Ausstellung in Baden-Baden
Rodney Grahams Leuchtkästen

Rodney Graham, Media Studies, 77, 2016 | Foto: Rodney Graham, 2017
  • Rodney Graham, Media Studies, 77, 2016
  • Foto: Rodney Graham, 2017
  • hochgeladen von Daniela Santo

Baden-Baden (st). Die Entscheidung, seine Biografie in den Dienst der Kunst zu stellen, beinhaltet immer auch eine Entscheidung für eine bestimmte Rolle. Der Dandy oder der Bohemien, der Komplize der Unterdrückten oder der Lieferant der Privilegierten – wie jedes Berufsbild liefert auch das Künstlertum seine Klischees gleich mit. Der kanadische Künstler Rodney Graham inszeniert diese Rollenbilder virtuos – und hinterfragt dabei, wie sich aus der sozial definierten Rollenzuschreibung individuelle Identitäten herausbilden.

Profession als Obsession. Und immer in der Hauptrolle: Er selbst. Sein Medium: Der klassische Werbe-Leuchtkasten. So werden der detailreich inszenierte Antiquar oder auch der moderne Cowboy zum Werbeträger ihres Selbst. Doch hinter der glatten, strahlenden Oberfläche der illuminierten Fotografie, hinter der perfektionistischen Szenografie verbirgt sich immer auch ein Anflug von Melancholie, die von den Lasten kündet, seine Rolle im großen Theater des Lebens perfekt spielen zu müssen. Ein Lächeln wird kaum geschenkt, dem Blick nur selten begegnet. Gerne schweift er ins Nichts, in die Ferne – oder auch in die Vergangenheit. In enger Zusammenarbeit mit dem Künstler ist es dem Museum Frieder Burda nun gelungen, die bisher größte
Übersichtsausstellung mit Rodney Grahams Fotoleuchtkästen zu präsentieren. Die Leuchtkästen, ein zentrales Medium in seinem komplexen Werk, reichen von 2000 bis in die aktuelle Gegenwart. „Immer stehen die mannigfaltigen Selbstinszenierungen Grahams im Zentrum. Immer wirkt er wie ein melancholischer Zeitreisender, ein moderner Buster Keaton, der sich in verschiedenen Verkleidungen durch die Irrungen und Wirrungen moderner Kultur bewegt und dabei in die Rolle von Produzenten, Zuschauern oder Vermittlern schlüpft“, so Patricia Kamp, Kuratorin der Ausstellung, über das Werk Rodney Grahams. Den Auftakt zur Ausstellung bildet im Erdgeschoss des Museums das monumentale Triptychon „Antiquarian Sleeping in his Shop“ von 2017. Im Obergeschoss des Museums sind Schlüsselwerke aus der letzten Dekade zu sehen – Leuchtkästen, von denen viele Grahams bekannteste Inkarnationen zeigen.

Info: Die Ausstellung "Rodney Graham. Lightboxes" im Museum Frieder Burda in Baden-Baden ist bis zum 26. November zu sehen. Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, an allen Feiertagen geöffnet. Erwachsene zahlen 13 Euro Eintritt. Weitere Informationen zur Ausstellung gibt es im Internet unter www.museum-frieder-burda.de.

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