Die Glosse im Guller
Maskierter Überfall auf Polizeipräsidenten

Ursprünglich stammt er aus dem Rheinland, war lange im Norden sowie Osten der Republik unterwegs und lebt seit ein paar Jahren in Offenburg. Es handelt sich um einen gestandenen Redakteur, der im Laufe seines Berufslebens schon einiges gesehen hat und nicht so leicht zu beeindrucken ist. Doch wie alle Jahre wieder kam er vor einer Woche mit großen Augen in den Verlag.

Maskierte und Bewaffnete

Noch mit Mütze und in Jacke berichtete der Kollege von der Offenburger Innenstadt im Ausnahmezustand. Organisierte Gruppen von Maskierten sowie bewaffnete Männer wären lärmend vor das Rathaus gezogen. Unter Kanonendonner und mit Hilfe einer Ramme hätten sie sich Zugang verschafft und den OB mitsamt seinen beiden Beigeordneten gewaltsam aus dem Gebäude gezerrt. Als pflichtbewusster Reporter hatte er alles auf Fotos und Videos festgehalten, die er mir zum Beweis unter die Nase hielt. Tatsächlich hätte ich das Offenburger Dreigestirn der Verwaltungsmacht darauf nicht wiedererkannt. Für mich sahen die drei Männer eher wie langhaarige Rocker aus. Aber ich kenne nur ihr offizielles Erscheinungsbild. Wer weiß schon, was sie heimlich hinter verschlossenen Bürotüren tragen.

Die mitleidlose Menge johlte

Damit noch nicht genug der Grausamkeiten: Eine Horde Maskierter hatte den Polizeipräsidenten in ihre Gewalt gebracht. Der arme Jürgen Rieger wurde in einen großen Sack gesteckt und dieser an einen Galgen gehängt. Unter dem Beifall und Gejohle der umstehenden mitleidlosen Menschenmenge wurde der Mann rüde umhergeschubst, mit einer Art Leim eingepinselt und mit Federn überschüttet. Erst nachdem er seinen Peinigern ein Vesper mit reichlich Alkohol versprochen hat, ließen sie von ihrem sichtlich mitgenommenen Opfer ab.
Das war der Moment, in dem der Kollege mit rheinischem Migrationshintergrund lieber den Rückzug antrat. Klar, wer mit jecken Pappnasen und Kamellen aufgewachsen ist, der findet unsere Fastnachtsgestalten halt ganz schön schaurig.

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