Jahresrückblick des Landrats
Von Ortenau Klinikum bis Windkraftausbau

Landrat Frank Scherer blickt auf ein arbeitsreiches Jahr zurück. | Foto: Landratsamt
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Ortenau (st) Traditionell zum Jahresende blickt Landrat Frank Scherer in Schlaglichtern auf die wichtigen Themenfelder von Kreistag und Kreisverwaltung zurück. „Dieses Jahr war zwar ein Jahr ohne Corona-Sorgen, aber die krisenhaften Zustände hören einfach nicht auf. In der Ukraine und im Gaza-Streifen wütet der Krieg mit katastrophalen Folgen für die Menschen. Auch bei uns spüren wir die Folgen dieser Kriege, insbesondere finanziell sowie bei der Migration und Sicherheitslage. Das Thema Migration hat uns im Speziellen und die Menschen im Allgemeinen in diesem Jahr stark bewegt. Die Bewältigung dieser Situation wird auch 2024 den größten Einsatz von uns allen fordern“, so Scherer, der den Kreistagsmitgliedern und seinen Mitarbeitern im Landratsamt einen großen Dank für die geleistete Arbeit im zu Ende gehenden Jahr aussprach. „In diesen herausfordernden Zeiten ist es gut, wenn man sich aufeinander verlassen kann“, so Scherer.

"Gengenbach ist idealer Standort für die ILS"

In der letzten Sitzung des Kreistags traf das Gremium mit überwältigender Mehrheit weitreichende Entscheidungen, so wurde nicht nur der Neubau der Integrierten Leitstelle Ortenau (ILS) auf dem ehemaligen Klinikstandort in Gengenbach beschlossen, auch machte der Kreistag den Weg frei für den Neubau des Offenburger Klinikums am Standort „Holderstock“. Bis 2030 entsteht auf rund 20 Hektar ein Maximalversorger mit 724 stationären Betten sowie tagesklinischen Angeboten, ein echter Medizin-Campus mit moderner Gesundheitsinfrastruktur entsteht. „Gengenbach ist der ideale Standort für die ILS. Ich bin froh, dass das Gremium mit überwältigender Mehrheit dafür gestimmt hat und wir nun zügig mit der Umsetzung beginnen können, wir brauchen schnell eine leistungsfähige Leitstelle“, erklärt Scherer. „Das Sahnehäubchen zum Jahresende war dann sicherlich, dass der Kreistag nahezu geschlossen grünes Licht für den Klinik Neubau in Offenburg gab. Das ist ein Meilenstein auf unserem Ortenauer Weg Agenda 2030“, freut sich Scherer. Auch haben die Kreisrätinnen und Kreisräte in der letzten Sitzung des Jahres entschieden, dass ein Neubau des Landratsamts sowie die Wirtschaftlichkeit der Gesamtsanierung des bestehenden Landratsamtsgebäudes vertieft untersucht werden soll. „Auf dieser Basis wird der Kreistag im April grundsätzlich entscheiden können, ob er eine Sanierung oder einen Neubau will. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir hier im neuen Jahr eine gute Entscheidung treffen werden.

Darüber hinaus haben die Kreisräte in 24 Sitzungen viele weitere wichtige Entscheidungen getroffen. Mit dem Aufbau weiterer Unterbringungskapazitäten und dem Management der Flüchtlingskrise; dem baulichen Startschuss in Achern, dem Beschluss zum Klinikneubau Offenburg sowie der Entscheidung für einen Klinikneubau in Lahr und der weiteren Umsetzung des größten Finanzvorhabens der Kreisgeschichte, der „Agenda 2030“; den wechselnden Fördermodalitäten des Breitbandausbaus und dem Ausbau der Windkraft nennt Landrat Scherer die wichtigsten Politikfelder der vergangenen zwölf Monate.

Ortenau Klinikum

Mit der Umsetzung des größten Finanzvorhabens der Kreisgeschichte, der Agenda 2030, liege der Ortenaukreis weiterhin voll im Zeitplan. Mit dem ersten Spatenstich für den Neubau Achern ist in diesem Jahr der bauliche Startschuss für die Agenda 2030 erfolgt - nur 5 Jahre nach dem politischen Grundsatzbeschluss. „Das ist nicht die Deutschland– sondern die Ortenau-Geschwindigkeit“, meinte Landrat Scherer beim Festakt am 14. September in Achern im Beisein von Gesundheitsminister Manne Lucha, dem er herzlich dafür dankte, dass er und das Land die Agenda 2030 seit Beginn mit voller Kraft unterstützten. Scherer betonte, dass auf die Kreispolitik Verlass sei. Der Ortenauer Kreistag hat 2017 mit ersten Überlegungen und Diskussionen zu einer künftigen Klinikstruktur in der Ortenau begonnen und 2018 entschieden, dass das Ortenau Klinikum ab 2030 seine stationären Leistungen an den 4 Krankenhausstandorten Achern, Lahr, Offenburg und Wolfach erbringen wird. Die größten Veränderungen gab es 2023 am Standort Lahr. Ursprünglich war für das Ortenau Klinikum Lahr eine umfangreiche Sanierung und Modernisierung vorgesehen. Nachdem sich die ersten Fachbüros mit der Sanierung im Bestand befasst hatten, war schnell klar, dass eine Sanierung des Hauptgebäudes im laufenden Betrieb nicht realisierbar ist. Nachdem Minister Lucha noch vor der Sommerpause „grünes Licht“ für weitere Planungen eines Neubaus gab, konnte die Stadt Lahr in sehr kurzer Zeit einen geeigneten Standort „Stadteinfahrt Süd“ auf der Gemarkung Langenwinkel finden, der Kreistag beschloss daraufhin im Oktober einen Neubau anstelle des Ersatzneubaus.
„Die Kreispolitik hält Wort. Wir haben die Voraussetzungen geschaffen, damit die Menschen auch in Zukunft eine erstklassige Gesundheitsversorgung in der Ortenau haben, in modernen Krankenhäusern, in denen das Personal gerne arbeitet, weil es optimale Arbeitsbedingungen gibt“, so Scherer.

Ein weiterer Meilenstein 2023 war der Beschluss zum Klinikneubau in Offenburg. Am 19. Dezember stimmte der Kreistag mit überwältigender Mehrheit dafür, bis 2030 in Offenburg einen Klinikneubau der höchsten Versorgungsstufe zu errichten mit Multi-User-Zentrum (MUZ) und Funktionsgebäude auf dem dafür vorgesehenen Klinikcampus am Standort „Holderstock“. Mit dem Vorhaben werden über 600 Millionen Euro in den Gesundheitsstandort Ortenaukreis investiert. „Angesichts der raschen Veränderungen im Gesundheitssektor zeugt unser Zukunftskonzept mit der Errichtung von Klinikneubauten in Achern, Lahr und Offenburg sowie Zentren für Gesundheit an allen ehemaligen Klinikstandorten von großer kreispolitischer Weitsicht. Wir werden in wenigen Jahren in der Ortenau über eine hochmoderne, leistungsfähige klinische Infrastruktur verfügen, die eine Gesundheitsversorgung auf höchstem Niveau gewährleistet“, so Scherer.

Das Ortenau Klinikum hat im Juni 2023 den Bauantrag für den Klinikneubau bei der Stadt Offenburg eingereicht. Eine Genehmigung wird voraussichtlich im Frühjahr 2024 erfolgen. Die aktuelle Zeitplanung sieht weiterhin vor, dass im Juli 2024 mit dem Bau des MUZ begonnen wird. Aufgrund der Verbindung zum Klinikneubau in Achern, der Ende 2027 fertiggestellt werden wird, soll das MUZ bereits Mitte 2027 in Betrieb gehen. Im März 2025 wird voraussichtlich mit dem Bau des Klinikgebäudes und Ende 2026 mit dem Bau des Funktionsgebäudes begonnen. Für beide Gebäude ist eine Inbetriebnahme im 1. Quartal 2030 geplant.
In Lahr läuft aktuell der Architektenwettbewerb. Der Neubau soll planmäßig im Jahr 2032 fertiggestellt werden. Bereits in naher Zukunft werden die Zentren für Gesundheit in Oberkirch (April 2024), Gengenbach und Ettenheim (jeweils 2025) eröffnen. Dort wird die ambulante und pflegerische Versorgung mit modernen und leistungsfähigen Angeboten deutlich verbessert.

Ortenau MVZ

Im Zuge der Agenda 2030 hat der Kreistag beschlossen, neben der stationären Versorgung im Ortenaukreis eine zweite, starke Säule für die ambulante Versorgung zu etablieren, sodass stationäre und ambulante Versorgung optimal aufeinander abgestimmt und ineinandergreifend funktionieren können – das sind die Ortenau MVZ.
2023 hat die Ortenau MVZ über 165.000 Patienten behandelt. „Dies ist eine kontinuierliche Steigerung in den letzten Jahren durch das stetige Wachstum mit neuen Praxen und auch eine steigende Nachfrage nach ambulanter Gesundheitsversorgung“, erklärt MVZ-Geschäftsführer Rainer Bühn. Auch die Mitarbeiterzahl ist kontinuierlich gestiegen, aktuell arbeiten über 300 Personen im Unternehmen. Der Ortenaukreis hat zuletzt nochmals deutlich gemacht - auch wenn es ordnungspolitisch nicht die Aufgabe des Kreises sei, für die eigentlichen Kostenträger, also die Krankenkassen, einzuspringen – dafür hat der Kreistag Mittel in Höhe von bis zu 100 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Diese Mittel sollen zum einen dafür verwendet werden, die Zentren für Gesundheit baulich zu errichten, gelichzeitig sollen diese aber auch unter anderem den Betrieb von nicht kostendeckenden Praxen, welche aber zur Versorgung der Bevölkerung zwingend erforderlich sind, sichern. Ein Beispiel hierfür ist der Betrieb der Notfallsprechstunde Oberkirch.

