Die alte Fastnacht kommt keineswegs mit Verspätung daher
Am Aschermittwoch ist nicht wirklich überall alles vorbei

Das Urteil ist gefällt, der Scharfrichter verbrennt die Fastnacht.  | Foto: Christiane Agüera Oliver
  • Das Urteil ist gefällt, der Scharfrichter verbrennt die Fastnacht.
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Hornberg-Reichenbach (cao). "Sie kommt daher wie die alte Fastnacht" – die Fastnacht ist am Aschermittwoch vorbei, sie ist verbrannt oder der Narro begraben. Und doch wird die alte Fastnacht mit der Bauernfastnacht noch mancherorts gefeiert.
So auch in der "Krone" in Hornberg-Reichenbach. Dort, im Unterwirtshäusle, ist bei der "Burefasent" am Samstag nach Aschermittwoch wieder Stimmung bis in die frühen Morgenstunden des Sonntags angesagt. Die "Bureknelle" nehmen da besonders gern das "Städtle-Choris" mit allerhand Lokalkolorit aufs Korn und ganz klar gibt es dabei auch die eine oder andere deftige Retourkutsche von Seiten der Städter. Ein wahrer Schlagabtausch entsteht und es bleibt kein Auge trocken. Gaudi ist also vorprogrammiert mit stichelnden Seitenhieben von sämtlichen Akteuren und garantierten Lachsalven im Publikum.
Auch im nahegelegenen Weil am Rhein spielt die "Buurefasnacht" eine bedeutende Rolle. Im Jahr 1281 kauften dort die Nonnen von Klingenthal ihren Klosterwald. Sie gestatteten weiterhin den Weiler Jugendlichen zwölf große Holzwellen für das "Fasnachtsfüür" – Fastnachtsfeuer – zusammenzutragen. Dieses Feuer leuchtet noch immer hell am Sonntag nach Fastnacht über dem Maskentreiben des Ortes, denn die Scheiben werden noch immer von den Jugendlichen geschlagen.
Doch warum wird die Bauernfastnacht erst so spät gefeiert? Auch die geläufige Redewendung "daherkommen wie die alte Fastnacht" zeigt an, dass eigentlich etwas viel zu spät stattfindet. Aber wirklich zu spät ist die Bauernfastnacht nicht. Sie fällt zwar in die heutige Fastenzeit, die alte Fastnacht ist allerdings ein Überbleibsel des ursprünglichen Beginns der Fastenzeit.
Auf der Synode von Benevent im Jahr 1091 wurde die Herrenfastnacht – die "normale" Fastnacht zwischen Schmutzigem Donnerstag und Aschermittwoch – vorverlegt. Die Sonntage wurden aus dem Fastengebot herausgenommen und weil es 40 Fastentage sind, musste die entsprechende Zahl vor ihren bisherigen Beginn gesetzt werden. Vor allem auf dem Land wurde am alten Termin festgehalten, deshalb endet die Fastnacht an manchen Orten erst am Funkensonntag nach Aschermittwoch.
Auf der "Basel insider website" erklärt Mike Stoll ausführlich, warum die Basler sogar noch später, erst am "Hirsmontag", dem Montag nach Aschermittwoch, morgens um vier Uhr mit dem Morgenstreich den Beginn ihrer Fastnacht feiern: "Weil Basel bis heute das ursprüngliche Fastnachtsdatum bewahrt hat". Die Wurzeln der Basler alten Fasnacht würden zurück bis in die Zeit des Konzils zu Nicäa reichen. "Dort wurde im Jahre 325 das Osterdatum für die Christenheit verbindlich auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond festgelegt", so Stoll.
Und nach diesem Datum richtet sich auch das Fastnachtsdatum – egal ob Fastnacht vom Schmutzigen Donnerstag bis Aschermittwoch, Bauernfastnacht oder alte Fastnacht gefeiert wird.

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