Caritasverbandes Vordere Ortenau
Menschen in Notlagen Hoffnung geben

- Mario Schäfer arbeitet im Caritassozialdienst. Er berät und hilft Menschen mit akuten Problemen und beantwortet ihre Fragen zur Existenzsicherung.
- Foto: Caritasverband/Michaela Gabriel
- hochgeladen von Matthias Kerber
Ortenau (st) Es gibt Anlaufstellen für Menschen in Krisen und schwierigen Lebenslagen und diese sind in Achern, Kehl, Oberkirch und Offenburg zu finden. 2.562 Menschen in der nördlichen Ortenau haben 2024 vom Caritassozialdienst profitiert. Der Caritasverband Vordere Ortenau e. V. leistet diesen Dienst mit neun hauptberuflichen Fachkräften auf etwas mehr als drei Vollzeitstellen, schreibt der Caritasverband Vordere Ortenau in einer Pressemitteilung.
Sozialpädagoge Mario Schäfer arbeitet seit 15 Jahren im Caritassozialdienst. „Jeder kann zu uns kommen“, erklärt er: „Wir helfen zum Beispiel, wenn Menschen kein Einkommen oder eine Stromsperre haben.“ Unterstützung finden sie beim Verlust der Wohnung, Gewalt, Krankheit oder psychosoziale Krisen – häufig verbunden mit der Organisation von Notunterkünften oder Sachleistungen. Die Fachkräfte beantworten Fragen zur Existenzsicherung, etwa auf welche Leistungen jeder Mensch in Not einen Anspruch hat. Und sie sind für Menschen da, die sich vom Alltag überfordert fühlen und keine andere Ansprechperson haben.
„Viele wissen nicht, dass es uns gibt und welche Rechte sie haben“, so Schäfer. Oft machen die Pfarrämter in den Kirchengemeinden Menschen in akuten Nöten auf den Caritassozialdienst aufmerksam, weiß er. Die Fallzahlen steigen: von 985 Fällen im Jahr 2023 auf 1.253 im Jahr 2024. Erreicht hat der Caritassozialdienst damit über 2.500 Menschen in der nördlichen Ortenau. Denn auch Partner, Kinder oder andere Angehörige sind von einer schwierigen Lebenssituation betroffen.
Problemlagen häufig komplex
„In einigen Fällen genügen ein bis zwei Gespräche“, sagt der Sozialpädagoge: „Doch häufig sind die Problemlagen komplex. Dann begleiten wir die Menschen über einen längeren Zeitraum, Schritt für Schritt.“ Als Beispiel nennt Mario Schäfer eine Frau, die häuslicher Gewalt ausgesetzt war. Das Frauenhaus, das sie selbst kontaktierte, hatte keinen Platz. Was tun? „Wir haben sie an die Fachberatung von 'Frauen helfen Frauen' in Offenburg vermittelt und die Polizei eingeschaltet“, so Mario Schäfer. Der gewalttätige Ehemann bekam einen Platzverweis und musste die Wohnung verlassen. Zur Sicherung ihrer Existenz konnte die Frau mit kleinem Einkommen ergänzendes Bürgergeld beantragen.
Die Berater unterstützen beim Beantragen von Sozialleistungen und helfen auch bei Widersprüchen nach Ablehnungen. Nach der Klärung der Problemlage und des wichtigsten Bedarfs eines Menschen, vermittelt der Caritassozialdienst weitere Hilfen und ermutigt die Menschen, sie anzunehmen. Das kann eine Schuldnerberatung, Suchtberatung oder Pflegeberatung sein.
„Der Caritassozialdienst ist unser Grunddienst und er trägt zur Stabilisierung der Gesellschaft bei“, sagt Robert Sauer, Vorstand des Caritasverbandes Vordere Ortenau: „Wenn Menschen in Notsituationen keine erreichbare, unbürokratische Hilfe in ihrer Nähe finden, verlieren sie das Vertrauen in den Staat.“ Bisher werde der Caritassozialdienst in der Ortenau zu 99 Prozent aus Kirchensteuermitteln finanziert. Sollten sie zurückgehen, müsste der Dienst eingeschränkt werden, so Robert Sauer. Oder der Staat müsste einspringen, damit weiterhin von Sozialarbeitern und Sozialpädagogen mit breitem Wissen unabhängig und kurzfristig geholfen werden kann.
„Behörden haben grundsätzlich eine Beratungspflicht – in der Praxis übernehmen wir jedoch oft diese Aufgabe, weil dort Kapazitäten fehlen“ weiß der Berater Mario Schäfer. Er hält seine Arbeit noch aus einem anderen Grund für unverzichtbar: „Wir nehmen uns die Zeit und hören zu. Wir wollen den Menschen Hoffnung geben.“ Und das gelinge in den meisten Fällen. „Was würde ich ohne euch machen?“, sagt mancher Klient den Beratern beim Caritasverband vor Ort und ist froh, weil ihm geholfen wurde. Mehr Infos gibt es unter caritas-vordere-ortenau.de.
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