Dezernat 1 - Zentrale Steuerung

Das Dezernat 1 unter der Leitung von Ulrike Karl war Ende des Vorjahres intensiv mit der Aufstellung des Doppelhaushalts des Ortenaukreises mit einem Rekord-Volumen von 1,4 Milliarden Euro befasst, der am 15. Dezember 2022 mit überwältigender Mehrheit vom Kreistag verabschiedet wurde. „Im Vergleich mit anderen Landkreisen stehen wir sehr gut da. Der unveränderte Hebesatz 2023/2024 ist ein Stabilitätsbeitrag für die Kommunen im Ortenaukreis und hat innerhalb der Solidargemeinschaft durch den zweijährigen Versatz der zugrundeliegenden Bemessungsgrundlagen einen antizyklischen Effekt. Und ich freue mich über die aktuell noch positive Entwicklung. Im Kreis konnten wir 2022 einen positiven Abschluss erzielen; auch die beiden Jahre 2023 und 2024 entwickeln sich nach heutigem Stand positiv“, erklärt der Landrat. Diese Verbesserung von rund 60 Millionen Euro in drei Jahren seien allerdings vor dem Hintergrund zu sehen, dass für 2023 und 2024 im Ergebnishaushalt jeweils ein Minus eingeplant werden musste und alle Reserven Ende 2024 aufgezehrt werden. „Die erfreulichen Verbesserungen führen also nicht zu Überschüssen, sondern es verbleiben Defizite.

Allerdings können die eingeplanten Rücklagenentnahmen geringer ausfallen und wir können Stand heute auf die ursprünglich einplanten Kreditaufnahme in Höhe von elf Millionen Euro verzichten“, so Scherer. Dezernentin Ulrike Karl führt zur laufenden Entwicklung aus: „Wir konnten das Haushaltsjahr 2022 positiv und mit Verbesserungen abschließen, da die wirtschaftlichen Einbrüche geringer waren als prognostiziert und weil wir sparsam und ökonomisch haushalten. Die Mehrerträge in 2022 sind vor allem auf die höheren Zahlungen im Kommunalen Finanzausgleich in Baden-Württemberg und ein Plus bei der Kreisumlage zurückzuführen. Auch im Sozialetat sind die Aufwendungen nicht so stark gestiegen wie ursprünglich veranschlagt“, so die Finanzdezernentin.

Für 2023 und 2024 geben die jüngsten Konjunkturdaten allerdings derzeit wenig Hoffnung auf eine baldige Erholung der deutschen Wirtschaft, so Karl. Aufgrund der vorsichtigen Planung ergeben sich derzeit Verbesserungen in den Jahren 2023 und 2024 beim Finanzausgleich mit 16,6 Millionen Euro und bei der Kreisumlage mit 10,8 Millionen Euro. Auch bei den Energiekosten kann mit einer spürbaren Entlastung von 6 Millionen Euro gerechnet werden. Zusammen mit weiteren Veränderungen ergibt dies in der Summe ein Plus für 2003 von rd. 17,6 Millionen Euro und für 2024 von 19,8 Millionen Euro. „Wir freuen uns über diese positive Tendenz, sehen aber noch deutliche Fragezeichen hinsichtlich der weiteren Wirtschaftsentwicklung“, so Karl. „Der im Finanzausgleichsystem bestehend zeitliche Versatz der kommunalen Steuereinahmen um zwei Jahre und die steuerlichen Entlastungspakete des Bundes werden zu weiteren Belastungen auf der kommunalen Ebene führen.“

Investitionen und Sanierungen

„Bei der Konzeption des Doppelhaushalts 2023/2024 sind wir bewusst den Weg gegangen, die Investitionen auf das unabdingbare Maß zu reduzieren und unsere Rücklagen komplett abzubauen. Dennoch haben Investitionen in Bildung für die Kreispolitik und Verwaltung weiterhin eine hohe Priorität im Interesse der kommenden Generation und unserer Unternehmen“, betont Scherer. In den kreiseigenen Schulen werden rund 12.700 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Hier übernimmt der Ortenaukreis große Verantwortung und wirkt als wichtiger Standortmotor. Deshalb werde auch das 2013 begonnene Sanierungsprogramm für die Schulgebäude des Kreises mit 9,2 Millionen Euro fortgeführt, hauptsächlich für die Beruflichen Schulen in Kehl, die Gewerblichen Schulen in Lahr, das Kreisschulzentrum und die Helme-Heine-Schule in Offenburg sowie die Renchtalschule Oberkirch sowie eine weitere Millionen Euro für die Umsetzung des Sicherheitskonzepts sind eingeplant. „Außerdem planen wir derzeit den Neubau der Sporthalle und der Hansjakobschule am Standort Kreisschulzentrum Offenburg. Auch für diese Maßnahme wurden 2023 Wettbewerbe gestartet“, ergänzt Dezernentin Karl.

Im Juni 2023 wurde der Neubau der Gewerbeschule Lahr im Beisein von Ministerpräsident Winfried Kretschmann eingeweiht. „Der Neubau mit einer Bruttogrundfläche von 4.300 m² ist eine energetisch zukunftsgerechte Investition und bietet ideale Voraussetzungen für rund 300 Schülerinnen und Schüler in den Fachbereichen Elektrotechnik, Grafik-Design und Körperpflege. Die komplette Schule wird mit Fernwärme versorgt, der Neubau hat ein begrüntes Flachdach und eine PV-Anlage. Die Baukosten belaufen sich auf 12,3 Millionen Euro für das Gebäude und 1,6 Millionen Euro für den Campus“, informiert die Finanzdezernentin.

Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof

Mit über 200.000 Besuchern endete die 59. Saison des Schwarzwälder Freilichtmuseums Vogtsbauernhof in Gutach sehr erfolgreich. Mit diesem Jahresergebnis erreicht das älteste Freilichtmuseum des Landes erstmals wieder das Niveau der Zeit der Vorpandemie, in der jährlich über 200.000 Gäste in das Museum kamen. Im Vergleich zum Vorjahr erzielt die Einrichtung ein Besucherplus von rund 12 Prozent. Insgesamt sind rund 150.000 Einzelbesucher und rund 55.000 Gruppenbesucher zwischen dem 26. März und dem 5. November im Vogtsbauernhof zu Gast gewesen. Auch im Bereich der Schulklassen- und Gruppenbuchungen kann das Museum eine Steigerung von über 30 Prozent zum Vorjahr verbuchen. Mit rund 1.800 gebuchten museumspädagogischen Führungen und Programmen für Schulklassen und Reisegruppen kann der Vogtsbauernhof sogar ein Rekordergebnis vorweisen. „Die Saison ist für uns mehr als zufriedenstellend verlaufen. Es war für uns ein besonderes Jahr. Wir konnten zum einen in allen Bereichen Zuwächse verzeichnen und unsere Position als besucherstärkstes Freilichtmuseum in Baden-Württemberg behaupten“, freut sich Museumsgeschäftsführerin Margit Langer.

Ein Meilenstein für das Museum war die Eröffnung des Ortenauhauses, einem Fachwerkgebäude von 1775, das einst Teil eines Winzergehöfts war. „Mit dem Ortenauhaus bringen wir zum ersten Mal ein Gebäude aus der alten „Mortenau“ nach Gutach, einen malerischen Rebhof aus Durbach, der künftig neben den anderen prächtigen Höfen unseres Museums als Ortenauhaus unseren Landkreis vertreten wird“, erklärte Landrat Frank Scherer bei der feierlichen Eröffnung am 2. Juli. Das Gebäude wurde zuvor in aufwändigen zweijährigen Translozierungsverfahren in das Freilichtmuseum gebracht, mit dem Gebäude wurde auch die zweite Ausbauphase der Museums-Erweiterung nach Norden erfolgreich abgeschlossen. Das Ortenauhaus repräsentiert nicht nur baulich die Region Ortenau im Museum, es rückt neben der Haus- und Bewohnergeschichte auch Themen rund um den traditionellen Weinanbau in den Fokus. So nimmt eine multimediale Installation im Weinkeller die Besucher auf einen Flug über die Weinlandschaft Ortenau mit. Die Inneneinrichtung des Fachwerkgebäudes ist im Stil der 60er Jahre gehalten, wie zur Zeit seiner letzten großen Umbauphase. In einer neu gebauten Winzerstube neben dem Rebhaus – nach einer Idee von Landrat Scherer - werden zudem Ortenauer Weine ausgeschenkt. „WWW – Welt zwischen Wald und Wein“ lautete auch der Titel des Jahresprogramms des Vogtsbauernhofs, in dem die Themen „Wald“ und „Wein“ den Schwerpunkt bildeten.
Der Vogtsbauernhof öffnete gegen Ende des Jahres seine Tore zum stimmungsvollen Weihnachtsdorf. Am dritten Adventswochenende vom 15. bis 17. Dezember verwandelten sich die imposanten und beleuchteten Schwarzwaldhöfe zu einem bunten Weihnachtsdorf, rund 40 Aussteller boten dabei traditionelles Handwerk und heimische Produkte an – über 17.000 Besucher waren an den drei Tagen zu Gast. „Für uns ist das ein großer Erfolg“, erklärt Margit Langer, die bereits die kommende Saison im Blick hat. Dann feiert das Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof sein 60-jähriges Bestehen. Im Rahmen eines großen Veranstaltungsprogramms findet am 29. das Ortenauer Bürgerfest im Museum statt. Geplant sind ebenso eine Sonderausstellung sowie eine Publikation zur Entstehung und Entwicklung der Einrichtung. Die Saison 2024 beginnt am 24. März und endet am 3. November.

