neuen Beruf geführt haben, sagt der Erzieher. Angefangen habe es mit der Betreuung in einer Grundschule, danach kam ein Praktikum in Friesenheim und ein Bundesfreiwilligenjahr in einer Kita in Lahr. Als er vor einem Jahr im Rahmen seiner Ausbildung an die Fachschule für Sozialpädagogik in Gengenbach kam, sei der Anfang schwierig gewesen. „Aber die Schule hat mir mehr geholfen als jeder Deutschkurs.“
Der Quereinstieg habe sehr gut geklappt, und er könne das nur allen empfehlen, die in einen sozialen Beruf wechseln möchten. Für die Kinder - und auch die Eltern - sei es überdies ein Gewinn, wenn die Kleinen einen Erzieher haben. Denn es gebe inzwischen immer mehr Familien ohne Väter, oder die Väter hätten wegen langer Arbeitszeiten wenig Zeit für den Nachwuchs. „Es lohnt sich“, schließt Diego Vargas Diaz.

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