Auf der Suche nach logischen Erklärungen
Professor Dr. Stephan Klaus: Der Herr der Zahlen

Stephan Klaus lebt seit zwei Jahren in Oberwolfach, zuvor zehn Jahre in Hausach. Zusammen mit seiner Familie und den Zahlen fühlt er sich dort wohl. | Foto: Michael Bode
  • Stephan Klaus lebt seit zwei Jahren in Oberwolfach, zuvor zehn Jahre in Hausach. Zusammen mit seiner Familie und den Zahlen fühlt er sich dort wohl.
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Die Mathematik umgibt die Menschen. Die Computertomographie könnte ohne sie keine Bilder erstellen, sicheres
Online-Banking ginge nicht und die Natur ist ebenso voll davon. Kein
Wunder, dass sich Prof. Dr. Stephan Klaus an seinem Arbeitsplatz in
Oberwolfach wie im Schlaraffenland fühlt. Der 49-jährige Saarbrücker
arbeitet am Mathematischen Forschungsinstitut Oberwolfach. Ganz
versteckt in der Abgeschiedenheit hinter Bäumen an einem Hang gelegen,
jagt dort ein Gedanke den nächsten. Im Zentrum des Interesses: die
Mathematik in ihrer ganzen Bandbreite.

Für Stephan Klaus ist die Arbeit als wissenschaftlicher Administrator ein Traumjob. Die besten
Mathematiker der Welt kommen immer wieder nach Oberwolfach und tauschen
sich aus. „Es ist wie in einem permanenten Trainingslager für
Olympiasieger“, beschreibt Klaus die Voraussetzungen. „Jede Woche sind
50 Gäste da und das an 50 Wochen im Jahr.“ Er sitzt damit quasi an einer
Quelle und reist nicht mehr so viel wie früher in seinen Anfangsjahren
als Wissenschaftler um die Welt.

Angebote, nach Heidelberg oder Bonn zu gehen, hat der Wahl-Oberwolfacher, der dort seit zwei Jahren mit
der Familie lebt, ausgeschlagen. „Die Einrichtung hier ist weltweit
anerkannt und wird in Fachkreisen mit Princeton verglichen“, sagt der
Saarländer. Kein Wunder also, dass er seine Koffer nur für Reisen packt,
um hinterher wieder an das Mathematische Forschungsinstitut Oberwolfach
zurück zu kehren. „Mathematische Probleme können 15 Jahre bestehen oder
auch länger und auf einmal fällt eine Mauer in sich zusammen. Man kann
auch über einen Umweg zur Lösung finden“, erklärt Klaus. Und am Institut
tauschen sich die Mathematik-Forscher aus, teilen Erkenntnisse, neue
Problem- und Fragestellungen. Alles auf der Suche nach Lösungen.

Lösungen hat Stephan Klaus schon im Kindesalter gesucht. „Schon als Kind habe
ich alles Spielzeug zerlegt.“ Das Interesse, was dahinter steckt, hat
ihn nie verlassen. „Die Konsequenz war, dass ich dann Fischer-Technik
geschenkt bekam, um verschiedene Dinge ausprobieren zu können. Mit zehn
Jahren habe ich einen Chemie-Kasten bekommen und auch ein eigenes Labor
im Keller zu Hause eingerichtet.“ Mit den heutigen Chemiekästen sei das
nicht mehr zu vergleichen: „Dort sind die Chemikalien so sehr verdünnt,
dass fast gar nichts mehr passieren kann.“

Auch für Elektronik hat sich Klaus sehr interessiert. „Einen Synthesizer habe ich mir auch
einmal gebaut.“ Dabei stuft sich der Mathematiker als gar nicht
sonderlich musikalisch ein. „Es gib aber sehr gute Musiker unter den
Mathematikern. Aus diesem Grund haben wir einen kleinen Konzertraum hier
im Forschungsinstitut. Wer möchte, kann ein Konzert geben.“ Zerstreuung
müsse eben auch sein. In der klassischen Musik gebe es viele Regeln,
die sich auch mathematisch erklären lassen würden.

Studiert hat Stephan Klaus in Mainz, Mathematik und Physik. Der heutige Topologe war
auch in Göttingen, Bielefeld und Bonn. Seine Doktorarbeit schrieb er
1995, sechs Jahre später habilitierte er. In Oberwolfach arbeitet er
bereits seit 1996, zuerst als Assistenz in der Bibliothek. Eine
Schatzkiste für Mathematiker. „Hier findet man nahezu alle Werke und
jedes Jahr kommen 50 Meter Fachliteratur hinzu.“ 1998 kam dann der Ruf
an die wissenschaftliche Verwaltung des Instituts. Das bedeutet aber
nicht, dass er zwischen Akten versinkt. Die Lehre sei immer sehr wichtig
und auch gewünscht. „In Mainz bin ich außerplanmäßiger Professor.
Unordentlich finde ich lustiger“, schmunzelt Klaus im Hinblick auf die
ordentlichen Professoren und die Unordnung auf seinem Besprechungstisch.

Dort liegt auch ein Plakat der ASK Ortenau. Die Mathematik liegt Klaus am Herzen und so arbeitet der bekennende Donaldist an der
Schülerakademie Kinzigtal gerne mit interessierten und begabten
Mathematikschülern. Da wundert es nicht, dass der derzeitige Präsident
der Rotarier sich im Museum für Mineralien und Mathematik einbringt.
„Der Mathe-Stoff an der Schule wurde zu sehr ausgedünnt, der Sprung an
die Universitäten im Fach Mathematik ist zu groß und auch in allen
Naturwissenschaften ist sie elementar.“ Da will er helfen.

Autor: Daniel Hengst

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