Abfallwirtschaft

Seit Februar 2023 können Kunden der Abfallwirtschaft Ortenaukreis über ein digitales Kundenportal auf vielfältige Angebote zugreifen: So können der Behälterbestand oder aktuelle Gebührenbescheide eingesehen werden, Änderungen von Kontaktdaten oder der Bankverbindung können durch die Kunden selbst vorgenommen werden. Statt Briefversand ist auch eine Umstellung auf E-Mailversand möglich. „Damit leistet das neue Portal einen wichtigen Beitrag zu mehr Kundenservice, aber auch zum Ressourcen- und Klimaschutz“, erklärt Günter Arbogast, Geschäftsführer des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft. Zum Portal gelangt man direkt über den QR-Code auf dem Gebührenbescheid, die Website www.abfallwirtschaft-ortenaukreis.de oder über die AbfallAppOrtenaukreis.

Mit der Eröffnung des zweiten „Geschenkt!-Hauses“ auf dem Wertstoffhof Rammersweier wurde ein im Vorjahr erfolgreich gestartetes Projekt zur Abfallvermeidung 2023 fortgeführt. Unter dem Motto „Alt für dich – perfekt für mich“ können im Geschenkt!-Haus gut erhaltene Gegenstände abgegeben und von anderen kostenlos mitgenommen werden. Dinge, die ansonsten im Restmüll landen würden, erhalten ein zweites Leben. Damit unterstützt die Abfallwirtschaft die weitere Verwendung von gebrauchten Gegenständen und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Abfallvermeidung, wertvolle Ressourcen werden geschont.

Mit dem Thema Abfallvermeidung beschäftigt sich auch die Wanderausstellung „Weniger ist mehr“, die in diesem Jahr an vier Orten gezeigt wurde. Die interaktive Ausstellung des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft richtet sich gegen Lebensmittelverschwendung und beschäftigt sich damit, wie viele Lebensmittel weggeworfen werden, welche gravierenden Auswirkungen die Lebensmittelverschwendung hat und wie sie sich im besten Fall vermeiden lässt. Entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette – von der Produktion bis hin zu den privaten Haushalten – fallen in Deutschland jährlich ca. 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle an, ein Teil davon wäre vermeidbar.

Seit über 15 Jahren ist die weltweit einzigartige Mechanisch-Biologische Abfallbehandlungsanlage des Ortenaukreises und des Landkreises Emmendingen auf dem ZAK-Gelände in Ringsheim erfolgreich in Betrieb. Die hochmoderne Anlage gewinnt im sogenannten ZAK-Verfahren aus Hausmüll maximale Rohstoff- und Energiepotenziale. Das Interesse an dieser herausragenden Technologie ist groß, in diesem Jahr reiste dazu eine Delegation unter der Leitung von Landrat Frank Scherer nach Vietnam, wo eine Vereinbarung zur Anwendung des ZAK-Verfahrens in Vietnam abgeschlossen werden konnte.

Dezernat 2 - Infrastrukturen, Baurecht und Migration:

Das Dezernat 2 für „Dezernat 2 - Infrastrukturen, Baurecht und Migration“ hat in diesem Jahr eine große Veränderung erfahren. Nach 30 Jahren an verantwortlicher Stelle im Landratsamt ging Michael Loritz Ende Mai in den Ruhestand. Als Nachfolgerin von Loritz wählte der Kreistag Alexandra Roth, die bisherige Leiterin des Migrationsamts. Seit Juni trägt die neue Dezernentin für Infrastrukturen, Baurecht und Migration Verantwortung für rund 400 Mitarbeitende im „D2“.

Das zum Dezernat von Alexandra Roth gehörende Migrationsamt stand in diesem Jahr erneut besonders im Fokus. Nachdem bereits im vergangen Jahr noch nie so viele Flüchtlinge innerhalb so kurzer Zeit nach Deutschland gekommen - und damit auch in den Ortenaukreis – blieb auch 2023 der Zuzug enorm und liegt weit über der „Flüchtlingskrise“ von 2015/16. „In diesem Jahr haben wir bis Ende November bereits rund 1900 Personen in unseren 29 Unterkünften aufgenommen. Wir sind absolut an der Kapazitätsgrenze im Ortenaukreis angelangt, auch weil uns noch immer die durch den Brand am Sägeteich verlorenen gegangenen Kapazitäten nicht zur Verfügung stehen“, so Landrat Scherer. Ende September wurde bei einem Großbrand einer Container-Unterkunft für Geflüchtete am Offenburger Südring die Hälfte der Anlage zerstört. Der zweite, westliche Containerriegel, wurde vom Feuer verschont, aber durch Rauch in Mitleidenschaft gezogen. Rund 200 Personen mussten kurzfristig notuntergebracht werden. „Glücklicherweise gab es nur einen Leichtverletzten durch Rauchgas“, informierte damals Landrat Scherer, der bei dem Großbrand persönlich vor Ort war, um sich ein Bild der Lage zu machen. „Dank des professionellen Eingreifens der Offenburger Feuerwehr konnte ein Übergriff auf den zweiten Containerrigel verhindert werden“. Aufgrund des Brandes und der verloreneren Kapazitäten bekam der Ortenaukreis für die Monate Oktober und November 2023 einen Aufschub der Zuweisungen.

Angesichts der Lage ist die Kreisverwaltung weiterhin extrem gefordert, zusätzliche Unterkunftsplätze, auch durch eine temporäre Anmietung von Hotels und Wohnungen, zu schaffen, auch wenn das Justizministerium vorübergehend die Standards gesenkt hat, so wurde die durchschnittliche Wohnfläche von 7 m² auf 4,5 m² pro Person verdichtet. Auf dieser Basis verfügt der Ortenaukreis über eine Kapazität von aktuell 2.356 Plätzen, die mit rund 1.855 Plätzen belegt sind (Stand: 30. November 2023). „Die rechnerisch offenstehenden Plätze sind jedoch nur zum Teil tatsächlich auch belegbar. Bei Familien kommt es häufig vor, dass in dem bewohnten Raum ein Bett zwar noch frei ist, allerdings müsste dann bspw. eine familienfremde, allein reisende Person, mit untergebracht werden. Alleinreisende Personen sind aktuell ausschließlich Männer“, ergänzt Dezernentin Roth.

Einbürgerungen

Bei der 13. Einbürgerungsfeier in diesem Jahr begrüßte Landrat Frank Scherer 508 Neueingebürgerte im Ortenaukreis. „Hidden Champions, Marktführer, eine preisgekrönte Gastronomie und landwirtschaftliche Spitzenprodukte prägen unsere Region und bieten viele Möglichkeiten, um sich beruflich zu entfalten. Damit das so bleibt, braucht der Ortenaukreis auch gut ausgebildete Fachkräfte aus dem Ausland“, so der Landrat in seiner Ansprache. „Wir profitieren auch demografisch und kulturell davon. In der deutschen Geschichte haben sich die Kulturen immer gegenseitig befruchtet und sind zu etwas Neuem, etwas Gutem verschmolzen“, bekräftigte Scherer. Die neuen deutschen Staatsbürger stammen aus 63 Nationen. 161 davon waren EU-Bürger. Die wesentlichen Herkunftsländer waren Syrien, Türkei, Rumänien, Irak und Ukraine. Aktuell leben rund 68.000 Ausländerinnen und Ausländer im Ortenaukreis. Rund die Hälfte sind EU-Bürger. Damit macht der Ausländeranteil etwa 15 Prozent an der Kreisbevölkerung (rund 442.000 Einwohner) aus. Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund, zu denen etwa bereits eingebürgerte Personen oder Spätaussiedler zählen, liegt mit über 25 Prozent weitaus höher.

ÖPNV & Verkehrsinfrastruktur

Nach der umfassenden ÖPNV-Tarifreform 2021 befasst sich der Ortenaukreis aktuell mit der Fortschreibung des Nahverkehrsplan mit dem nächsten Großprojekt. Dabei werden Ziele und Rahmenvorgaben für die Entwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs im Ortenaukreis festgelegt. „Es geht unter anderem darum, dass wir kreisweit von fünf Uhr morgens bis 24 Uhr mindestens einen Stundentakt im ÖPNV einführen wollen“, erklärte Landrat Frank Scherer in der Sitzung des Umwelt- und Technikausschusses im Juni. Ziel ist, dass der öffentliche Personennahverkehr im Kreis noch attraktiver werden soll. „Dazu sind uns vor allem die Anregungen aus der Bevölkerung wichtig“, erklärt Infrastrukturen-Dezernentin Alexandra Roth. „Sie kennen ihre Mobilitätsbedarfe und können uns Hinweise und Impulse geben, wo eine Verbesserung des ÖPNV-Angebots benötigt wird“, so Roth. Aus diesem Grund startete der Ortenaukreis am 20. November eine Online-Befragung, dabei hatten die Kreis-Einwohner die Gelegenheit, ihre Ideen miteinzubringen und Schwerpunkte mitzuteilen.

