Mobilitätsnetzwerk Ortenau plant die Zukunft des Verkehrs
Gute Alternativen zum eigenen PKW schaffen

Mobilitätsstationen wie hier für Leihräder gehören mit zu dem Konzept, das in der Ortenau umgesetzt werden soll.  | Foto: gro
2Bilder
  • Mobilitätsstationen wie hier für Leihräder gehören mit zu dem Konzept, das in der Ortenau umgesetzt werden soll.
  • Foto: gro
  • hochgeladen von Christina Großheim

Ortenau (gro). Mobilität heute ist geprägt durch das eigene Auto. Gerade im ländlichen Raum scheint ohne dieses Fortbewegungsmittel nichts zu gehen. Das Angebot des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ist mit Blick auf die Taktung und Attraktivität nicht mit dem einer Großstadt zu vergleichen. Dabei leben im gesamten Ortenaukreis über 423.000 Menschen – allerdings auf 51 Städte und Gemeinden verteilt.

Gemeindeübergreifende Planung

In Sachen Mobilität konzentrierten Kommunen sich bislang auf ihre Gemarkung: Das soll sich nun ändern, denn auch in der Ortenau nehmen die Staus zu den Stoßzeiten zu, verlängern sich die Anfahrtszeiten von und zur Arbeit. Deshalb haben zehn Städte und Gemeinden das Mobilitätsnetzwerk Ortenau gegründet. Mitglieder sind Appenweier, Friesenheim, Gengenbach, Kehl, Lahr, Neuried, Offenburg, Rheinau, Schutterwald und Willstätt. "Wir wollen die Pendlersituation in der Ortenau verbessern", sagt Mathias Kassel, Stabsstelle Mobilität der Zukunft der Stadt Offenburg. "Alle Kommunen merken, dass es so nicht weitergehen kann." Denn die Pendlerströme würden nicht nur für Staus, sondern auch für einen entsprechenden Schadstoffausstoß sorgen. Das Verkehrsnetz in vielen Kommunen sei nicht in der Lage, noch mehr Fahrzeuge aufzunehmen. Der Individualverkehr komme an seine Grenzen.

"Mobilität hört nicht an der Grenze der Kommune auf", macht Mathias Kassel deutlich. Deshalb mache es Sinn, sich mit den Nachbarkommunen abzustimmen und ein Gesamtverkehrskonzept zu entwickeln. "In unserem Netzwerk sind drei große Kreisstädte Mitglied, die den meisten Pendlerverkehr haben", so Kassel.

Ziel des Mobilitätsnetzwerkes sei es, alternative Angebote zum eigenen Kraftfahrzeug zu entwickeln. Schließlich seien viele PKW nur mit einer Person besetzt. Es seien drei Schwerpunkte für die Arbeit gesetzt worden: multimodale Systeme, gemeindeübergreifender Radverkehr, insbesondere mit Nutzung der E-Mobilität, und die Vernetzung der Nahmobilitätsangebote in einer App.

ÖPNV als Rückgrat des Netzwerkes

"Der ÖPNV ist das Rückgrat des Netzwerkes. Wir brauchen eine bessere Taktung zwischen den Städten und Gemeinden", ist Kassel überzeugt und gibt zu bedenken: "Das Material muss aber attraktiv sein, damit die Menschen auch Lust haben, umzusteigen." So müsste etwa der Schülerverkehr im ÖPNV von dem der Pendler getrennt werden.

Es gehe aber ebenso darum, die Randbedingungen zu ändern: "Die Park- und Rideparkplätze an den Bahnhöfen sind in der Regel zu klein. Wer nicht frühzeitig da ist, bekommt keinen Stellplatz mehr und fährt gleich die ganze Strecke mit dem Auto." Aber auch Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, Roller oder Pedelecs seien ausbaufähig an den Pendlerbahnhöfen. "Die Stärkung des Schienen- und Busangebots erfordert auch Abstellmöglichkeiten für die Nutzer", sagt Kassel.

Förderung von Fahrgemeinschaften

Fahrgemeinschaften sollten gefördert werden. "Dazu benötigen wir aber Abstellmöglichkeiten entlang der Hauptverkehrsstrecken", macht Kassel deutlich, wie sehr im Bereich Mobilität alles miteinander verzahnt ist. So hätten die Mitglieder es sich als Ziel gesetzt, das Angebot an Park- und Mitfahrplätzen auszubauen. "An so einem Platz würde es ebenfalls Sinn machen, eine Bushaltestelle einzurichten", gibt Kassel zu Bedenken. Und je nach Standort könnte noch eine Leihstelle für Fahrräder und Pedelecs für die Pendler hinzukommen.

Gerade Pedelecs würden in diesem Szenario eine wichtige Rolle als Verkehrsmittel für die letzte Meile spielen. "Sie haben Potential", erläutert Mathias Kassel. Denn dank der elektronischen Unterstützung und dem höheren Tempo seien sie für weitere Strecken geeignet. Ein weiteres Puzzlestück sei das Carsharing. "Es geht darum, zu untersuchen, wo es funktioniert und wie es in ein bestehendes System eingebaut werden kann", stellt Kassel fest. So sei es denkbar, dass auch Unternehmen ihre Fahrzeugflotte mittels Carsharing ausbauen könnten.

Eine App für alle Nutzungen

Damit die Nutzer den Überblick über die Angebote behalten und diese passgenau nutzen können, solle eine App entwickelt werden. "Mittels dieser App gibt es Informationen über die Strecke, die zurückgelegt werden muss. Die Fahrt kann damit gebucht werden, sowohl mit Bus und Bahn als auch mit einem Leihfahrzeug. Sie könnte ebenfalls eine Mitfahrer-App beinhalten, um Fahrgemeinschaften zu bilden", entwirft Kassel ein Bild der Zukunft.

Mobilitätsstationen wie hier für Leihräder gehören mit zu dem Konzept, das in der Ortenau umgesetzt werden soll.  | Foto: gro
Die Tram in Kehl ist ein besonderes Angebot im öffentlichen Nahverkehr.  | Foto: Günter Franz Müller

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.