Zecken sind schon aktiv
Ortenau ist Risikoregion

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Ortenau (set). Das in diesem Jahr frühzeitig warme Wetter lässt nicht nur die ersten Frühlingsblumen sprießen. Die schöne Wetterlage ruft auch eher unliebsame Lebewesen auf den Plan: Gemeint sind Zecken. "Grundsätzlich steigt bei warmem Wetter die Zeckenaktivität und damit die Möglichkeit, von einer Zecke gestochen zu werden", erklärt Thomas Wolf, Sachgebietsleiter Umwelt- und Infektionshygiene am Kreisgesundheitsamt. Die Tiere seien in der gesamten Ortenau zu finden. "Wir sind eine Risikoregion, wie im Übrigen alle anderen Landkreise in Baden-Württemberg", erläutert er und ergänzt: "Bei uns und im Raum Freiburg gibt es allerdings die höchsten Erkrankungszahlen." Ein Risikobereich definiert sich laut Thomas Wolf, wenn von 100.000 Menschen einer erkrankt. "Rein rechnerisch wären das 4,5 Erkrankungen pro Jahr in der ganzen Ortenau", sagt er und fügt warnend hinzu: "Im vergangenen Jahr lagen die Erkrankungszahlen bei uns um nahezu das Zehnfache höher."

Hohe Dunkelziffer

Dabei variieren die Zahlen laut dem Mediziner von Jahr zu Jahr stark: "Im Jahr 2016 hatten wir 19 Erkrankungen, ein Jahr danach genau 21." Man müsse dazu allerdings sagen, dass dem Kreisgesundheitsamt nur der Erregernachweis gemeldet werden muss. Die Dunkelziffer sei erheblich höher. "Beispielsweise sind dies die zahlreichen FSME-Erkrankungen, die ohne Krankheitssymptome oder unter dem Bild eines grippalen Infektes ablaufen", erklärt Thomas Wolf.
Zecken sind listige Tiere, weiß Stefan Bosch, Mediziner und Experte des Nabu Baden-Württemberg. Zecken würden oft im hohen Gras warten, bis jemand vorbeigeht und sie von ihrem Platz abstreift. Die Parasiten "erkennen die Tiere an Erschütterungen, Körperwärme, Atemluft und Schweißgeruch", erklärt er. Haben die Zecken eine warme, feuchte Stelle am Körper erreicht, so der Experte, stechen sie zu. "Drei bis sieben Tage lang können sich die Parasiten unbemerkt mit Blut vollsaugen, bis sie sich wieder abfallen lassen", sagt Stefan Bosch. Dabei könnten die Zecken auf das Vierfache ihrer eigentlichen Größe von rund drei Millimeter anwachsen. „Dass der Mensch den Stich oft nicht bemerkt, liegt daran, dass die Einstichstelle sofort vom Speichel der Zecke betäubt wird“, erklärt der Experte des Naturschutzbundes.

Keine 800-Meter-Grenze

Die millimetergroßen Tiere sind, wie anfangs von Thomas Wolf erwähnt, in der gesamten Ortenau zu finden. Generell würden sie eine hohe Luftfeuchtigkeit benötigen. "Ein derartiges Mikroklima findet sich bevorzugt in Flusstälern, an Waldrändern, in Busch- und Farnkrautlandschaften", erklärt der Mediziner. Mit steigernder Höhe und dementsprechend zunehmender Trockenheit seien sie seltener anzutreffen. Für Wanderer, die in luftigen Höhen unterwegs sind, gibt er dennoch keine Entwarnung: "Je nach Umweltbedingungen findet man Zecken jedoch in Höhen von bis zu 2.000 Metern", sagt er.  Die oft zitierte 800-Meter-Grenze existiere als solche nicht.

Was kann der Mensch also gegen die gefährlichen Parasiten tun? Thomas empfiehlt an erster Stelle eine Impfung gegen FSME , die in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden sollte, um einen sicheren Impfschutz zu gewährleisten. Darüber hinaus helle Kleidung, denn auf ihr seien die Tiere besser zu erkennen. Nach dem Aufenthalt im Freien solle der Körper unbedingt gründlich nach Zecken abgesucht werden.

Eine mit Blut vollgesaugte Zecke ist mit einer speziellen Zange entfernt worden. | Foto: Thorben Wengert/pixelio.de

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