Zuvor gab im Juni Landrat Scherer gemeinsam mit Landesverkehrsminister Winfried Hermann den Startschuss für „Ortenau Mobil“, der neuen Mobilitäts-App des Kreises. Junge Menschen verlangen nach einfachen Lösungen, nach einer App, die leicht und intuitiv bedienbar ist“, so Scherer. „Um auch den aktuell bereits über 27 Millionen Fahrgästen im ÖPNV die verschiedenen Mobilitätsangebote im Ortenaukreis bestmöglich zugänglich zu machen und noch viele weitere Ortenauerinnen und Ortenauer zum Umstieg zu bewegen, war für mich klar, dass wir eine Anwendung brauchen, die nicht nur sämtliche Mobilitätsangebote bündelt, sondern die auch mit nur wenigen Klicks, einfach und bequem zu bedienen ist“, erklärte der Landrat. Mit „Ortenau Mobil“ finden ÖPNV-Nutzer die schnellste und kostengünstigste Verbindung für ihre Fahrt mit Bus und Bahn, die nach Wunsch mit weiteren Mobilitätsangeboten kombiniert werden kann. Im kommenden Jahr wird die APP sukzessive um weitere Angebote ergänzt.
Neben schnellen und zuverlässigen Fahrplanauskünften können mit wenigen Klicks die passenden Tickets zur ausgewählten Verbindung direkt in der App als Handy-Ticket erworben werden. Bezahlt wird ganz unkompliziert und bequem nach einmaliger Registrierung. Die Ortenau Mobil-App ist kostenlos und werbefrei im Apple App Store und im Google Play Store abrufbar.

Auch schaffte das Dezernat von Alexandra Roth weitere Grundlagen für Verbesserungen in der Verkehrsinfrastruktur des Ortenaukreises. So wurden drei Haltestellen barrierefrei gestaltet, die Brückensanierung an der Kreisstraße 5339 bei Hugsweier und ein Brückenneubau bei Seebach-Grimmerswald begonnen, beide Projekte werden 2024 abgeschlossen. Dazu wurde die Kreisstraße 5330 zwischen Schutterwald und Müllen saniert. Die Sanierung der Kreisstraße 5328 zwischen Dundenheim und Höfen befindet sich kurz vor dem Abschluss. Drei Radwegprojekte (K5369 Nußbach-B28; K5304 Stadelhofen–L89; K5318 Bodersweier-Zierolshofen) wurden 2023 fertiggestellt. Damit hat sich das Radwegnetz an Kreisstraßen auf 188 Kilometer erhöht. Der konsequente Ausbau der Radwege ist ein wichtiger Beitrag zur Standortpolitik des Ortenaukreises, um seine Attraktivität als Wirtschafts- und Bildungsstandort, Lebensraum und Tourismusdestination weiter zu steigern“, erklärt Dezernentin Roth.

Mit der Fertigstellung der beiden Radwege zwischen dem westlichen Ortsausgang Oberkirch-Nußbach und der Bundesstraße 28 sowie vom östlichen Ortsausgang Oberkirch-Stadelhofen zum Kreisverkehr an der Landesstraße hat der Ortenaukreis in Zusammenarbeit mit der Stadt Oberkirch Ende November gleich zwei wichtige Radweglücken geschlossen. „Mit der neuen Radwegtrasse vom westlichen Ortsausgang bis zur B 28 und dem Radwegstück bei Stadelhofen sind fortan nicht nur die beiden Ortsteile, sondern auch die Kernstadt an das bestehende Radwegenetz der Bundes- bzw. Landesstraße und an das überregionale Radwegenetz angeschlossen“, so Roth. „Damit erhöhen wir die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden – vom Schüler und Pendler über den Freizeitradler bis hin zum Touristen,“ betont die Dezernentin. Durch den ebenfalls vom Kreis in Kooperation mit der Stadt Oberkirch gebauten Rad- und Gehweg entlang der „alten B28“ zwischen dem Kreisverkehr Oberkirch und Nußbach bestehe bereits seit 2016 eine durchgängige Radverbindung von der Kernstadt bis Nußbach. Mit dem neuen Teilstück bei Nußbach hat der Kreis nun eine Verbindung in Richtung Appenweier, aber auch bis nach Kehl und Offenburg geschaffen. Jährlich baut der Kreis seit 2008 im Rahmen des von Landrat Frank Scherer initiierten Radwegebauprogramms mindestens sechs neue Radwegkilometer. Highlight im Straßenbetriebsdienst war die Ausrichtung der Baden-Württembergischen Meisterschaft im Schneepflugfahren in der Straßenmeisterei Offenburg im April mit 16 Teams. Thomas Klumpp und Simon Lutz von den Straßenmeistereien Achern und Offenburg erreichten den zweiten Platz und qualifizierten sich für die deutschen Meisterschaften.

Digitale Baugenehmigungen

Die Baurechtsbehörde des Landratsamts erteilt immer mehr digitale Baugenehmigungen. „Die Umstellung hat bei den Bauherren und Planern eine hohe Akzeptanz, da es beim Baurechtsamt sehr gut funktioniert“, erklärt Dezernentin Roth. „Aktuell führen wir schon 68 Prozent – und damit mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr mit 33 Prozent – unserer Genehmigungsverfahren ausschließlich papierlos durch und erteilen auch die Baugenehmigung digital“, erklärt Roth.
Das habe für Bauherrn, Architekten und Planer große Vorteile: Sämtliche Antragsunterlagen, die in der Regel ohnehin am Computer erstellt werden, müssen nicht mehr ausgedruckt und mehrfach bei der Gemeinde eingereicht werden. Das bringe eine enorme Zeit-, Ressourcen- und Geldersparnis. Außerdem könne das Baurechtsamt die verschiedenen zu beteiligenden Fachbehörden parallel anhören, wo früher oft abgewartet werden musste, bis die Planordner von einer Fachbehörde zurück waren, bevor sie an eine andere Fachbehörde zur Stellungnahme weitergegeben werden konnten. Durch die Umstellung auf die digitale Akte können zudem jährlich 40 Meter Papierakten vermieden werden. „Wir haben im Jahr 2023 weitere Verfahren komplett auf die digitale Bearbeitung umgestellt, etwa die Erteilung von Abgeschlossenheitsbescheinigungen zur Bildung von Wohneigentum im Grundbuch und denkmalschutzrechtliche Verfahren. Sukzessive werden auch die Archivbauakten digitalisiert“, so Roth, dabei handelt es sich um rund 80.000 Bauakten mit einer Länge von über 2.000 Metern. 

Auch die Akteneinsicht von Bürgerinnen und Bürgern in Archivbauakten erfolgt ausschließlich digital. Der Antrag kann über die Homepage des Kreises gestellt werden, der Kunde erhält anschließend seine Bauakte digital über einen datenschutzrechtlich sicheren Dateitransfer zur Verfügung gestellt. Am 25. November 2023 trat eine Änderung der Landesbauordnung in Kraft. Alle Bauanträge sind nicht mehr bei den Gemeinden, sondern direkt und ausschließlich digital bei der zuständigen Baurechtsbehörde einzureichen. Bis zum 31.12.2024 können übergangsweise Bauanträge weiterhin in Papierform eingereicht werden. „Wir werden aber für unser Baurechtsamt diesen Termin vorzuziehen und ab 2024 Bauanträge nur noch digital annehmen“, so Roth.

Dezernat 3 - Bildung, Jugend, Soziales und Arbeitsförderung:

Kommunale Arbeitsförderung Ortenaukreis Jobcenter (KOA) Die Umsetzung des im Januar 2023 eingeführten Bürgergelds mit seinen vielfältigen Neuerungen sowie die Arbeitsmarktintegration Geflüchteter haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des im Dezernat von Heiko Faller angesiedelten Jobcenters (KOA) in diesem Jahr vor große Herausforderungen gestellt und stark beansprucht. Auch die Fallzahlen blieben das gesamte Jahr über auf einem hohen Niveau und führten damit den Trend des Vorjahres, seit dem Wechsel der ukrainischen Geflüchteten im Mai 2022 in den Bürgergeldbezug, fort. Derzeit erhalten rund 18.700 Personen Leistungen der KOA. Seit Mai 2023 leitet Silvia Kimpel das Jobcenter mit seinen rund 270 Mitarbeitenden.

Soziales und Jugend Nach Eröffnung des ersten „Haus des Jugendrechts“ in Offenburg im Februar 2020 hat sich die Einrichtung in der Folgezeit erfolgreich etabliert. Diese Erfolgsgeschichte wird nun in die Fläche gebracht, in Kehl und Lahr sollen vergleichbare Einrichten öffnen. Für beide neuen Standorte wurden am 25. Januar 2023 die Kooperationsvereinbarungen von Polizei, Staatsanwaltschaft und Landratsamt Ortenaukreis unterschrieben. Für den Standort Lahr ist auch die Stadt Lahr aktiver Kooperationspartner und hat die Vereinbarung ebenfalls mitunterzeichnet. Die Häuser des Jugendrechts dienen dazu, in Jugendstrafsachen die Zusammenarbeit und Kommunikation der wichtigsten behördlichen Beteiligten durch räumliche Nähe und regelmäßigen, standardisierten Austausch zu verbessern und zu intensivieren. Neben Polizei, Staatsanwaltschaft und den Gerichten ist die vom Ortenaukreis getragene Jugendhilfe im Strafverfahren, die im Landratsamt beim Kommunalen Sozialen Dienst des Jugendamtes angesiedelt ist, Teil der behördenübergreifenden Kooperation. „Von den Erkenntnissen und Erfahrungswerten der Arbeit in Offenburg profitieren künftig die beiden neuen Standorte Kehl und Lahr“, erklärt Sozialdezernent Heiko Faller. „Wir haben mit dem Haus des Jugendrechts bisher rundum gute Erfahrungen gemacht. Durch die kurzen Wege können schnell passgenaue Lösungen erarbeitet und umgesetzt werden.“

