Fördermittel vom Land
Innenstadtberatung geht in die zweite Runde

Die Innenstädte sollen auch in Zukunft lebendig bleiben. | Foto: Symbolfoto: rek
  • Die Innenstädte sollen auch in Zukunft lebendig bleiben.
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Ortenau (mak) "Die Innenstädte sind ein wichtiges Kulturgut und Zentren der Begegnung und der Arbeit", sagt Alwin Wagner, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Südlicher Oberrhein im Rahmen eines Pressegesprächs zum Thema Innenstadtentwicklung. Wie wichtig das Thema ist, hat auch das Land erkannt, weshalb das Landesministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus die IHK-Innenstadtberaterteams im Land mit einer Gesamtsumme von 1,7 Millionen Euro fördert. Die IHK Südlicher Oberrhein, die für die Ortenau zuständig ist, erhält aus diesem Topf insgesamt 214.000 Euro. „Die Aufgabe, die Innenstädte zu schützen und zukunftsfest aufzustellen, ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die sich in unserem Projekt der Innenstadtberatung widerspiegelt“, so Wagner. Viele Problemlagen gäbe es schon lange und die Krise der Innenstädte sei ein schleichender Prozess, so Wagner weiter. Frequenzverlust, Kaufzurückhaltung, Leerstand, Digitalisierungsstau und Nachfolgeregelungen seien die drängendsten Probleme vieler Innenstädte.

Zielgruppe der Fördermaßnahme des Landes Baden-Württemberg, die in den Jahren 2023 und 2024 läuft, sind Kommunen mit 10.000 bis 50.000 Einwohner. Bis zu zwölf Städte können in der aktuellen Periode in den Genuss einer geförderten Innenstadtberatung kommen. Aus der Ortenau haben Achern, Wolfach und Friesenheim Interesse signalisiert.

In Achern hat bereits ein erstes Treffen stattgefunden. Dort will man mit weiteren Maßnahmen im zweiten Halbjahr starten, wenn der neu gestaltete Marktplatz fertiggestellt wurde. Zunächst wird es ein Stadtspaziergang geben. „Das ist ein sehr gutes Instrument, um den ersten Eindruck eines Besuchers der Stadt – egal ob Mutter mit Kinderwagen, Senior mit Rollator, Tourist oder Einwohner – aufzufangen. Da geht es manchmal auch nur um einen überfüllten Mülleimer, ein schräg hängendes Schild oder einen desolat aussehenden Blumentopf“, erklärt Thomas Kaiser, Innenstadtberater der IHK Südlicher Oberrhein. Auch eine sogenannte Schaufensterdoktorin werde die Außendarstellung von Gastronomie und Handel in der City unter die Lupe nehmen.

Im ersten Projektzeitraum haben die Städte Oberkirch, Haslach, Kehl und Ettenheim als vier von insgesamt sieben ausgewählten Modellstädten teilgenommen und ziehen ein Fazit.

Oberkirch

"Das Thema Innenstadt ist uns seit sehr vielen Jahren wichtig. Wir haben eine große Unterstützung  von Politik, Verwaltung und Stadtmarketing", führt Nadine Klasen, Wirtschaftsförderin der Stadt Oberkirch aus. Es sei vor allem um die Frage gegangen, wo Oberkirch im Vergleich zu anderen Städten stehe. "Der Blick von außen von der IHK war sehr wichtig", so Klasen weiter. Besonders viel gebracht habe der Austausch mit den anderen Modellstädten. "Das war ein großer Mehrwert."  

Das Ergebnis von Befragungen, Analysen und Priorisierungen hat für Oberkirch einen Masterplan mit 37 Einzelmaßnahmen ergeben, sagt Klasen. Unter anderem geht es um die Erstellung eines Imagefilms, eines digitalen Schaufensters und die Erweiterung des bereits bestehenden Gutscheinsystems vor Ort. Teilweise werden diese Maßnahmen von einem Bundesprogramm, für das die Stadt Oberkirch zwischenzeitlich den Zuschlag bekommen hat, gefördert (wir berichteten). 

