Bernd Konprecht und die Rattenfalle
Weltmeisterlicher Hexen-Chauffeur

Bernd Konprecht und die Rattenfalle als Sammelobjekt: Als Fahrer sorgte er viele Jahre dafür, dass bei Umzügen nichts passiert.  | Foto: Michael Bode
  • Bernd Konprecht und die Rattenfalle als Sammelobjekt: Als Fahrer sorgte er viele Jahre dafür, dass bei Umzügen nichts passiert.
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Offenburg. Es ist ein denkwürdiges Jubiläum: Der feuerrote VW Bulli mit Käfig-Aufbau, der die Offenburger Hexen auf alle Umzüge begleitet, wird 50 Jahre alt. Mit der Rattenfalle, wie das Gefährt genannt wird, treiben die Hexen ihr närrisches Unwesen. Bernd Konprecht, seit 1977 Zunftmitglied, war lange Zeit der Fahrer. Anfang der 1990er-Jahre übernahm der Offenburger Unternehmer das Lenkrad und hielt es bis 2006 fest in den Händen. Dann entschied er: "Ich will wieder als Hexe laufen."

Geboren wurde Konprecht 1949 in Offenburg. Er besuchte die Eichendorffschule und machte in der Goldgasse in Offenburg eine Ausbildung zum Maler. "Meine beiden Chefs waren aktive Narren", erinnert sich der 71-Jährige zurück. Einer war Mitglied der Althistorischen Narrenzunft, der andere engagierte sich bei den Alpenkräutlern. "Sie haben auch als Kulissenmaler gearbeitet", erzählt Konprecht. Seine Liebe galt damals dem Faustball, ein Sport, den er während seiner Schulzeit kennen- und schätzenlernte. "Der Turnverein trainierte in der Halle der Eichendorffschule. Mit zwölf Jahren habe ich mit Faustball angefangen." Später wechselte er zur Mannschaft des Offenburger Männerbads, die in den 1970er-Jahren in der ersten Bundesliga spielte. Auf das Offenburger Faustballtalent wurde auch der deutsche Nationaltrainer aufmerksam und holte Konprecht in die Mannschaft. "Drei Mal bin ich Weltmeister geworden", so Konprecht. Zum ersten Mal gelang der Mannschaft der Erfolg 1976 in Brasilien, dann 1979 in St. Gallen und schließlich noch einmal 1982 in Hannover: "Meine aktive Faustballkarriere habe ich schließlich mit 32 Jahren beendet."

Nach dem Stempeln Mitglied geworden

Der Faustball brachte ihn zu den Offenburger Hexen: Denn als er das erste Mal mit dem Weltmeistertitel nach Hause kam, wurde er im Rahmen des legendären Hexenballs in der Oberrheinhalle 1976 gestempelt. Konprecht fackelte nicht lange und trat der Zunft bei. "Die ersten beiden Jahre war ich Büttel", schildert er den Einstieg. 1980 wurde er als Hexe in die Zunft aufgenommen, genau in dem Jahr als die neue Hexenkuchi unter dem Salzhaus eingeweiht wurde. "Die alte Hexenkuchi am Lindenplatz war und ist einsturzgefährdet. Das war ein enger Schlauch, kein Vergleich zu den heutigen Räumlichkeiten", beschreibt Bernd Konprecht die Vergangenheit. Er hat seinen Teil zur Ausgestaltung der Hexenkuchi beigetragen. So manches Bild an den Wänden stammt aus den Händen des gelernten Malers. Zu Vorstandsehren hat es ihn in all den Jahren nicht getrieben. "Das ist nichts für mich, ich will Fasent feiern", stellt Bernd Konprecht fest.

Doch an der Rattenfalle kam er nicht vorbei. "Die Erstzulassung des VW Bulli war 1971, Anfang der 1980er-Jahre wurde er von den Hexen übernommen", so Konprecht. Damals war er noch VW-Grau, die rote Farbe verpasste ihm Konprecht, Inhaber eines Lackierbetriebs. "Das Hexenrot ist aber eine original VW-Farbe", sagt Konprecht. Und auch bei der Instandhaltung war er immer mit dabei. Kein Wunder, dass er irgendwann das Steuer übernahm.

Keine guten Fahreigenschaften

"Es ist schwierig damit zu fahren. Bei Umzügen ist nur Schritttempo möglich, da wird die Kupplung stark strapaziert", beschreibt er. Er erinnert sich gut daran, dass es die Hexen auf der Rattenfalle so bunt trieben, dass er sie zur Ordnung rief: "Ich hatte Angst, dass der Bus umkippt, so stark hat es geschaukelt." Ausgestattet mit einem 34-PS-Motor schafft die Rattenfalle nicht mehr als 20 bis 25 Stundenkilometer. Konprecht: "Ich habe auf dem Weg zu Umzügen so manche Autoschlange hinter mir gehabt." In Schramberg habe ein Auto vor ihm einmal das Reserverad verloren. "Da waren die Fahrer hinter mir froh, dass ich der erste war." Bei einem Umzug in Bad Säckingen blieb er stecken: "Der Bus ist ja mit vier Hexenbesen verziert, die passten nicht durch einen Torbogen. Ich habe noch den Teufel und die Hansele weiterziehen gesehen." Mit Mühe wurde die Rattenfalle befreit und der Rest des Umzugs konnte weiterziehen. Damit niemand unter den Bus kommt, passen vier Hexen, die an der Radkästen mitlaufen, auf. Der Lohn der Arbeit: "Der Fahrer der Rattenfalle hat immer von den Bütteln ein Heringsbrötchen bekommen – und musste es essen." Christina Großheim

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