Das Amt für Soziales und Versorgung setzte 2023 gleich zwei Gesetzesänderungen um: Die Wohngeldreform und das Bundesteilhabegesetz. Zum 1. Januar 2023 trat die weitreichende Wohngeldreform „Wohngeld Plus“ in Kraft, die den Kreis der Anspruchsberechtigten deutlich erhöhte. Von der Reform profitieren vor allem Familien, Alleinerziehende sowie Rentnerinnen und Rentner mit geringem Einkommen. „Wir haben uns bereits im vergangenen Jahr personell auf steigende Antragszahlen vorbereitet. Wie erwartet sind die Antragszahlen massiv angestiegen, die Fallzahlen haben sich in diesem Jahr nahezu verdoppelt“, erläutert Faller. 2023 stand auch weiterhin ganz im Zeichen des Bundesteilhabegesetzes. Bis Ende des Jahres hatten die zuständigen Stellen Zeit den neuen Landesrahmenvertrag vollumfänglich umzusetzen. „Nach wie vor stellt uns das Bundesteilhabegesetz inhaltlich und personell vor große Herausforderungen und verursacht deutliche Mehrkosten. Trotz geltender Vereinbarung lehnt es das Land bislang ab, die zur Umsetzung nötigen Personalstellen vollständig zu refinanzieren“, stellt Landrat Frank Scherer fest. „Ein Aufstocken aus Kreismitteln ist in der aktuellen Situation nicht vertretbar. Somit muss die Umsetzung aktuell mit über neun Personalstellen weniger erfolgen, was zwingend Einschränkungen in der Umsetzungsgeschwindigkeit und der Qualität zur Folge hat.“
Wichtige Dezernats-Themen waren 2023 zudem die Stärkung der Versorgungsmöglichkeiten für Menschen mit einem Pflegegrad durch Impulse zur gezielten Quartiersentwicklung im Sinne einer „altersfreundlichen“ Kommune in den Städten und Gemeinden sowie die Weiterentwicklung der Suchtberatungsstellen im Ortenaukreis. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf der Schaffung von Synergieeffekten, etwa bei Trägerübergreifenden Beratungsgesprächen.

Unbegleitete minderjährige Ausländer Schon seit Ende 2022 war das Jugendamt mit stark ansteigenden Zugangszahlen im Bereich der unbegleiteten minderjährigen Ausländer (UMA) konfrontiert – im August 2023 hat dich dieser Zustand dann so sehr verschärft, dass die Inobhutnahmestelle des Ortenaukreises keine freien Plätze mehr hatte. Deswegen wurden Anfang September wurden auf dem Parkplatz einer Lahrer Einrichtung in einer Blitzaktion sechs Zelte errichtet, ausgestattet mit Feldbetten, Zeltheizungen und sanitären Anlagen. „Dieses Dach in Form der Zelte ist eine Notlösung, weil wir im Moment keine andere passende Unterbringungsmöglichkeit mehr haben“, erklärte der Landrat damals. Inzwischen sind die Zelten Containern gewichen. „Das Zeltlager war auch ein Hilferuf in Richtung Stuttgart“, erläutert Jugendamtsleiterin Melanie Maulbetsch-Heidt.
Landrat Scherer hat bereits im Dezember 2022 und Januar 2023 gemeinsam mit anderen massiv betroffenen Stadt- und Landkreisen bei der Landesregierung für eine Landeserstaufnahmestelle für UMAs geworben und die Absenkung der Standards bei der Unterbringung sowie eine Beschleunigung der Verfahren zur Altersfeststellung gefordert. „Sicher auch auf Druck des Ortenaukreises hat das Sozialministerium kurz danach eine neue Weisung erlassen, dass neu ankommende UMAs in Bundesländer verteilt werden, die ihre Quote noch nicht erfüllt haben“, so die Jugendamtsleiterin. Dies bedeutet, dass die Quote der UMA, die dauerhaft im Ortenaukreis verbleiben, zunächst nicht mehr so stark ansteigen wird. Bis Ende November 2023 hat der Ortenaukreis in diesem Jahr insgesamt 681 UMA in Obhut genommen. Neben der Inobhutnahme ankommender UMA ist der Kreis zur dauerhaften Unterbringung von aktuell 200 UMA verpflichtet. „Die Quote ist das ganze Jahr kontinuierlich gestiegen, da landesweit eine deutliche Zunahme zu verzeichnen war. Zumindest in den letzten 6 Wochen ist die Quote stabil“, informiert Maulbetsch-Heidt. Um der Zunahme zu begegnen, habe die Kreisverwaltung jüngst vier Wohnangebote im Rahmen der Notfallunterbringung mit zusätzlich 70 Plätzen im Kreis geschaffen, weitere seien in Planung, so die Jugendamtsleiterin.

Dezernat 4 - Ländlicher Raum

Um das Leben und Arbeiten im Ländlichen Raum des Ortenaukreises zukunftsfähig zu machen, unterstützte das Dezernat 4 unter der Leitung von Diana Kohlmann neben seiner Arbeit in den Ämtern für Land- und Waldwirtschaft und dem Amt für Vermessung und Flurneuordnung auch 2023 die Menschen, Unternehmen und Institutionen im Kreis wieder mit seinem Engagement in den Bereichen Förderung, Breitband und durch Zusammenarbeit mit der Bundeswehr im Rahmen der Patenschaft für das Jägerbataillon 291 in Illkirch-Graffenstaden.

Förderprogramme So flossen mit Unterstützung des Dezernats mehr als 9,65 Millionen Euro durch das „Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum“ und „Spitze auf dem Land“ in Betriebe und Einrichtungen im Kreis. Gleich drei Unternehmen aus dem Ortenaukreis – von landesweit 14 geförderten Betrieben – wurden als Technologieführer in Baden-Württemberg mit einer Fördersumme 1,24 Millionen Euro in das Programm „Spitze auf dem Land“ aufgenommen. „Das ist ein toller Erfolg und ich bin stolz, so engagierte und fortschrittliche Betriebe in der Ortenau zu wissen. Ich bin mir sicher, dass sie dank der Fördermittel einen kräftigen Schub für ihre zukünftige Entwicklung bekommen und damit unseren Ländlichen Raums stärken werden,“ so Landrat Frank Scherer. Darüber hinaus wurden 114 Projektanträge zur Stärkung der Kommunen vom Land mit 8,52 Millionen Euro gefördert.

Landwirtschaft Für viele Landwirte gravierend war im zurückliegenden Jahr die erschwerte Abwicklung der EU-Agrarförderprogramme aufgrund zahlreicher rechtlicher Änderungen und einer grundlegenden Umstellung der IT-Programme. „Diese Mittel sind dringend notwendig, um die Bewirtschaftung unserer vielfältigen Kulturlandschaft aufrechtzuerhalten,“ betont Dezernentin Diana Kohlmann. „Umso erfreuter bin ich, dass wir bis Jahresende für 90 Prozent der landwirtschaftlichen Unternehmen eine erste Zahlung der Fördermittel ermöglichen können und danke meinen Kolleginnen und Kollegen am Amt für Landwirtschaft, die dies durch ihr persönliches Engagement ermöglicht haben“, so die Dezernentin weiter.

In diesem Jahr wurde zudem die Flurbilanz für den Ortenaukreis vollständig überarbeitet. In einer gemeinsamen Anstrengung des Ortenaukreises mit dem Land Baden-Württemberg konnten die Informationen flächendeckend aktualisiert werden. Die Flurbilanz ist notwendig zur Sicherung fruchtbarer Böden im Rahmen verschiedener Planungsverfahren wie z.B. der Biotopverbundplanung oder Ausweisung regional bedeutsamer Freiflächen für Photovoltaikanlagen im Regionalplan Südlicher Oberrhein.
Um die Höfe fit für die Zukunft zu machen, bot das Amt für Landwirtschaft zudem zahlreiche Aus- und Fortbildungsangebote für landwirtschaftliche Betriebe an – angefangen von der Pflanzenkunde über Direktvermarktung bis hin zu Ferienhofangeboten, wie zuletzt ein Fachtag für nachhaltigen Landtourismus oder eine gemeinsame „Fachtagung zum Klimawandel „Wasserhaushalt und Kleinstrukturen in land- und Forstwirtschaft“, an dem auch die neue Biodiversitätsberaterin des Ortenaukreises, Stephanie Fritsch mitwirkte. Das Ernährungszentrum Ortenau erreichte mit seinem vielseitigen Programm mit über 70 Online- und Präsenzveranstaltungen im Bereich Ernährung und Gesundheit, etablierten Angeboten wie „Verbraucher und Landwirte im Dialog“ oder der „Gläsernen Produktion“ sowie der verstärkten Zusammenarbeit mit dem Präventionsnetzwerk Ortenaukreis mehr als 6.700 Interessierte, Schulklassen, pädagogische Fachkräfte und Verantwortliche aus Kantinen und Mensen.

Waldwirtschaft Mit dem neuen Wildtierbeauftragten, Maximilian Lang, gibt es im Amt für Waldwirtschaft seit Sommer 2023 einen Ansprechpartner für wildtierbezogene Fragen offizieller wie privater Art. Der Experte vermittelt zwischen entsprechenden Akteuren, zeichnet für das regionale Wildtiermonitoring verantwortlich und betreibt Öffentlichkeitsarbeit rund um die Thematik. „Gerade, wenn Wildtiere Schäden in der Land- und Forstwirtschaft verursachen, sich Wildtierkrankheiten wie die afrikanische Schweinepest ausbreiten oder es zu ungewollten tierischen Mitbewohnern in Haus und Garten kommt, ist eine solche Anlaufstelle wichtig und wertvoll“, so Kohlmann.

Als roter Faden zog sich das Thema Klimawandel durch viele Veranstaltungen, Presseinformationen und Beratungsgespräche im Kommunal- und Privatwald des Kreises. So waren diverse Pflanz- und Waldputzaktionen im Rahmen des landesweiten Kooperationsprojekts „Hier wächst Zukunft“ der Jugendfeuerwehr Baden-Württemberg e.V. und der Landesforstverwaltung, die fortschreitende Nutzung klimaresistenter Baumarten und entsprechende Waldexkursionen dazu standen ganz im Zeichen des immer deutlicher sichtbaren Klimawandels.

