Herbstbilanz der Offenburger Winzer
Riesling ist der Gewinner 2021

Die Offenburger Weinbaubetriebe ziehen Bilanz 2021: Jochen Basler (v. l.), Matthias Wolf, Christian Gehring, Stefan Huschle, Georg Lehmann, Mathias Renner und Christian Danner. | Foto: gro
  • Die Offenburger Weinbaubetriebe ziehen Bilanz 2021: Jochen Basler (v. l.), Matthias Wolf, Christian Gehring, Stefan Huschle, Georg Lehmann, Mathias Renner und Christian Danner.
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Offenburg (gro). Die Offenburger Weingüter - Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg, Winzergenossenschaft Rammersweier, Weingut Schloss Ortenberg, Weingut Freiherr von und zu Franckenstein, Weingut Pieper Basler, Weingut Renner und der Ortenauer Winzerkeller - hatten am 11. November zu ihrem Herbstgespräch geladen. "Es liegen noch keine definitiven Zahlen vor", begann Matthias Wolf, Weingut Schloss Ortenberg. Der Badische Weinbauverband schätze eine Mindermenge von 30 Prozent zum langjährigen Mittel im Anbaugebiet. "Der Wert kann sich aber noch erhöhen", so Wolf.

Aus Sicht der Winzergenossenschaften konnte Christian Gehring, Geschäftsführer der Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg, ergänzen: "Auch wir haben noch keine offiziellen Zahlen, die Tendenz geht eher in Richtung 50 Prozent weniger - je nach Sorte - bei der Menge. Der große Gewinner dieses Jahrgangs ist der Riesling, der Spätburgunder der Verlierer aufgrund der geringen Menge." Die einzelnen Lagen seien unterschiedlich betroffen: "Je weiter nördlich, desto weniger groß sind die Ausfälle, da die Reben noch nicht ausgetrieben hatten, als an Ostern der Frost kam. Je weiter südlich, desto größer ist der Ausfall aufgrund der Frostschäden."

Späte Lese, niedrige Oechslegrade

Georg Lehmann, Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Rammersweier, in deren Räumlichkeiten das Pressegespräch stattfand, berichtete, dass die Lese am 7. September mit der frühen Sorte Solaris für neuen Wein begonnen hatte. Schon da habe sich gezeigt, dass die Oechslegrade nicht so hoch seien wie in den vergangenen beiden Hitzejahren. Die Hauptlese begann am 20. September und endete am 11. Oktober. "Edelsüße Sorten wird es in diesem Jahr bei uns nicht geben, die Trauben waren zu stark von Fäulnis betroffen", so Lehmann. Aufgrund des deutlich späteren Lesebeginns als in den Vorjahren lägen die meisten Sorten noch auf der Hefe. "Die Weißweine sind fruchtbetont mit einer schönen Säurestruktur", so Lehmann. Im Durchschnitt seien 79 Grad Oechsle erreicht worden. "Unsere Weine werden im Qualitäts- und Kabinettbereich ausgebaut", erklärte Lehmann. Spätlesen werde es 2021 nicht geben. 35 Prozent weniger Menge als in den Vorjahren seien in Rammersweier erzielt worden. Dabei gebe es Unterschiede je nach Lage und Sorte. "Die kleine Ernte tut weh", machte Lehmann deutlich und ist sich sicher: "Der Frost wird uns nachhaltig beschäftigen. Es handelt sich um wiederkehrende Ereignisse."

Mathias Renner vom Weingut Renner in Fessenbach stimmte zu, dass der Frost für den Jahrgang ausschlaggebend gewesen sei. "Wir haben 53.000 Kilogramm Trauben eingelagert", so Renner. Gerade in der Spitzenlage Kirchherrenberg sei der Austrieb im Frühjahr schon weit vorangeschritten gewesen. "Sowohl die Haupt- als auch die Nebenaugen sind abgefroren", berichtete der Winzer. Besonders betroffen sei der Spätburgunder gewesen. "Wir haben nur 15 bis 20 Prozent des normalen Ertrags. Da wir mit der Hand gelesen haben, konnten wir sehr selektiv vorgehen. Deshalb haben die 3.500 Liter Rotwein, die wir einlagern konnten, eine sehr gute Qualität." Die Lese begann spät am 20. September und endete vier Wochen später. 

