Notfallpläne beim Amt für Katastrophenschutz
"Wirklich Ruhe bewahren"

Für den Fall der Fälle ist man in der Ortenau vorbereitet. | Foto: gro (Archiv)

Ortenau (ds). Der Krieg in der Ukraine macht auch den Menschen in der Ortenau Angst. Da ist auf der einen Seite die Sorge um die dortige Verwandtschaft, auf der anderen Seite aber auch die Befürchtung, dass sich der Krieg nach Deutschland ausweiten könnte. "Man kann aktuell wirklich die Ruhe bewahren. Es ist nicht abzusehen, dass es zu militärischen Auseinandersetzungen mit Deutschland kommt", beruhigt Urs Kramer, Leiter des Amts für Brand und Katastrophenschutz beim Landratsamt Ortenaukreis, auf Anfrage der Guller-Redaktion. Er rät dazu, sich stetig zu informieren, warnt aber davor, Fake-News aufzusitzen.

Amt hat unterstützende Aufgabe

Natürlich verfüge der Ortenaukreis über Katastropheneinsatzpläne. "In erster Linie haben wir eine unterstützende Aufgabe", so Kramer. So sei man in erster Linie für die Versorgung verletzter Menschen zuständig. "Wir können sogenannte Behandlungsplätze einrichten, wo wir pro Stunde bis zu 50 Personen versorgen können", erläutert der Amtsleiter. Dabei handele es sich um eine Erstversorgung, bei Bedarf werden die Patienten im Anschluss ins Krankenhaus gebracht. Schlimmstenfalls müsste man auf die Bundeswehr zurückgreifen, die in einem Lazarett auch operieren und Patienten intensiver versorgen könnte. Komme es beispielsweise zu großen Stromausfällen oder Bränden, sei zuerst die ortseigene Feuerwehr zuständig. "Wir greifen dann ein, wenn diese es aus eigenen Kräften nicht mehr schafft", so Urs Kramer. Dann übernehme man die weitere Koordinierung der Lage, auch in Zusammenarbeit mit dem THW, das dann etwa Notstromaggregate zur Verfügung stellen könne. Komme es zu einem Atomkraftwerk-Störfall, sei der Katastrophenschutz des Kreises dafür zuständig, Jodtabletten an die Bevölkerung zu verteilen. "Wir bekommen im Moment viele Anrufe, wo man Jodtabletten herbekommt. Ich warne davor, diese eigenständig einzunehmen, das ist kontraproduktiv", betont Kramer. Für den nuklearen Notfall ist in Lahr ein Container mit entsprechendem Equipment stationiert. Mit diesem könne – analog der mobilen Impfteams – in Hallen eine Struktur aufgebaut werden, um Menschen zu behandeln oder Strahlenmessungen vorzunehmen. "Außerdem verfügt die Feuerwehr über ein Spezialfahrzeug für Strahlenschutz und Messtechnik, hinzu kommen vier ABC-Züge", so Kramer.

Keine Schutzräume mehr seit 2007

Öffentliche Schutzräume gibt es in ganz Deutschland übrigens nicht mehr. In der Ortenau waren diese bis 2007 in Lahr, Offenburg, Kehl und Seelbach zu finden. Urs Kramer verweist auf die Empfehlungen des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: "Es wird geraten, im Falle eines Angriffs etwa im Keller, in einer Tiefgarage oder prinzipiell in tiefer gelegenen Gebäudeteilen Schutz zu suchen. Auch wird geraten, sich im Kern eines Gebäudes, möglichst ohne Außenwände aufzuhalten", so Kramer. Gewarnt werde die Bevölkerung etwa über das Radio, die Feuerwehr, die Gemeinde, die Polizei und Lautsprecherdurchsagen. "Ich gehe davon aus, dass im Falle eines Falles in den Gemeinden zentrale Anlaufstellen eingerichtet werden. Je nach Schadenslage werden Feldbetten aufgebaut, Essen, Kleidung und Hygieneartikel zur Verfügung gestellt", sagt Urs Kramer.

Bedeutung des Lahrer Flugplatzes

Im Kriegsfall käme übrigens dem Lahrer Flugplatz sicherlich eine besondere Bedeutung zu. Dort, auf der 3.000 Meter langen und 45 Meter breiten Start- und Landebahn, können Passagier- und Frachtflugzeuge aller Größe starten und landen, Kampfjets, die etwa eine Fanganlage benötigen, allerdings nicht. "Diese wurde nach Ende der militärischen Nutzung abgebaut", erklärt der Leiter der Lahrer Flugbetriebs GmbH & Co. KG, Wolfgang Pieles, auf Anfrage.

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