Ortenaukreis diskutiert Schließungen der Geburtsstation auch in Oberkirch
Künftig keine Geburten mehr im Kehler Klinikum?

Die Geburtenstation im Klinikum Kehl steht aus Kostengründen zur Disposition.  | Foto: Foto: gro
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Ortenau. Stehen die  Geburtenstationen in Oberkirch und Kehl vor dem Aus? Während sich die
Geschäftsführung des Ortenau Klinikums in Schweigen hüllt und darauf
verweist, Vorschläge zur Vermeidung von Betriebsverlusten zuerst in die
zuständigen Gremien einbringen zu wollen, wird Oberkirchs
Oberbürgermeister Matthias Braun deutlicher.

Als Kreisrat wisse er seit Mitte April von den Überlegungen des Kreises, im Ortenau
Klinikum insgesamt Veränderungen vorzunehmen. Hintergrund sei der enorme
Kostendruck im Krankenhauswesen, der durch die jüngste Tariferhöhung
noch verschärft wurde. Dass hiervon die Geburtshilfen in Oberkirch und
Kehl betroffen sein können, erfuhr Braun erst am Samstag – aus den
Unterlagen zur nicht-öffentlichen Sitzung des Krankenhausausschusses
Mitte Mai. Nachdem die Pläne bereits Anfang der Woche öffentlich wurden,
hat Braun bei Landrat Scherer um Aufhebung der Nichtöffentlichkeit
gebeten. „Es geht mir darum, erst Fakten zu schaffen, bevor ich in
Diskussionen eintrete“, erklärt Matthias Braun. Er halte nichts davon
mit Halbwissen Politik zu machen. „Mein Wunsch ist es, einen
fraktionenübergreifenden Antrag zu stellen , mit dem Ziel, die
Geburtenstationen zu erhalten“, so der Oberbürgermeister weiter. Noch
gestern hat er Kontakt zu seinem Kehler Amtskollegen aufgenommen.

„Die Stadt Kehl hat von den Überlegungen der Kreisverwaltung im Laufe der
vergangenen Tage erfahren“, erklärt der Kehler Oberbürgermeister Günther
Petry. Die Stadt sei ordnungsgemäß unterrichtet worden. Auch ihm seien
wirtschaftliche Gründe, aber auch personelle, genannt worden. „Der
Ärztemangel führe gerade in kleineren Häusern zu schwierigen
Situationen“, so Petry.  „Die wohnortnahe Krankenhausversorgung ist ein
Stiefkind der bundesdeutschen Gesundheitspolitik“, äußert Petry seine
Zweifel an der Behauptung, dass die Versorgung in großen Krankenhäusern
besser sei als in kleinen.

Betroffen von der Schließung ist die Geburtshilfe; die Gynäkologie soll am Standort Kehl erhalten bleiben.
„Das halte ich für keine sonderlich glückliche Idee, sondern glaube,
dass beides zusammenbleiben sollte – zumal die Gynäkologie in Kehl eine
gute Entwicklung genommen hat“, so Petry. Er sieht mit der Schließung
der Geburtshilfe  einen Verlust an wohnortnaher Versorgung in einem ganz
sensiblen Bereich. „Ich will übrigens ausdrücklich erwähnen, dass nicht
alle Frauenärzte in Kehl den Kehler Standort für Geburtshilfe werdenden
Müttern empfehlen“, ärgert er sich.

Petry betont, es gehe nicht um die Schließung des Krankenhausstandortes Kehl, sondern darum, wie im
Gesamtverbund des Ortenau Klinikums die Geburtshilfe in Zeiten drastisch
sinkender Kinderzahlen und wirtschaftlicher Benachteiligungen kleinerer
Standorte durch die Gesundheitspolitik in Deutschland aufrechterhalten
werden kann. „Wenn man die Diskussion um die Schließung von
Geburtshilfen schon führen muss, dann ist ein räumlich mindestens so
wirksames Modell die Erhaltung der Geburtshilfen in Kehl und Oberkirch.“

Autor: gro/ds

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