Unliebsame Einwanderer
Tigermücken breiten sich rasant aus

Die Asiatische Tigermücke verbreitet sich immer mehr in der Ortenau. | Foto: B. Pluskota/KABS
  • Die Asiatische Tigermücke verbreitet sich immer mehr in der Ortenau.
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Ortenau 16 Mückenstiche in fünf Minuten – wer diesen Sommer mit bloßen Armen oder Beinen die Sonne genießen wollte, musste sich vorsehen, denn es ist längst nicht mehr nur in der Dämmerung gefährlich. "Asiatische Tigermücken stechen vor allem tagsüber und sind sehr aggressiv", stellt Dr. Evelyn Bressau, Leiterin des Gesundheitsamtes Ortenaukreis, fest. Sie würden schnell und oft hintereinander stechen. "Der wichtigste Punkt ist jedoch, dass sie im Gegensatz zu den heimischen Arten einige, potenziell gefährliche Krankheiten übertragen können wie das West-Nil-Virus, aber auch das Dengue-, Zika- sowie das Chikungunya-Virus."
Angesichts der wachsenden Reiselust steige das Risiko, sich anzustecken. "In Italien und Frankreich gab es bereits Ausbrüche von Chikunga-Fieber", so Bressau. Dies müsse auch vor dem Hintergrund der bei uns steigenden Temperaturen ein Warnsignal sein. "Je höher die Temperaturen, desto wahrscheinlicher können sich Krankheitserreger in Stechmücken vermehren", warnt Bressau.

Kehl ist besonders betroffen

"Kehl ist in diesem Jahr besonders von der Tigermücke betroffen", berichtet Xenia Augsten, Pressesprecherin und Spezialistin für exotische Stechmücken bei der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS). "Die Population dort erstreckt sich über mehr als 250 Hektar und wurde auch in benachbarte Ortsteile verschleppt. Ein Grund dafür ist die unmittelbare Nähe zu Straßburg, dort gibt es seit 2015 Tigermücken, die Population wurde erst 2021 entdeckt."

Kehl ist kein Einzelfall: Laut Evelyn Bressau wurden Tigermückeneier oder erwachsene Tiere bereits in Achern, Friesenheim, Neuried, Offenburg, Rheinau, Schwanau, Mahlberg-Orschweier, Oberkirch sowie Zell-Unterharmersbach gemeldet. Die letzten beiden Orte seien bislang noch nicht durch die KABS bestätigt worden. "Die Stärke des Befalls ist meist eine subjektive Wahrnehmung seitens der Bürger", so Bressau. Monitoring und Bekämpfungsmaßnahmen seien allerdings noch im Gang, deshalb lägen keine abschließenden Zahlen vor.

"Tigermücken können bekämpft werden, indem ihre Larven-Brutstätten mit dem biologischen Wirkstoff Bti behandelt werden", schildert Xenia Augsten. "Ebenfalls geeignet ist die Entfernung von potentiellen Brutstellen wie Regentonnen oder Blumentopfuntersetzer, denn wo die Tigermücke keine Wassergefäße findet, kann sie keine Eier ablegen." Die Tigermückenbekämpfung sei nicht günstig, da sie personalintensiv sei. Der biologische Wirkstoff werde nach wenigen Tagen abgebaut, deshalb sollte die Behandlung regelmäßig – im besten Fall alle zwei bis drei Wochen – wiederholt werden. Die Saison gehe von Mitte April bis in den Oktober.

Was man selbst tun kann?

Regentonnen und Wassertanks mit einem Netz abgedecken.
In Regenphasen auf Blumenuntersetzer verzichten.
Unnötige Wassergefäße aufräumen oder wegnehmen.
Wasser in Gefäßen nie länger als fünf bis sechs Tage stehenlassen.
Hohle Zaunrohre abdichten, auf Reifenschaukeln, in denen sich Wasser sammelt, verzichten. Was kann man selbst tun?

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