Radfahren in Offenburg, Lahr und Achern
Gegenseitige Rücksichtnahme in den Fokus rücken

Ein Radweg in der Rammersweierstraße in Offenburg ist gegen die Fahrtrichtung ausgeschildert, zugleich gibt es einen Radschutzstreifen auf der Fahrbahn. | Foto: rek
  • Ein Radweg in der Rammersweierstraße in Offenburg ist gegen die Fahrtrichtung ausgeschildert, zugleich gibt es einen Radschutzstreifen auf der Fahrbahn.
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Ortenau (rek/gro/ds). Immer wieder berichtet die Polizei von Unfällen zwischen Auto- und Radfahrern. Bei Pedelecs und E-Bikes ist oft die erhöhte Geschwindigkeit der Zweiräder für die Zusammenstöße verantwortlich ist. Vielfach treffen sich aber auch Zweiräder mit Autos in Kreuzungsbereichen.

Verunsicherung gab es zudem durch die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA), herausgeben von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen. Vielfach werden inzwischen aufgrund der Empfehlungen Radfahrer aufgefordert im Mischverkehr auf der Fahrbahn mit Autos zu fahren. Wir fragten bei den Städten Offenburg, Lahr und Achern nach, wie dort die Verkehrssituation geordnet wird.

"In Offenburg werden alle vier grundsätzlichen Radverkehrsführungsformen – Radfahrer im Mischverkehr auf der Fahrbahn, Radschutzstreifen, Radfahrstreifen und Bordsteinradweg – angewandt", erklärt der neue Fachbereichsleiter Tiefbau und Verkehr, Thilo Becker. In erster Linie würden hierbei die Verkehrsbelastung, insbesondere der Schwerverkehrsanteil, aber auch das tatsächliche Geschwindigkeitsniveau und das bisherige Unfallgeschehen berücksichtigt, natürlich auch, ob es sich etwa um einen Schulradweg handele. Sukzessive würden alle Radwege geprüft und entsprechend der Empfehlung reagiert.

"Den dringendsten Handlungsbedarf sehen wir in Offenburg momentan in der Freiburger Straße", erklärt Becker. Hierbei handele es sich um einen Unfallschwerpunkt, der durch Bordsteinradwege in beiden Fahrtrichtungen hervorgerufen werde. Die Planungen des Regierungspräsidiums sähen vor, die Straße künftig mit einem eigenen Radfahrstreifen für jede Fahrtrichtung auszustatten. Unfallschwerpunkte werden dabei in Zusammenarbeit mit der Polizei ermittelt.

"Die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung und gegenseitige Rücksichtnahme müssen in den Fokus aller Verkehrsteilnehmer gerückt werden", fordert Becker. Es gebe keine guten oder schlechten Radverkehrsführungen, sondern passende und unpassende. Dass die Stadt jährlich 500.000 Euro für die Fahrradförderung investiere, zeige die Bedeutung, die dem Rad als Verkehrsmittel beigemessen werde.

In Lahr wurde zu Beginn der Schwerpunkt auf die Verbesserung der Infrastruktur gelegt, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Seit 2012 seien rund zwölf Kilometer Schutzstreifen markiert worden. Weitere 2,5 Kilometer Radfahrstreifen seien 2017 und 2018 zu Schutzstreifen umgestaltet worden, da sie nicht mehr die empfohlenen Maße aufgewiesen hätten. Im Vergleich dazu seien „nur 2,3 Kilometer Radweg ausgebaut worden", listet die Stadt auf.

In Lahr hätten sich die Schutzstreifen zur Sicherung des Radverkehrs auf der Fahrbahn durchgesetzt. "Durch die kontinuierliche Führung im Sichtfeld der anderen Fahrzeuge besteht deutlich geringeres Konfliktpotenzial als bei einer Seitenraumführung", so die Stadt. Voraussetzung seien natürlich die gegenseitige Akzeptanz von Rad- und Autofahrern und natürlich die Beachtung der Verkehrsregeln.

"Klassische Unfallhäufungsstellen speziell auf den Radverkehr bezogen gibt es in Lahr nicht", betont die Stadt. Auffällig seien aber einige Kreisverkehre wie der am Hirschplatz. Durch Innenringmarkierungen sei nach Aussage der Polizei bereits eine Verbesserung eingetreten. Neben der Schaffung neuer Infrastruktur würden die Optimierung und Pflege der bestehenden Radwege eine wichtige Rolle spielen. Einige Radwege können abschnittsweise "fahrdynamischer oder durch bessere Beleuchtung sicherer gestaltet werden", sieht die Stadt Verbesserungsmöglichkeiten.

In Achern werden die Radfahrer teilweise auf eigenen Radwegen geführt, zum Teil auf Schutzstreifen an stark befahrenen Strecken, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Außerdem werde die Stadt Achern nach Wegfall der Radwegebenutzungspflicht breite Gehwege für den Radverkehr frei geben. Zu den Unfallschwerpunkten zählen kleine Kreisverkehre wie beim "Wilden Mann“ sowie bei der Martin- und Allerheiligenstraße und einige Kreuzungen mit viel Radverkehr.

"Generell ist der Mischverkehr heutzutage gängig, das heißt, Fahrradfahrer nutzen die Fahrbahn mit", so die städtische Stellungnahme. Die Intension dabei sei, dass die Autofahrer den Radfahrer besser wahrnehmen und beachten sollen. "Das subjektive Sicherheitsempfinden des Radfahrers dürfte im Mischverkehr eher sinken", lautet die Einschätzung der Pressestelle.

Über 100.000 Euro investiert Achern in diesem Jahr in die Modernisierung der Radwege. So wurden Radfahrersymbole an unfallträchtigen Stellen neu markiert, um auf die Radfahrer aufmerksam zu machen und sie dadurch besser zu schützen. Auch muss die Beschilderung an breiten Gehwegen angebracht werden, so dass Radfahrer auf Wunsch den Gehweg benutzen können. "Wir analysieren jeden einzelnen Unfall zusammen mit der Verkehrspolizei und der Verkehrsschaukommission", betont die Stadt Achern. Falls es Handlungsbedarf geben sollte, würde die Stadt schnell tätig.

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