Durchweg geringe Erntemenge

Christian Gehring, Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg, stellte fest: "Die Erntemenge war schlechter als wir erwartet hatten, das haben wir während der Lese festgestellt. Es war wichtig, dass sauber und gründlich sortiert wurde, dann wurden gute Qualitäten erzeugt." Die Weine hätten höhere Säurewerte, überdurchschnittlich gut seien die Rieslinge, aber auch die Grauburgunder: "Die Weißweine sind eher leichtere Varianten, hohe Alkoholwerte werden dieses Jahr nicht unser Problem sein." Auch in Gengenbach werde 2021 hauptsächlich die Basisqualität bedient werden. "Selektionsweine werden wir nur wenige ausbauen", so Gehring, der ebenso deutlich machte, dass die Preise steigen werden. Dies liege nicht nur an der geringen Menge, sondern vor allem an steigenden Rohstoffkosten und den Auflagen, die Winzern wie allen Landwirten in Bezug etwa auf den Insektenschutz gemacht würden. "Die Mehrkosten können nur über den Weinpreis ausgeglichen werden", so Gehring. 

Christian Danner vom Ortenauer Weinkeller, dessen Lagen über ganz Baden verteilt liegen, gab ein differenziertes Bild der Lage: "Im Affental und in Ortenberg waren wir am stärksten vom Frost betroffen. Er hat die besten und frühesten Lagen erwischt." Darunter hätten die Sorten Chardonnay, Gewürztraminer, Traminer und Spätburgunder gelitten." Die Lese begann am 13. September  - nach einem Hagelschauer in Diersburg - und dauerte 21 Tage. "Wir haben mit 3,15 Millionen Kilogramm eingelagerte Trauben, 70 Prozent der Durchschnittsmenge", so Danner. Sehr zufrieden ist er mit den Weißweinen: "Sie sind fruchtbetont, genau so wie sie in den Markt reinpassen. Aber die Menge ist geringer." Beim Spätburgunder sei stark selektiert worden, es werde aber kein Rotwein, sondern alles als Rosé ausgebaut. 

Weißweine mit hoher Qualität

Auch Stefan Huschle, Weingut von und zu Franckenstein, musste über das Jahr feststellen, dass die Frostschäden größer waren als es auf den ersten Blick schien. "Dann kamen noch die Pilzkrankheiten wegen des nassen Sommers hinzu", so der Winzer, der seinen Betrieb gerade auf Ökoanbau umstellt. "Es ist ein Jahr, in dem die Menge fehlt, aber ich bin mit der Qualität sehr zufrieden", so Huschle. Die Weine besäßen Fruchtigkeit und eine schöne Säure. "Der ph-Wert war optimal für die Lese", erklärte Huschle. Die Sorte Chardonnay habe der Frost voll erwischt, aber in der Spitze habe man alles, was man brauche. "Es ist ein Jahr, das von den Weinen her Spaß machen wird", ist sich Stefan Huschle sicher. 

"Eigentlich war es ein Herbst, wie er früher war", so Jochen Basler, der Mitte September mit der Lese begonnen hatte. "Zum ersten Mal seit vier Jahren mussten wir nicht bewässern", stellte er fest. Auch seine Reben waren durch Frost und den Regen im Sommer betroffen: "Wir sind sehr zufrieden mit den Weißweinen, es sind fruchtige, frische und feine Weine." Allerdings verzeichnet auch er lediglich 60 Prozent der normalen Menge. 

Unterschiedliche Betroffenheit der Lagen

"2021 war ein sehr anspruchsvolles Weinjahr", brachte Matthias Wolf, Weingut Schloss Ortenberg, den Jahrgang auf einen Nenner. Die Lese habe am 20. September begonnen und vier Wochen gedauert. "Wir konnten nur ein Drittel der normalen Menge beim Spätburgunder als Rotwein einlagern. Die Lagen waren extrem unterschiedlich betroffen", berichtete Wolf. Die Verlierer seien die wärmsten und frühesten Lagen wie in Ortenberg gewesen. "Dort haben wir 25 Prozent weniger Menge in diesem Jahr", so Wolf. Die Gewinner sind für ihn die Weißweine und er ist sich sicher: "Der 2021er-Jahrgang wird in der Qualität noch von sich reden machen." Einmal könne die Weinwirtschaft solch ein Jahr aushalten, aber nicht mehr. 

Alle waren sich sicher, dass pilzwiderstandsfähige Sorten eine Rolle in der Zukunft spielen werden. Ein Problem habe auch der Steillagenanbau, der in der Ortenau üblich sei. "Es muss eine Lösung dafür geben", so Matthias Wolf. "Sonst springen uns die Winzer ab."

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