Ettenheim

Auch in den anderen Kommunen kam das IHK-Projekt gut an. "Das war eine sehr gute Aktion und wir bedauern, dass es schon vorbei ist", resümiert Wolfgang Spengler, Amtsleiter Wirtschaftsförderung und Digitalisierung, bei der Stadt Ettenheim auf Nachfrage der Guller-Redaktion. Für ihn sei vor allem der Austausch mit den anderen Städten sehr fruchtbar gewesen. "Jeder muss das Rad nicht immer neu erfinden", so Spengler. Das Programm habe den Händlern einen Schub gegeben, etwas in Sachen Digitalisierung zu tun. Umgesetzt werden konnte in Ettenheim bisher die Einführung der Ettenheim Card. Hiermit habe man den Schritt zu einem digitalen Gutscheinsystem geschafft. 

Eine weitere Idee, an der man arbeite, sei allen Verkehrsteilnehmern in der Stadt gerecht zu werden, um auch damit die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. "Hierfür prüfen wir aber noch, was umsetzbar ist - auch im baulichen Bereich", so Spengler. In Zukunft sind in Ettenheim sogenannte Mikroevents angedacht, die auch mal auf eine bestimmte Bevölkerungsgruppe zugeschnitten sein können. 

Bei der Innenstadtentwicklung in Ettenheim wird auch der Klimaschutz mitgedacht. "Eine Anregung war, die Innenstadt stärker zu begrünen", so Spengler. Die Beratungen dazu seien im zuständigen Ausschuss positiv verlaufen, weshalb er davon ausgehe, dass der Gemeinderat am kommenden Dienstag der Umsetzung des Vorhabens zustimmen werde.

Umgesetzt werden soll für eine bessere Erreichbarkeit auch die Einrichtung einer Geschäftsstelle des Gewerbevereins Unternehmen Ettenheim. 

Kehl

Sehr positiv zum Projekt äußerst sich auch die Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungs-GmbH Kehl. "Gleich zu Projektstart haben wir Online-Schulungen angeboten und eine Schaufensterdoktorin hat den Gewerbebetrieben tolle Tipps gegeben, wie man den eigenen Außenauftritt mit einfachen Mittel verbessern kann", sagt Fiona Härtel auf Guller-Nachfrage.

In Kehl wurden sechs Sofort-Maßnahmen aus den 25 wichtigsten Maßnahmen ausgewählt. "Hierbei geht es zum Beispiel um die digitale Sichtbarkeit der Geschäfte und Gastronomiebetriebe, um die Stärkung der Aufenthaltsqualität durch grüne Inseln, insbesondere auch in heißen Sommern, um die Zwischennutzungen von Leerständen durch Popup-Stores und um ein Urban Art Projekt in Verbindung mit Kehl als Hafenstadt", berichtet Härtel auf Nachfrage. Bei den Popup-Stores hofft man noch auf weitere Mitstreiter und mögliche Betreiber. 

Als besonders wertvoll wird ebenfalls der Austausch mit den teilnehmenden Kommunen bewertet. "Wir waren mit dem Projekt sehr zufrieden und sind sehr froh darüber, weiterhin gut vernetzt zu sein und Synergien nutzen zu können", so Härtel.

Haslach

Auch in Haslach fällt das Fazit positiv aus. "Wir fühlten uns von der IHK und deren Innenstadtberater Thomas Kaiser bestens betreut", sagt Martin Schwendemann, Amtsleiter für Kultur und Marketing. Und weiter: "Die umfangreichen Analysen, die von 'außen' mit hohem Sachverstand kommen, spiegeln ein sehr objektives Bild unserer Innenstadt wider und sind eine hervorragende Grundlage." 

Gerade die Analysetools wie „standortspezifische Frequenzmessung“ und „viermalige Kundenbefragung“ hätten wertvolle Hinweise für das zukünftige Arbeiten gegeben und wären von einer Stadtverwaltung oder vom Gewerbeverein so gar nicht leistbar. 

Bei der Nennung konkreter Maßnahmen, die aus der Analyse resultieren, hält man sich in Haslach allerdings noch bedeckt. Vieles sei noch im Prozess und noch nicht spruchreif.

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