Flurneuordnung und Vermessung Im Bereich Flurneuordnung konnte im Rahmen des Schwarzwaldverfahrens „Oppenau West“ ein Förderbescheid in Höhe von 664.000 Euro für die nächste Tranche übergeben werden. In Gutach konnten über fünf Kilometer neue Wald- und Wiesenwege fertiggestellt werden. „Schwarzwaldverfahren leisten einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der den Ortenaukreis prägenden Land- und Forstwirtschaft, zum Erhalt von Arbeitsplätzen und zur Erzeugung hochwertiger regionaler Produkte“, erklärt Landrat Scherer. Ein wichtiger Schritt in der Vermessung war die landesweite Erneuerung des amtlichen Liegenschaftskatasterinformationssystems mit dem Ziel, dieses bundesweit nach einheitlichen Standards zu führen und an die heutigen Anforderungen anzupassen. Dadurch war ein Annahmestopp neuer Vermessungsschriften notwendig. „Die Umstellung war ein Kraftakt, den die Kolleginnen und Kollegen sehr gut meisterten“, so Dezernentin Kohlmann.

Breitband Auch wenn 2023 über 165 Kilometer an geförderten Breitbandleitungen verlegt, 884 Gebäude in schwierigen Außenlagen ans Glasfaser angeschlossen und 13,4 Millionen Euro in den geförderten Ausbau im Ortenaukreis investiert wurden, so war das zurückliegende Jahr ein schwieriges und denkwürdiges Jahr für den Glasfaserausbau: Es war geprägt durch den Förderstopp im Herbst 2022 mit all seinen Auswirkungen, die komplette Neuauflage des Förderprogramms des Bundes zum Glasfaserausbau im April 2023 sowie bauliche und organisatorische Herausforderungen mit den nicht gefördert ausbauenden Telekommunikationsunternehmen bei der Umsetzung des eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbaus. „Obwohl wir auf einem sehr guten Weg mit unserer Ausbaustrategie waren, mussten wir infolge dieser völlig unerwarteten Entscheidung das Förderprogramm zu stoppen unser Ziel, jede Bildungseinrichtung und jedes Unternehmen mit mindestens 100 Megabit pro Sekunde zu versorgen, um rund zwei Jahre auf das Jahr 2027 verschieben“, betont Landrat Scherer. Auch das Vorhaben, bis 2026 rund 70 Prozent aller Gebäude unabhängig von ihrer bisherigen Versorgung mit Glasfaser auszustatten, werde vermutlich nicht vor 2027 erreicht werden können.

Durch in der Ortenau im Rahmen des hybriden Ausbaumodells zudem agierenden privaten Telekommunikationsunternehmen, die angekündigt haben mit Gesamtinvestitionen von mehr als 300 Millionen Euro rund 98.000 Gebäude ans Glasfasernetz anzuschließen, gibt es inzwischen für fast jede Kommune eine verbindliche Vereinbarung mit einem privaten Ausbaupartner. „Die organisatorische Abstimmung zwischen gefördertem sowie eigenwirtschaftlichem Ausbau ist sehr komplex und konnte bei einzelnen Bauvorhaben nicht vollumfänglich zufriedenstellend gelöst werden“, resümiert Diana Kohlmann, die als Dezernentin für die Breitband Ortenau GmbH & Co. KG, den Zusammenschluss des Landkreises gemeinsam mit 47 Ortenauer Kommunen, zuständig ist. „Wir verstehen die Unsicherheiten der Bürgerinnen und Bürger sowie der Gemeindeverwaltungen und wirken darauf hin, die Reibungen so gering wie möglich zu halten, auch wenn wir hier nur begrenzte Einflussmöglichkeiten haben“, versichert Breitband-Geschäftsführer Josef Glöckl-Frohnholzer. „Erfreulich ist, dass wir trotz aller Herausforderungen in 2023 die Phase 3 des geförderten Glasfaserausbaus in der Ortenau starten konnten“, so Kohlmann. In dieser sogenannten Dunkelgraue-Flecken-Förderung sollen jene Gebäude erreicht werden, die bisher maximal 200 Megabit pro Sekunde Downloadgeschwindigkeit erreichen konnten. Die Kommunen der Breitband Ortenau investieren in dieser Phase insgesamt ca. 363 Millionen Euro in den Ausbau von rund 9.250 Gebäuden. Beantragt wurden in diesem Jahr Fördermittel für insgesamt 33 Ortenauer Kommunen mit einem Volumen von 184 Millionen Euro, von denen mit Fischerbach, Ottenhöfen, Hofstetten und Steinach vier einen Förderbescheid in Empfang nehmen konnten.

Patenschaft Jägerbataillon Im Juni unterstützten 85 Soldaten des im elsässischen Illkirch-Graffenstaden stationierten Jägerbataillons 291 den Ortenaukreis in den Bereichen des Migrationsamts, des Amts für Waldwirtschaft und des Ortenau Klinikums bei verschiedenen Aktionen. Mit Hilfe der Soldatinnen und Soldaten wurden Gemeinschaftsunterkünfte leergeräumt und neu gestrichen, beim Ortenau Klinikum erfolgte die Pflege verschiedener Außenanlagen, der Aufbau von Möbeln und die Anlage eines Teichs im Pflege- und Betreuungsheim Fußbach. Im Wald wurden Wuchshüllen von Bäumen abgebaut, Sitzbänke instandgesetzt, Dohlen gespült und Wegeprofile freigesägt. „Ich freue mich sehr, dass die im letzten Jahr besiegelte Patenschaft mit dem Ortenaukreis vom Jägerbataillon 291 aktiv gelebt wird und bin dankbar für die tatkräftige Unterstützung der Soldaten, mit deren Hilfe wir viele anstehende Aufgaben nun in kürzester Zeit erledigen können“, so Landrat Frank Scherer angesichts des zweitätigen Arbeitseinsatzes.

Dezernat 5 - Sicherheit, Ordnung und Gesundheit


Stabsrahmenübung – „Synergie2023“
 Simulierte großflächige Stromausfälle vom Kinzigtal bis nach Rastatt und andere Schadensereignisse forderten rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ortenaukreises, des Landkreises Rastatt, des Stadtkreises Baden-Baden und des Polizeipräsidiums Offenburg. Am 14. Oktober fand die Stabsrahmenübung „Synergie2023“ unter Beteiligung von sieben Stäben statt, die über ihre kommunalen Grenzen hinaus gemeinsam agieren mussten, ein Novum in Baden-Württemberg. Fast sechseinhalb Stunden intensivster Übung machte klar: Die Übung zeigt die Notwendigkeit einer noch besseren Zusammenarbeit der Polizei und den Behörden der Gebietskörperschaften. „Unser Katastrophenschutz im Kreis ist gut aufgestellt und theoretisch auf viele Szenarien vorbereitet. Deswegen war es gut, den Ernstfall zu testen. Die Übung hat gezeigt, dass unser Konzept tragfähig ist. Sie hat aber auch ans Licht gebracht, wo nachgesteuert werden muss. Potenzial gibt es sicherlich noch in der Kommunikationsinfrastruktur und dem effektiven Austausch zwischen den Stäben“, resümiert Landrat Frank Scherer.
Ein beherrschendes Thema des Gesundheitsamts im Dezernat von Reinhard Kirr war die große Anzahl an Tuberkulosefällen - in diesem Jahr hat sich die Anzahl der Neuerkrankungen an Tuberkulose verdreifacht. 2022 gab es 11 Neuinfektionen, 2023 waren es bis zum 21.November 32. Damit einhergehend wurden im Zusammenhang mit den Ermittlungen dreimal so viele Kontaktpersonen ermittelt (111 zu 376). Bei den Umgebungsuntersuchungen, also umfangreiche Untersuchungen im Umfeld des Erkrankten mit Testung der Kontaktpersonen, stieg die Anzahl von 3 in 2022 auf 21 in diesem Jahr.

Tierseuchenübung Wie der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Emmendingen 2022 und die jüngsten Fälle in Schweden, Norditalien und Kroatien zeigen, ist die Gefahr einer Einschleppung der Tierseuche stets gegeben. Auch wenn das nächstgelegene infizierte Gebiet hunderte von Kilometer entfernt ist, bleibt die Verbreitung über vom Menschen transportiertes, infiziertes Material eines der größten Risiken. „Für den heimischen Agrarsektor wäre ein Ausbruch, vor allem im Wildschweinebestand, mit massiven, möglicherweise strukturbedrohenden Belastungen verbunden. Aber auch auf das Landratsamt käme für mehrere Jahre eine enorme organisatorische und operative Dauerbelastung zu“, so Dezernent Reinhard Kirr. Das Personal der beteiligten Ämter stünde, je nach Lage, nicht im erforderlichen Maße für andere Pflichtaufgaben zur Verfügung.
Vor diesem Hintergrund wurde im März 2023 eine mehrtägige, landesweite Stabsrahmenübung unter Beteiligung aller Verwaltungsebenen durchgeführt. Übungsschwerpunkt waren die bei der ASP unumgänglich nötige interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschiedenen Fachverwaltungen (neben dem Veterinärbereich vor allem die Jagd-, Forst-, Landwirtschafts-, Umwelt-, Natur-, Katastrophenschutz- und Straßenbauverwaltung) und die Überprüfung des Vorbereitungsstandes der einzelnen Verwaltungseinheiten. „In der Ortenau haben wir auch in den Augen des externen Übungsbeobachters eine sehr engagierte, konstruktive Zusammenarbeit erlebt“, resümiert Kirr.

