Expertin: Wichtig ist Balance zwischen Aufnahme und Abbau von Nahrung
Jojo-Effekt: nach Fastenzeit noch mehr Fettpölsterchen

Blick auf die Waage: Viele erhoffen sich durch Fasten einen dauerhaft erfreulichen Stand. | Foto: Foto: Sigrid Rossmann/pixelio.de
  • Blick auf die Waage: Viele erhoffen sich durch Fasten einen dauerhaft erfreulichen Stand.
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Ortenau. Fastenzeit nach den närrisch-tollen Tagen: Viele nehmen sich vor, nicht nur weniger zu
verspeisen und beispielsweise nichts Alkoholisches zu trinken.  Der
erste morgendliche Blick gilt häufig der Waage: Abnehmen lautet die
Devise.

Die Frage, ob Fasten sinnvoll ist, kann Bettina Dürr, Ernährungsberaterin der AOK Südlicher Oberrhein nur mit einem „Jein“
beantworten. Ein Verzicht nach den üppigen Fastnachtstagen, wobei die
Weihnachtsgans auch noch grüßen lasse, sei sicher sinnvoll, betont sie.
Aber die Form des Verzichts sei entscheidend. Bei religiös motiviertem
Fasten wie zum Beispiel sieben Wochen ohne Süßigkeiten und Alkohol helfe
das, den Geist zu schulen, und sporne zu einem, wenn auch meist kurzen,
gesünderen Lebenswandel an. Die Ernährungsberaterin: „Ein zu
erwartender Erfolg bei einem 40-tägigen Verzicht beflügelt. Allerdings
wird sich die Gewichtsreduzierung sicher in Grenzen halten. Der
Jojo-Effekt sorgt dafür, dass sich nach der Fastenzeit meist noch mehr
Problemzonen auftun.“

Heilfasten, bei dem zur „Entschlackung“ weitgehend auf Nahrung verzichtet wird und das sich über längstens 14
Tage nur gesunde Menschen vornehmen sollen, kann laut Bettina Dürr durch
eine erhöhte Endorphinausschüttung „wahre Flügel verleihen“. Gesunde
Menschen, die regelmäßig fasten, bestätigen, so die Erfahrung der
Expertin, diese „reinigende“ und „befreiende“ Wirkung.

Gibt es aber „Menschentypen“, die grundsätzlich ihr normales Körpergewicht
halten, und andere, die grundsätzlich zu Übergewicht neigen, alles
Fasten also mit Blick auf Speckröllchen und Waage nichts hilft? Es gebe,
so Bettina Dürr, Menschen, die eine genetische Disposition haben, was
den Körperbau – zum Beispiel groß und hager, klein und gedrungen –
betrifft und tatsächlich gute und schlechte Futterverwerter sind.
Letztendlich entscheide über das Körpergewicht aber die Balance zwischen
Nahrungsaufnahme (Kalorien) und dem Abbau (Bewegung). Die
Ernährungsberaterin: „Befinden wir uns in einem dauerhaften
Ungleichgewicht mit zu vielen Kalorien und  zu wenig Bewegung, legt der
Körper die Kalorien in Depots an.“ Fettpölsterchen seien dann die Folge.

Welche Ernährungsfehler können aber welche Krankheiten verursachen? Es gebe, so Bettina Dürr, grundsätzlich keine einzelnen
Ernährungsfehler. Die Gesamtheit der kleinen Sünden mache es meist aus.
Die Ernährungsberaterin: „Zuviel Kalorien heißt irgendwann zu viel
Gewicht. Ein Zuviel an Fleisch und Meeresfrüchten kann die Harnsäure
ansteigen lassen, was letztlich zu Gicht führen kann. Wer erhöhten
Blutdruck hat, sollte in erster Linie auf sein Gewicht achten und
eventuell weniger Salz verwenden.“ Im Großen und Ganzen gehöre zu einer
gesunden und ausgewogenen Ernährung immer auch Bewegung oder Sport.

Die Fastenzeit sei eine „gute Zeit, um herauszufinden, wie es einem geht,
wenn man beispielsweise nichts Süßes mehr isst“. Manchmal helfe es auch,
die Regelmäßigkeit der Mahlzeiten zu prüfen. Bettina Dürr: „Wenn wir
regelmäßig essen und nicht von einem Backshop zur nächsten Imbissbude
wandern, gönnen wir unserem Stoffwechsel eine Geradlinigkeit die er mit
dauerhaften Wohlbefinden zu schätzen weiß.“

Autor: Norbert Rößler

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