Begrünung auf den Feldern
Gut für Artenvielfalt, Bodenfruchtbarkeit und Wasserspeicherung

Sind von den Vorteilen der Ackerbegrünung überzeugt: Martin Mannßhardt (v .l.), Volker Heitz und Dr. Rainer Moritz | Foto:  Dagmar Jäger
  • Sind von den Vorteilen der Ackerbegrünung überzeugt: Martin Mannßhardt (v .l.), Volker Heitz und Dr. Rainer Moritz
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Ortenau (djä) "Immer mehr Felder sind nach der Ernte grün. Statt auf nackte braune Erde bietet sich dem Spaziergänger ein Blick auf bunte Blüten", sagte Dr. Rainer Moritz, Leiter des Amts für Landwirtschaft beim Landratsamt Ortenaukreis, am Donnerstag bei einem Vor-Ort-Termin auf der Gemarkung Appenweier. Zusammen mit seinen Kollegen Volker Heitz und Martin Mannßhardt erklärte er die Vorteile der sogenannten Herbstbegrünung.

Viele Vorteile

Diese ist nicht nur schön fürs Auge – auch ökologisch betrachtet hat sie viele Vorteile. Nach der Ernte der Hauptfrucht reduziert die Ansaat dieser Zwischenfrüchte beispielsweise das Risiko von Wassererosion und der Abschwemmung von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln in die Oberflächengewässer. Manche dieser Pflanzen frieren im Winter ab, andere werden gemulcht. Durch das Unterpflügen wird Humus aufgebaut. Dieser erhöht die Bodenfruchtbarkeit auf natürliche Weise und bindet Wasser. "Begrünung unterstützt damit auch die Fähigkeit des Bodens, in Trockenzeiten Feuchtigkeit zurückzuhalten", erklärte Mannßhard.

Bunte Mischungen

Blühte vor einigen Jahren meist Senf hellgelb als Begrünung auf den Äckern, werden heute auch bunte Mischungen aus rund 20 Sorten ausgesät. "Die Landwirte müssen die Auswahl genau an die Fruchtfolge anpassen", führte Moritz aus. Rettich, Sonnenblume, Ramtillkraut und Co. durchwurzeln den Boden unterschiedlich tief und erhöhen damit die biologische Aktivität. Das ist auch im Interesse der Landwirte. Doch die Begrünungspflanzen können noch mehr. Nematodenresistente Gelbsenf- und Ölrettichsorten lösen bei den Eiern dieser Fadenwürmer den Schlüpfreiz aus. Einmal geschlüpft, finden die Getreideschädlinge dann kein Futter vor und verhungern. So wird eine natürliche Schädlingsbekämpfung erreicht. Leguminosen – Hülsenfrüchte – fixieren Stickstoff in ihrem Wachstum. Dieser kann dann von der Nachfrucht als Dünger genutzt werden. Mit steigendem Humusgehalt können die Böden zudem mehr CO2 speichern. Die Begrünungen tragen so auch zum Klimaschutz bei.

"Die begrünten Felder sind dazu Rückzugsgebiet für Säugetiere wie Reh, Hase oder Hamster und vielerlei Vogelarten", ergänzte Heitz. Blütenbesucher wie Schmetterlinge, Bienen oder Hummeln finden im Spätjahr hier noch einen reich gedeckten Tisch. Das alles fördert die Biodiversität.

Derzeit werden im Ortenaukreis jährlich über 7.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche mit Begrünungen eingesät. Die Tendenz für diese Form der Aufwertung der intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen ist steigend.

Förderung

"Die Landwirte haben in den vergangenen Jahren bereits viel in dieser Richtung getan", so Moritz. Das Landratsamt Ortenaukreis berät und unterstützt die Entwicklung. Mit dem Programm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT) fördert das Land Baden-Württemberg die rund 3.500 landwirtschaftlichen Betriebe im Kreis. "Wir sind stetig auf der Suche nach Lösungen und Optimierungen für mehr Ökologie in der Landwirtschaft", so Moritz. "Deshalb möchten wir auch die Bürger zu diesen Themen informieren", betonten die drei Vertreter des Landratsamts. Information sei wichtig. Das zeige die derzeitige Diskussion über das Volksbegehren "Rettung der Bienen". Das Thema sei komplex und sollte nicht verkürzt dargestellt werden.

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