Dezernat 6 - Kommunales, Gewerbeaufsicht und Umwelt

Windkraft Seit 2012 hat das vom Amt für Gewerbeaufsicht, Immissionsschutz und Abfallrecht 38 Windkraftanlagen genehmigt. „Wir sind der Vorzeigekreis in Baden-Württemberg, haben momentan 45 Anlagen in Betrieb und im nächsten Jahr rechnen wir mit 16 weiteren Anträgen. Wir werden dafür regelmäßig von Ministerpräsident Kretschmann gelobt“, betont Landrat Scherer. Rund 50 Prozent des Strombedarfs der Ortenauer Haushalte decken die 45 Windkraftanalagen ab. Durch die sogenannte „Brutto-Nettokarte“, die der Kreis 2011 erstellte, konnte der Windkraftausbau in der Ortenau beschleunigt werden, indem von den windhöffigen Flächen diejenigen mit rechtlichen Hindernissen abgezogen wurden. „Also wo kann man schnell Windräder bauen“, erklärt Scherer. „Jetzt müssen wir aber stärker in die Restriktionsflächen rein und der Weg ist mühsamer“, blickt der Landrat voraus. Dankbar ist der Landrat, dass Ministerpräsident Kretschmann auch nach Gesprächen mit dem Ortenaukreis, die „Auerhuhn-Planungsgrundlage“ überarbeiten ließ, die neue Grundlage gebe der Windenergie nun mehr Möglichkeiten, als die ursprünglich veröffentlichte Planungsgrundlage, weil Ausschlussflächen und Korridorflächen gefallen sind und sich die Prüfung der Genehmigungsfähigkeit der Anlagen an den Möglichkeiten zum Ausgleich der jeweils vorliegenden „Raumwiderstände“ orientiere. „Dadurch stehen weitere Flächen der Windkraft zur Verfügung“, so Scherer. Auch habe die Task-Force der Landesregierung für die Windkraft schon positive Auswirkungen gezeigt. „Man hat das Widerspruchsverfahren abgeschafft und es ist spürbar, dass Genehmigungen schneller gehen. Aber wir müssen noch immer sechs bis sieben Fachbehörden und 40 Träger öffentlicher Belange beteiligen. Das ist eine unglaubliche Bürokratie“, sagt Scherer.

Die Ortenau zählt die meisten Sonnenstunden in Deutschland und ist somit prädestiniert für die Nutzung der Photovoltaik. Insofern konnte der Landrat ein Groß-Projekt beim Auto-Logistikunternehmen Mosolf anstoßen, das 2023 an Fahrt aufnahm. Mit 20 Hektar entsteht dort in Kooperation mit dem Europa-Park der größte „Solarparkplatz“ in Deutschland. „Wir brauchen noch viel mehr solcher Projekte. Aber manchmal steht sich auch der Gesetzgeber im Weg“, zeigt sich Scherer unzufrieden und nennt das Stichwort „Floating-PV auf Baggerseen“. Er verstehe nicht, warum nur fünfzehn Prozent der Wasserfläche bedeckt sein dürfe, wenn doch viel mehr möglich sei. Aufgrund der zahlreichen Baggerseen im Landkreis müsse auch dieses Potenzial genutzt werden.

Energieeffizienz und Klimaschutz Der Ortenaukreis setzt sich in vielen Bereichen für den Klimaschutz ein. Seine Aktivitäten reichen von der energetischen Gebäudesanierung, dem Ökostrom, der Digitalisierung und der E-Mobilität über blühende Straßenränder, den Amphibienschutz, LEV- und Leader-Zuschüsse, die Genehmigung von Wind- und Wasserkraftanlagen, die Beratung für ökologische Landwirtschaft bis hin zur Subventionierung des ÖPNV und den Bau von Radwegen. „Klimaschutz ist für uns schon lange keine Kür mehr, sondern Pflicht und umfasst grundsätzlich alle Bereiche des Landratsamts“, erläuterte Scherer. „Betrachtet man unsere Aktivitäten in diesen Bereichen, so addieren sich im aktuellen Doppelhaushalt rund 76 Millionen Euro für Maßnahmen, die dem Klimaschutz dienen“; machte Scherer deutlich. Darüber hinaus ist wurde durch den Kreistag erstmals ein Klimaschutzfond für die Kreisliegenschaften mit 2 Millionen Euro verabschiedete. Damit könne der Kreis beispielsweise weitere Photovoltaikanlagen auf kreiseigene Gebäude bauen.

Bereits seit 2021 zeichnete Christopher Schüle für die Erstellung des Klimaschutzkonzeptes verantwortlich, seit November dieses Jahres hat Alexandra Dreyer als neue Klimaschutzmanagerin seine Aufgaben übernommen. Während Schüle nun die Gesamtkoordination für Klimaschutz und Mobilität im Landratsamt übernimmt, ist die Hauptaufgabe von Dreyer, das Klimaschutzkonzept umzusetzen sowie dieses weiterzuentwickeln. Zudem wird Dreyer den Auditprozess des European Energy Awards (eea) weiterführen. 2016 ist der Ortenaukreis erstmals für seine Klimaschutzaktivitäten mit dem eea ausgezeichnet und im Oktober 2021 erfolgreich rezertifiziert worden. Schüle wird als Koordinator für Mobilität und Klimaschutz u.a. die kreisangehörigen Gemeinden beim Ausbau der nachhaltigen Mobilität unterstützen und beraten sowie für die Erstellung und Umsetzung eines Klimamobilitätsplans verantwortlich sein.

Als weiteres Projekt konnte der Ortenaukreis im Frühjahr als Kooperationsprojekt die Initiative „nectanet zero emission“ starten und dafür engagierte Mitstreiter gewinnen. Ziel des groß angelegten Energie- und Ressourceneffizienzprogramms ist es, Unternehmen zu informieren, zu sensibilisieren und durch begleitende Beratungen konkrete Energie- und Ressourceneinsparungen zu erzielen. Gemeinsam ist es uns gelungen, die Klimaschutzanstrengungen im Ortenaukreis massiv zu verstärken. So bieten die Klimapartner Südlicher Oberrhein als Kompetenzstelle die KEFF+Checks an und helfen den Unternehmen, individuelle Optimierungspotenziale festzustellen. Bereits 17 Ortenauer Betriebe haben bis dato die unabhängige Expertenhilfe für sich genutzt. Anfang Dezember zeichnete Landrat Scherer mit der Huber Kältemaschinenbau ein Ortenauer Vorzeigebetrieb als erstes Unternehmen in Baden-Württemberg mit dem KEFF+-Label aus.

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit: Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau

Nach dreijähriger Amtszeit als Präsident des Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau wurde Frank Scherer Ende des Jahres turnusgemäß durch Straßburgs Oberbürgermeisterin Jeanne Barseghian abgelöst und in seiner zukünftigen Funktion als Vizepräsident bestätigt.
Insbesondere mit der Mandatierung des Eurodistrikts als Aufgabenträger für den öffentlichen Nahverkehr, der Initiierung des Bildungsprojekts „Spiel & Parle“, der Erarbeitung eines Klimaaktionsplans und der Einrichtung eines Kleinkulturfonds konnten unter Scherer wichtige grenzüberschreitende Projekte angestoßen werden. Die Wahrnehmung des Eurodistrikts im grenzüberschreitenden Alltag der Bürgerinnen und Bürger habe sich durch das Anstoßen nachhaltiger und effizienter Projekte in den Schwerpunktthemen Mobilität, Zweisprachigkeit und Kultur positiv entwickelt, bilanzierte Scherer, dem insbesondere der Ausbau des grenzüberschreitenden öffentlichen Nahverkehrs ein wichtiges Anliegen seiner Präsidentschaft war. „Nirgendwo sonst liegen die Vorteile für die Bürgerinnen und Bürger und die der Umwelt so klar auf der Hand wie bei grenzüberschreitenden öffentlichen Verkehren, sie sind ein verbindendes Element", betonte der Landrat, auf dessen Wirken der Ortenaukreis im Mai 2022 seine Kompetenz als Aufgabenträger für den öffentlichen Nahverkehr auf den Eurodistrikt übertrug. „Der Eurodistrikt braucht eigene Kompetenzen, so wie es der Aachener Vertrag vorsieht“, so Scherer, der sich in seiner Rolle als neuer Vizepräsident dafür weiter stark machen werde.

Erstmals hat der Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau 2023 einen Aktionsplan Klima verabschiedet, indem der u. a. die Themen „nachhaltige Mobilität“ und die „Organisation eines Fachforums“ beschlossen wurden. Mit dem erstmalig ausgetragenen Klimaforum im Oktober in Straßburg, hat der Eurodistrikt Straßburg-Ortenau gemeinsam mit seinen Partnern Ortenauer Energieagentur, der Agence du Climat Straßburg sowie Trion-Climate e.V. im seinem Schwerpunktthema „Umwelt“ ein grenzüberschreitendes Benchmark gesetzt. Rund 130 französische und deutsche Klimaexperten diskutierten in vier Workshops über Anpassungen an den Klimawandel in den Bereichen „Gesundheit“, „Wälder und Landwirtschaft“, „Erhalt der Biodiversität“ sowie „Sicherung der Energieversorgung“. Das Sprachprojekt „Spiel & Parle“, 2021 auf Initiative von Frank Scherer ins Leben gerufen und vom Eurodistrikt von Beginn an organisatorisch und finanziell unterstützt, expandierte 2023. So stieg die Zahl der teilnehmenden Kinder von anfänglich 89 auf aktuell 245. Nach vierjähriger Pause nahm in diesem Jahr die deutsch-französische Rad- und Genuss-Tour „Vélo Gourmand“ wieder Fahrt auf. Bei bestem Wetter nutzten viele Fahrradbegeisterte die Gelegenheit, sich an den zahlreichen Genuss-Stopps auf der 60 Kilometer langen Rundstrecke verwöhnen zu lassen.

