So viele Störche wie nie zuvor
Experten helfen bei Nestpflege

Schon im vergangenen Jahr ließen sich Störche auf dem Storchenturm in Lahr nieder. | Foto: Wolfgang Hoffmann
  • Schon im vergangenen Jahr ließen sich Störche auf dem Storchenturm in Lahr nieder.
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Ortenau (ds). Der Frühling naht mit großen Schritten, die ersten Blumenblüten bringen Farbe ins winterliche Grau und die Störche sind aus ihrem Winterquartier zurückgekehrt. "Die Vögel kommen jedes Jahr ein paar Tage früher. Zu 80 Prozent dürften sie jetzt schon wieder da sein", weiß Wolfgang Hoffmann, regionaler Storchenberater des Naturschutzbundes Ettenheim (Nabu). Über 1.000 Storchenpaare seien heute in Baden-Württemberg beheimatet, nur noch 18 Paare seien es noch in den 80er-Jahren gewesen. "Es sind so viele wie noch nie", sagt der Experte, der sich seit Jahrzehnten um die rund 20 Nester in der Region kümmert. "Früher habe ich das alles selbst gemacht, heute ruft mich die Gemeinde, wenn sie Hilfe braucht."

Hilfe werde meist bei der Nestpflege und -reinigung gebraucht. "Die Störche bestücken die Nester jedes Jahr mit neuem Material. Irgendwann wird das zu schwer und dann ist die Sicherheit nicht mehr gegeben", erläutert Hoffmann. Da müsse menschliche Hand unterstützend einwirken, auch damit das Nest wasserdurchlässig bleibe. "Sitzt ein Jungstorch bei Dauerregen drei Tage lang bei unter 15 Grad im nassen Nest, so bedeutet es seinen sicheren Tod", erklärt der Storchenexperte. Allerdings, so bemängelt er, vernachlässige manche Gemeinde, sich ausreichend um die Sicherheit zu kümmern. Lob dagegen spricht er den Energieversorgern E-Werk Mittelbaden und Netze BW aus: "Sie unterstützen uns mit ihren Fahrzeugen bei der Beringung der Jungstörche." Dank dieser Kunststoffringe gehörten Störche zu den am besten erforschten Vögeln. "Mit dem Fernrohr oder einem langen Teleobjektiv lese ich die Ringe ab und melde die Daten an die Vogelwarte in Radolfzell. Diese sind wichtig für die wissenschaftliche Begleitforschung und ich erhalte die Lebensdaten meiner Schützlinge."

Warnung vor "Verhaustierung"

Auch Meister Adebar auf dem Lahrer Storchenturm wird Wolfgang Hoffmann im Auge behalten. Vor zwei Jahren hat sich hier zum ersten Mal ein Storch niedergelassen. "Bisher gab es aber keine erfolgreiche Brut, weil die Nahrungsquellen zu weit entfernt sind", berichtet Urte Stahl vom Amt Öffentliches Grün und Umwelt der Lahrer Stadtverwaltung. Das könnte sich mit dem ehemaligen Landesgartenschaugelände allerdings ändern. "Wenn es eine Brut gibt, werden wir das Nest natürlich begutachten und auch säubern", so Stahl. Ein weiteres Eingreifen sehe sie aber nicht vor. "Das müssen die Störche selbst regeln. Man muss Wildtiere auch Wildtiere sein lassen", betont sie. Auch Wolfgang Hoffmann warnt vor einer "Verhaustierung" und folgt damit dem Zoologen und Verhaltensforscher Konrad Lorenz. "Mancherorts wurden Störche gefüttert und damit abhängig vom Menschen gemacht. Seit 2012 empfiehlt der baden-württembergische Handlungsleitfaden Weißstorch, nicht mehr zu füttern", berichtet Hoffmann und verweist darauf, dass menschliches Mitgefühl oft falsch platziert sei. "In der Natur gilt: Der Stärkere überlebt", betont er.

Europa-Park-Störche

Seit etwa 14 Tagen sind in Rust die Europa-Park-Störche zurück. "Schon seit über 30 Jahren sind sie hier regelmäßig zu Gast", berichtet Fabio Leidner, Facility-Manager des Europa-Parks. Er kümmert sich in Absprache mit Jürgen Vogelbacher, der für den ortsansässigen Verein SOS Weißstorch Ortenau tätig ist, seit vielen Jahren um die Vögel. Die Störche und ihre Nester würden regelmäßig aufgesucht, um zu sehen, ob alles in Ordnung sei. "Insbesondere wird darauf geachtet, wie sich die Jungtiere entwickeln. Die Störche werden auch von uns beringt", so Leidner. Gleich mehrere Nester befinden sich im Park und in Rust. "Viele wurden eigens angelegt, etwa auf dem Turm des Hotels 'Santa Isabel' oder auch auf dem Dach des 'Bell Rock'. Andere Nistplätze wurden von den Vögeln selbst gebaut, wie auf den Bögen des 'Colosseo"", berichtet Fabio Leidner.

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