Werbegemeinschaften in der Krise
Scheu vor zu viel Verantwortung und Aufwand

Wie hier in Gengenbach lassen sich Werbegemeinschaften immer wieder Neues einfallen, um Kunden in die Stadt locken. | Foto: gro
  • Wie hier in Gengenbach lassen sich Werbegemeinschaften immer wieder Neues einfallen, um Kunden in die Stadt locken.
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Ortenau (ds). Haben Werbegemeinschaften noch eine Zukunft? Mancherorts sieht es nicht danach aus, denn die Besetzung der Vorstandsposten scheint immer mehr zur unüberwindbaren Hürde zu werden.

Seelbach

So steht man in Seelbach beispielsweise kurz vor der Auflösung der Werbegemeinschaft, weil sich in der jüngsten Hauptversammlung keine Nachfolger für die ausscheidende Vorstandschaft finden ließen. In einem Brief an die Mitglieder ruft die Werbegemeinschaft nun nicht nur dazu auf, an der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 9. Mai teilzunehmen, sondern appelliert auch an alle Gewerbetreibenden, sich für den Erhalt der Vereinigung einzusetzen und ein Amt zu übernehmen. Angeboten werden im Gegenzug eine "besonnene strategische, konzeptionelle und innovative Neuausrichtung".

Gengenbach

Das Aktionsteam Gengenbach kann ein Lied davon singen, wie schwer es ist, die Posten im Vorstand zu besetzen. Schon seit mehr als sechs Jahren ist Mathias Schmidt kommissarischer erster Vorsitzender, zuvor war er bereits über 20 Jahre als Vorstand tätig. "Niemand möchte mehr Verantwortung übernehmen", stellt Schmidt auf Anfrage der Guller-Redaktion fest. Für ihn sei es irritierend, dass Unternehmer offensichtlich kein ernsthaftes Interesse an einem attraktiven Standort hätten. "Denn nur, wer sich einbringt, hat die Möglichkeit, dies aktiv für sein Unternehmen zu nutzen", betont er. Den zeitlichen Aufwand beziffert er beim geschäftsführenden Vorstand auf zwei bis sechs Stunden pro Woche, für Beisitzer auf vier bis sechs Stunden pro Monat. Er glaubt, dass es künftig zur Aufgabe der Kommune werden wird, Unternehmen an die Hand zu nehmen und durch gezielte Maßnahmen Standortmarketing zu betreiben und Events, die zur Stärkung des Standorts dienen, zu veranstalten. "Auf jeden Fall müssten die Leistungen dann durch externe Dienstleister erbracht werden. Größere Städte könnten sich überlegen, dies mit neu zu schaffenden Stellen dann intern umzusetzen", sagt Mathias Schmidt.

Achern

Auch in Achern war man gezwungen, den Posten des ersten Vorsitzenden von Achern aktiv kommissarisch zu besetzen. Seit Juli 2021 ist Monika Ross in ihrem Amt, im Juni, spätestens im Juli stehen wieder Neuwahlen an. Sie sieht mehrere Gründe, warum es nicht leicht ist, die Posten im Vorstand zu besetzen: "Die jüngerer Generation, die jetzt nachrückt, hat andere Vorstellungen davon, wie sie die wenige Freizeit, die man im Einzelhandel hat, verbringt. Hobbys oder die Familie stehen da an erster Stelle", so Ross. Außerdem sei die Aufgabe heute mit viel mehr Herausforderungen als noch vor einigen Jahren verbunden. "Die Werbung beschränkt sich nicht nur auf Print Medien, sondern findet auch in sozialen Medien statt, hinzu kommen Hausveranstaltungen und vieles mehr, um den Kunden zu binden und ihm etwas anderes zu bieten, damit er nicht im Internet kauft", erläutert sie. Sie ist aber zuversichtlich, dass man bei den anstehenden Wahlen die Ämter besetzt bekommt: "Seit dem 1. Mai haben wir einen City-Manager. So wird der Vorstand entlastet und es findet sich vielleicht wieder ein erster Vorsitzender", sagt Ross.

Wolfach

Weil man es auch in Wolfach schwer hatte, für die Arbeit, die im Gewerbeverein anfällt, ausschließlich Ehrenamtliche zu finden, gibt es neben dem ersten Vorsitzenden, dessen Amt derzeit Pascal Schiefer kommissarisch bekleidet, mit Simon Vollmer einen angestellten Geschäftsführer, der für das Tagesgeschäft zuständig ist. Er ist außerdem gleichzeitig Leiter der Tourist-Info ist. "Viele Tourismus-Themen decken sich mit denen des Gewerbevereins. Beide Male geht es darum, Wolfach als liebenswerte Stadt zu erhalten", so Vollmer.

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