Kreispartnerschaft Vidin Erstmals seit 2019 besuchte eine neunköpfige Delegation unter der Leitung von Landrat Frank Scherer auf Einladung von Vidins Gouverneur Ognyan Asenov wieder die Partnerregion des Ortenaukreises im Nordwesten Bulgariens, um die wirtschaftlichen und kulturellen Kontakte zu pflegen und auszubauen.
Den Auftakt bildete die Besichtigung eines Bergwerks in 300 Metern Tiefe zum Abbau von Biogips. In einem über 4,5 Kilometer verzweigten Tunnelsystem bekam die Delegation einen Einblick in die Vorgehensweise des Abbaus und die Produktpalette, die von Rohstoffen für die Zementindustrie bis hin zur Herstellung von Gipsbindemitteln reicht. 

Groß war die Freude als Landrat Scherer den Mädchen und Jungen der Hristo Botev Primary Schule, eine Grund- und Mittelschule in der kleinen Stadt Dunavtsi, die mitgebrachten iPads überreichte, die in der Kreisverwaltung des Ortenaukreises ausgedient hatten und nun für die Schüler der Dunavtsi Schule eine willkommene Bereicherung für den Schulalltag bedeuten. „Die Überraschung ist wirklich gelungen“, freute sich Scherer. „Es war ein sehr emotionaler Moment, die Kinder haben große Augen gemacht und sich sehr über die iPads gefreut. Wenn man sich die Ausstattung der Schule anschaut, dann haben wir hier wirklich eine gute Hilfe geleistet“, so Scherer weiter.

Ein Arbeitsessen mit dem Bürgermeister der Stadt Vidin Tsvetan Tsenkov sowie Vertretern seiner Verwaltung rundeten den Besuch ab. Hierbei hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich u.a. über die Bedingungen für deutsche Firmenansiedlungen in Bulgarien sowie die Expansion von bulgarischen Unternehmen in Deutschland zu unterhalten. Der Ortenaukreis und die Region Vidin haben im April 2011 ein Partnerschaftsabkommen geschlossen. Neben den Bereichen Bildung mit dem Qualifizierungsprogramm Ortenau/Vidin „Jugend ohne Grenzen – unsere gemeinsame Zukunft“ bilden auch Wirtschaftskontakte einen Schwerpunkt. Die ländlich geprägte Region Vidin liegt im Nordwesten Bulgariens an der Donau und gilt als Eingangstor des Landes zu Europa. Die Region hat eine Fläche von 3022 Quadratkilometern und rund 85.000 Einwohner.

Tourismus Der Tourismus im Ortenaukreis blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2023 zurück: trotz der Unsicherheiten aufgrund wirtschaftlicher und geopolitischer Krisen lag das Übernachtungsvolumen sogar über dem Vorkrisenniveau. Von Januar bis Oktober wurden rund 1,8 Millionen Ankünfte und 3,9 Millionen Übernachtungen verzeichnet. Somit konnten die Zahlen aus dem Rekordjahr 2019 übertroffen werden. Nach der erfolgreichen Sommersaison blicken wir zuversichtlich auf die kommende Wintersaison.
Diese positiven Tourismuszahlen sind nur durch den Einsatz der touristischen Akteure und Leistungsträger vor Ort zu verdanken.
Die Tourismusabteilung des Landratsamts hat deshalb gemeinsam mit den regionalen Partnern bestehende Formate wie die Veranstaltungsreihe „DORT – Donnerstags in der Ortenau“ und „Stadtradeln“ fortgeführt. So radelten in diesem Jahr im Ortenaukreis 42 Städte und Gemeinden, 660 Teams und 11.522 Radfahrer und Radfahrerinnen gemeinsam um die Wette für den Klimaschutz und konnten dabei über 400 Tonnen CO2 einsparen. Mit knapp 2.500.000 Kilometern radelten die Ortenauer Pedaleure fast 900.000 Kilometer mehr als 2022 und erreichen im nationalen Ranking den sensationellen 10. Platz. „Wir haben Teamgeist bewiesen und dass so viele Ortenauerinnen und Ortenauer gemeinsam mehr Radförderung, Klimaschutz und Lebensqualität in die Pedale getreten haben, zeigt, wie wichtig den Menschen eine zeitgemäße Mobilität ist“, freut sich Landrat Frank Scherer, der einen großen Dank an die teilnehmenden Kommunen richtet: „Ohne deren Engagement wäre dieser Spitzzenplatz nicht möglich gewesen“.

Zudem wurden die Projekte im grenzüberschreitenden Tourismus ausgebaut. In diesem Jahr wurde die Weihnachtskampagne gemeinsam mit der Weihnachtshauptstadt Straßburg und der Ville et Eurométropole de Strasbourg intensiviert. Unter dem Motto „Burgen am Oberrhein“ verschwammen auf den Burgen der Rheinebene im Rahmen der gemeinsamen grenzüberschreitenden Veranstaltungsreihe mit Partnern des Ortenaukreises, der benachbarten französischen Collectivité européenne d’Alsace, der Pfalz und der Schweiz auch in diesem Jahr wieder die Grenzen zwischen Realität und Fantasie. Von Mai bis November nahm John Howe, der berühmte Heroic-Fantasy-Illustrator der „Herr der Ringe – Saga“, Abenteuerlustige mit auf eine unglaubliche Reise durch die Burgen und Schlösser am Rhein. Dieses Projekt ist Teil des INTERREG-Programms des Oberrheins zur Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und umfasst ein Gesamtvolumen von fast 5 Millionen Euro.

Außerdem wurde die letzte der 32 Touren des touristischen Großprojektes „Ortenauer Sagenrundwege“ fertiggestellt. Mit der Realisierung des Projekts führen die geistreichen Themenwege auf rund 400 Kilometern durch die schaurig schöne Sagenlandschaft der Ortenau, vorbei an insgesamt 36 Städten und Gemeinden – und machen die Region auf eine ungewöhnliche und spannende Art erlebbar. Attraktive Angebote wie diese seien wichtig, denn der Tourismus sei ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und Jobmotor für den Ortenaukreis.

50 Jahre Ortenaukreis – Bürgerfest Nordrach

„Ein Hoch auf die Ortenau“ hieß es am 22. Juli beim 5. Ortenauer Bürgerfest in Nordrach. Über 5.500 Besucher strömten bei freiem Eintritt und schönsten Sommerwetter zum Festwochenende mit Eröffnung des neuen Bürgerparks nach Nordrach. Höhepunkt war am Samstag das Ortenauer Bürgerfest, das in diesem Jahr mit dem 50-jährigen Kreisjubiläum zusammenfiel. Landrat Frank Scherer konnte zum Fassanstich mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten und Innenminister Thomas Strobl sowie Justizministerin Marion Gentges gleich zwei hochrangige Vertreter der Landesregierung begrüßen. In einer lockeren Talkrunde, moderiert von Hitradio-Ohr-Chef Markus Knoll, zeigten Scherer, Strobl und Gentges in persönlichen Anekdoten viel Bürgernähe und blickten auf fünf Jahrzehnte Ortenaukreis zurück. Musikalisch umrahmt wurden sie dabei von dem Landratsamts-Orchester unter der Leitung von Thomas Huber. Zum krönenden Abschluss des Bürgerfestes wurde das Live-Konzert mit der Peter-Oehler-Band, die das Festzelt zum Kochen brachte. Anschließend sorgte „DJ Heinz Ketchup“ bis in die Nachtstunden für stimmungsvolle Musik.

1973 trat das Kreisreformgesetz in Kraft. Aus 63 Landkreisen wurden 35, 32 davon wurden neu geschaffen. „Darunter auch der größte und schönste Kreis im Land: der Ortenaukreis. Deshalb feiern wir mit dem 5. Ortenauer Bürgerfest auch den 50. Geburtstag des Ortenaukreises!“, so Scherer, der in seiner Ansprache auch auf die teils heftigen und emotionalen Debatten zurückblickte, die der Kreisreform vor über fünf Jahrzehnten vorausgingen. „Rückblickend war die Kreisreform jedoch ein Segen. Die kleinen Altkreise hätten niemals die Kraft gehabt, die vielen Aufgaben, die wir als Kreisverwaltung heute haben, so gut zu erfüllen“, so Scherer. Heute sei der Ortenaukreis längst erwachsen, eine „selbstbewusste und stattliche Region“, die keine Vergleiche zu scheuen brauche.
„Dem Ortenaukreis und allen seinen Bürgerinnen und Bürgern wünsche ich zum Jubiläum alles Gute und eine glückliche Zukunft. Die Kreisreform, die vor 50 Jahren zur Geburt des Ortenaukreises geführt hat, gehörte zu den größten und bedeutsamsten Meilensteinen der Landespolitik seit der Gründung unseres Landes im Jahre 1952. Die neuen Landkreise sind aus der Kreisreform allesamt gestärkt hervorgegangen. Sie konnten und können ihre Aufgaben wirkungsvoller und effizienter erfüllen. Die bisherigen Strukturen haben sich absolut bewährt“, sagte der Stv. Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl.

„Die Ortenau ist meine Heimat. Die Menschen, die Kultur, die wunderschöne Landschaft und die erfolgreichen Unternehmen zeigen – die Ortenau ist ein starkes Stück Baden-Württemberg, die Region ist eine Erfolgsgeschichte. Ich bin sehr stolz darauf, meiner Heimat auch politisch eine starke Stimme geben zu können“, betonte Justizministerin Gentges. Das 6. Ortenauer Bürgerfest findet am 29. Juni 2024 im Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach statt.

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